Gänsehaut-Momente für Vanessa Körndl: Die Taekwondo-Kämpferin vom Team Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten hat sich bei der Militär-Weltmeisterschaft in Südkorea die Krone aufgesetzt und damit einen ihrer größten Erfolg feiern können. Im Herkunftsland des Taekwondo brillierte auch Teamkollegin Leonie Mayer. Die Offendorferin durfte bei ihrer Militär-WM-Premiere über Silber jubeln.
„Ich bin mega happy, weil ich es bei einem großen Turnier jetzt endlich mal ganz nach oben geschafft habe. Ich habe das erste Mal die Deutschland-Hymne bei der Siegerehrung gehört“, sagt eine spürbar begeisterte Körndl, die sich nach ihrem Triumph am Montag etwas früher vom gemeinsamen Gala-Dinner verabschiedete, um am späten Abend noch mit ihrer Heimatzeitung sprechen zu können.
Balsam für die Seele
Der Weltmeister-Titel ist Balsam für die geschundene Seele der 26-Jährigen, der im vergangenen Jahr früh kommuniziert worden war, dass sie in den Olympia-Planungen des Verbands keine Rolle spielt und die vor wenigen Wochen zudem ein bitteres Erstrunden-Aus bei der Europameisterschaft verdauen musste.
In Südkorea schlug Körndl nun eindrucksvoll zurück. Nach einem Freilos wurde die Altmannsteinerin (-67Kg) in ihrem ersten Kampf gegen Giorgia Pezzo (Kanada) ihrer Favoritenrolle gerecht. Danach wurde es knackig. Im Halbfinale wartete mit Ozoda Sobirjonova aus Usbekistan eine Kämpferin, die sich erst kürzlich beim asiatischen Quali-Turnier ihr Olympia-Ticket für Paris gesichert hatte. Wie auch wenig später im Finalkampf, stand Körndl in der entscheidenden dritten Runde kurz vor einer Niederlage, ehe sie Sekunden vor Schluss jeweils einen siegbringenden Kopftreffer landete.
Anschließend brachen alle Dämme. Mit wehender Deutschland-Fahne feierte Körndl, die sich 2018 noch mit Silber begnügen musste, bei einer Ehrenrunde ihren Weltmeistertitel. Auch wenn die Militär-WM in der Taekwondo-Szene ob der etwas geringeren Konkurrenz nicht ganz so hoch angesehen ist wie eine allgemeine Welt- oder Europameisterschaft, sagt Körndl: „Für mich fühlt es sich durch den ersten Platz schon wie mein größter Erfolg an.“
Ihr Smartphone jedenfalls explodierte förmlich vor Glückwünschen. Schon während der anschließenden Dopingkontrolle hatte sie über 100 neue Nachrichten erhalten. „Das ging voll ab.“
Erkältung bremst Mayer im Finale aus
Trotz Erkältung konnte auch Teamkollegin Mayer (-53 kg) auf der Matte punkten und am Tagesende sogar die silberne Medaille in ihren Koffer packen. „Ich habe nicht damit gerechnet. Ich bin glücklich und stolz“, sagt die 18-Jährige, der damit gleich bei ihrem ersten Einsatz für das deutsche Militär-Team direkt der Einzug ins Finale gelang.
Dort wartete Yasmina Narbayeva (Kasachstan) auf Mayer. Drei Runden lang lieferten sich die beiden ein spannendes Duell. Doch die hartnäckige Erkältung machte Mayer mehr zu schaffen als gedacht. „Eigentlich hab ich mich ganz gut gefühlt. Aber schon beim Aufwärmen habe ich gemerkt, dass der Husten zurückkommt. Immer zwischen den Kämpfen in der Pause war es echt schlimm.“ Trotzdem hielt sich die Offendorferin, wich den Tritten der Gegnerin aus. „Ich konnte wirklich gut kämpfen.“
Nach einer Niederlage in der ersten Runde (0:2) behielt Mayer in Runde zwei mit 3:2 die Oberhand. Die letzte Runde musste also die Entscheidung über den Weltmeister-Titel herbeiführen. Die 18-Jährige verließen nun jedoch die Kräfte, sodass sich Narbayeva schließlich mit einem deutlichem 11:0 durchsetzen konnte. Trotzdem ist Mayer sehr zufrieden. „Meine Eltern sind richtig stolz auf mich. Wir haben alle nicht damit gerechnet.“
Bevor es für das Duo vom Team Tiger and Dragon zurück nach Hause geht – auf Körndl wartet unter anderem ein wohlverdienter Familienurlaub auf der griechischen Insel Kos –, steht am Dienstag noch ein Kulturtag im WM-Austragungsort Mungyeong, einer Stadt mit knapp 80000 Einwohnern, auf dem Programm. Insgesamt bleiben viele tolle Eindrücke und Erfahrungen. So schwärmt Körndl etwa von der grandiosen Eröffnungszeremonie inklusive Flugshow und Fallschirmspringern. Auch Mayer ist begeistert: „Ich hab es mir schon krass vorgestellt, aber es war noch besser.“
DK