„Härtestes Rennen meiner Karriere“
Profi-Triathletin Anabel Knoll kämpft in Karlsbad mit Covid-Nachwirkungen – EM-Ticket in der Tasche

14.09.2024 | Stand 14.09.2024, 7:00 Uhr |

Das abschließende Laufen wurde zum Kampf: Die Ingolstädter Triathletin Anabel Knoll rettete sich beim Weltcup in Karlsbad in ihrem „bisher härtesten Rennen“ als 15. ins Ziel. Foto: Imago Images

Nach dem Höhentrainingslager in Livigno war das Gefühl eigentlich richtig gut. Die Ingolstädter Profi-Triathletin Anabel Knoll hatte in Italien wie erhofft vor allem ihre Laufform verbessern können und fühlte sich „leistungsmäßig auf dem Niveau, das ich 2022 hatte“. Dass die Olympia-Teilnehmerin von Tokio dann wenige Tage später nach ihrem 15. Platz beim Weltcup-Rennen in Karlsbad vom „wahrscheinlich härtesten Rennen meiner Karriere“ sprach, hatte dann einen etwas überraschenden, für sie persönlich besonders ärgerlichen Hintergrund.

Rund eine Woche vor dem Wettkampf hatte Knoll eine Covid-Infektion erwischt. Dennoch ging sie in Tschechien optimistisch an den Start. „Ich war seit fünf Tagen negativ, und die medizinischen Tests sowie die Vorbelastung waren jeweils vielversprechend verlaufen“, erzählt die 28-Jährige.

„Ich hatte das Gefühl, ich laufe rückwärts“



Der Auftakt in Karlsbad war dann auch noch sehr ordentlich. Obwohl sie sich beim Schwimmen (1,5 Kilometer) noch zurückhielt („Ich habe mich nicht so richtig getraut“), stieg sie als Zehnte aus dem Wasser und mischte gleich danach auch auf dem Rad (40,8 Kilometer) vorne mit. „Das ist wirklich top gelaufen. Ich hatte das Gefühl, taktisch sehr gut unterwegs zu sein und habe auch einige Plätze gutmachen können“, erzählt sie.

Zum Start auf der abschließenden, zehn Kilometer langen Laufstrecke lag die Ingolstädterin sogar auf Rang vier, ehe nach rund 300 Metern dann scheinbar gar nichts mehr ging. „Das war echt ein Schock, weil ich keine Luft bekommen habe. Ich hatte das Gefühl, ich laufe plötzlich rückwärts“, erzählt Knoll von ihren Kämpfen. Die restliche Strecke sei „nur noch Quälerei“ gewesen, wobei sich die Atmung so schlecht anfühlte, dass sie ihren Vater und Trainer Roland Knoll am Streckenrand sogar kurz fragte, ob sie aussteigen soll. „Das habe ich noch nie gemacht.“ Allein die immer noch gute Platzierung habe sie dann dazu gebracht, irgendwie bis ins Ziel durchzuhalten. „Eigentlich kann man in einem Weltcup-Rennen auch nicht aufgeben, solange man noch in den Top-15 ist“, sagt Knoll, die im Weltklassefeld dann am Ende tatsächlich noch 15. wurde.

Knoll bekommt Ticket für Vichy



Einerseits immer noch ein ordentliches Ergebnis, doch bei Knoll blieb das Gefühl zurück, dass mehr möglich war. „Okay, die Top-3 in Karlsbad waren schon sehr stark, aber bis zum Laufen hatte ich mir eine Top-5-Platzierung absolut zugetraut. Umso ärgerlicher, dass die Lunge dann trotz der guten Werte im Vorfeld nicht mitgespielt hat.“

Doch Knoll bleibt zuversichtlich, will „unbedingt noch zeigen, wofür ich den ganzen Sommer trainiert habe“, wie sie sagt. Beim Weltcup-Rennen in Valencia an diesem Samstag hofft sie deshalb vor allem auf einen „normalen Wettkampf“, und dass ihr Körper den Virus nun endlich komplett hinter sich gelassen hat. Ihr Ziel, in diesem Jahr nach den Erfolgen im Europacup auch im Weltcup noch eine Podiums-Platzierung zu erreichen, ist schließlich weiter aktuell.

Dabei gab es für Knoll in den vergangenen Tagen auch noch eine erfreuliche und motivierende Nachricht. Ihre mühsam erkämpften Ranglisten-Punkte von Karlsbad dürften dazu beigetragen haben, dass sie als eine von drei deutschen Athletinnen einen Startplatz für die Europameisterschaft am 21. September in Vichy (Frankreich) bekommen hat. In der Woche nach Valencia – der ursprünglich geplante Mitteldistanz-Start beim Ingolstädter Triathlon fällt dadurch ins Wasser – wäre dann natürlich eine wunderbare Gelegenheit, um die grundsätzlich gute Form unter Beweis zu stellen.

DK

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