Silberheld Busemann gratuliert
Olympische Spiele wie im Flug: Simon Batz springt in Paris vor 70.000 Zuschauern über acht Meter

07.08.2024 | Stand 07.08.2024, 21:52 Uhr |
Julian Meier

In einer sehr starken Konkurrenz und vor der beeindruckenden Kulisse in Paris gelang dem erst 21-jährigen Simon Batz ein Satz über acht Meter. Fotos: Imago Images/Kappeler, dpa

Simon Batz aus dem Landkreis Eichstätt ist endgültig in der Leichtathletik-Elite angekommen. Wer dafür noch einen Beweis brauchte, musste sich nur in den sozialen Netzwerken umschauen.



Unter den zahlreichen Gratulanten nach dem starken Olympia-Debüt des Offendorfers (Landkreis Eichstätt) war kein Geringerer als der ehemalige Zehnkampf-Star und heutige ARD-Experte Frank Busemann. „Sehr stark!“, kommentierte er Batz’ Auftritt am Dienstagabend. Wenn das von einem olympischen Silbermedaillengewinner kommt, dann darf das was heißen.

So gut war kein Deutscher seit zwölf Jahren



Tatsächlich hat sich Batz beim Debüt auf der gigantischen Olympia-Bühne herausragend geschlagen. Mit starken 8,07 Meter schaffte er es im Weitsprung-Finale auf Platz sechs – die beste Platzierung eines Deutschen seit dem fünften Platz von Sebastian Bayer im Jahr 2012. Die Marke seines heutigen Trainers verpasste Batz nur knapp – Bayer war damals 8,10 Meter gesprungen.



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„Wie im Rausch“



„Ich realisiere noch gar nicht, was ich geschafft habe. Ich gehe wie im Rausch aus dem Stadion“, sagte Batz gegenüber den Heimatreportern. Wie viel Druck auf den Schultern des Weitsprung-Senkrechtstarters lag, war im Hinblick auf die gewaltige Kulisse von 70000 ausgelassenen Zuschauern im vollbesetzten Stade de France klar. Im zweiten Sprung schüttelte er alle Nervosität ab: starker Anlauf, starker Sprung – und flog auf über acht Meter. Das war nicht nur die drittbeste Weite seiner noch jungen Karriere, sondern katapultierte ihn kurzzeitig sogar auf Rang drei.

Persönliche Bestleistung ist 8,18 Meter



Ein Podiumsplatz sollte es in einer extrem starken Weitsprung-Konkurrenz aber trotzdem nicht werden, die drei Medaillengewinner sprangen (noch) in einer anderen Liga. Der Grieche Militadis Tentoglou etwa erreichte bei allen seinen fünf gültigen Versuchen mindestens 8,24 Meter, der beste Sprung ging über 8,48 Meter. Damit konnte er seine Goldmedaille von den Spielen 2021 souverän verteidigen. Auch der Zweitplatzierte Wayne Pinnock aus Jamaika sowie Bronzegewinner Mattia Furlani aus Italien zeigten mit 8,36 beziehungsweise 8,34 klasse Sprünge, die noch nicht in Batz’ Repertoire liegen. Er steigerte seine persönliche Bestleistung heuer schon auf herausragende 8,18 Meter.

Es würde noch mehr gehen für Simon Batz



Der Mann von der MTG Mannheim konnte sich beim Endkampf innerhalb des Finales von Paris durch einen weiteren starken Satz auf 7,95 Meter noch am Chinesen Mingkun Zhang vorbeischieben, dessen bester Versuch gleich weit wie der von Batz war. Mit einer beeindruckenden Serie von sechs gültigen Sprüngen, zwei davon in der 7,90er-Zone und eben einen über acht Meter stand in der Endabrechnung dann Rang sechs.

Ging mehr? Für einen ehrgeizigen Sportler wohl immer. „8,20 Meter wären möglich gewesen, denn die Form ist da. Ich habe aber leider bei keinem Sprung alle Elemente perfekt zusammengebracht“, sagte Batz gegenüber dem „Mannheimer Morgen“ aus der Stadt seines Vereins. Dann wäre der Debütant mit dem Schweizer Simon Ehammer gleichgezogen, der mit dieser Weite den vierten Platz erreichte. Es gibt also auch aus seiner Sicht noch Luft nach oben. Batz trainiert erst seit 2018 professionell und ist keine zwei Jahre in Bayers Trainingsgruppe. „Ich will mich gar nicht auf eine Weite limitieren. Ich weiß nur, dass da noch etwas geht“, kündigte er an.

Nun steht Paris als Tourist auf dem Programm



Ein paar Tage bleibt der Oberbayer nun noch in Paris und will dort die Zeit mit Familie und Freundin genießen, andere Olympia-Disziplinen live verfolgen. Der Druck ist nun weg, bei seinem persönlichen Saisonhöhepunkt hat Batz auch mit Nervenstärke beeindruckt.

Weitere Einladungen zu Diamond-League-Meetings wären ihm eine Freude. Tentoglou und Co. dürfen jedenfalls fest damit rechnen, dass sich Batz mit seinem sechsten Platz beim Olympia-Debüt nicht zufrieden geben wird. Ganz im Gegenteil: Der junge Offendorfer hat gerade erst begonnen.

DK

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