Wie für fast alle Sportler konnte der Tag gar nicht schnell genug kommen: Alica Schmidt ist bei den Olympischen Spielen angekommen. Mehr als fünf Millionen Follower auf Instagram fiebern mit der deutschen Leichtathletin, die in Ingolstadt aufgewachsen ist, mit.
Vor dem Abflug ließ die 25-Jährige die Welt über Social Media noch schnell wissen, was sie alles in ihren schwarzen Rucksack von Team Deutschland gepackt hat: ihre orangefarbenen Sprintschuhe natürlich, ein paar Schönheitsprodukte und neben einem Kopfhörer auch etwas Reiselektüre. Ob sie recht weit kommt im zweiten Teil des Bestsellers „Hunger Games“ („Die Tribute von Panem“) hängt sicherlich auch vom Treiben im olympischen Dorf ab, auf das sich Schmidt so sehr freut wie auf die Sommerspiele insgesamt: „Riesig!“, sagt die 25-Jährige, die in Ingolstadt aufgewachsen ist.
In Tokio vor drei Jahren nur Ersatzläuferin
Größer könnte der Kontrast gar nicht sein, den die Leichtathletin bei ihrer zweiten Olympia-Teilnahme miterleben kann. Bei den Corona-Spielen vor drei Jahren fuhr Japan einen ganz besonders strikten Kurs. Diese Zeiten sind längst vergessen. „Das Zusammenleben im olympischen Dorf wird auch noch einmal anders sein“, freut sich Schmidt auf den Kontakt mit der Jugend der Welt, der nun allen Teilnehmern offensteht.
Ihre ersten Spiele prägten die Leichtathletin, auch wenn sie die größte Bühne der Welt auch sportlich gar voll nutzen konnte: „In Tokio war ich sehr jung und nur als Ersatzläuferin dabei. Trotzdem war es sehr wichtig, diese Erfahrungen zu sammeln, zu wissen, was jetzt auf mich zukommt, und nicht überfordert zu sein“, sagte sie in einem Interview mit der Zeitschrift „Women’s Health“.
Weitere Starter der Region sind Lukas Dauser und Simon Batz
Mit nun 25 Jahren ist Schmidt inzwischen ein fester Teil des Leichtathletik-Teams, mit der Betonung auf Mannschaft. Sie wird in Paris in den Staffelwettbewerben zum Einsatz kommen. Über die 400 Meter, ihrer Paradestrecke ist aktuell keine deutsche Sportlerin in der europäischen und schon gar nicht der Weltspitze. Die läuft die Stadionrunde um die 50 Sekunden oder darunter. Schmidt und ihre Teamkolleginnen sind normalerweise zwei Sekunden oder mehr langsamer.
Die Einzelrennen laufen deshalb ohne Beteiligung des DLV ab. Aber im Mixed und dem Frauen-Quarttet sind Schmidt und Co. konkurrenzfähig. „Sportlich alles geben – und hoffentlich mit der Staffel auch ins Finale laufen. Spaß haben, das alles genießen. Es findet nur alle vier Jahre statt, deshalb muss man alles aufsaugen, was nur geht“, sind deshalb Schmidts Ziele, auf die sie seit Jahren auf dem Weg vom MTV Ingolstadt bis zum SCC Berlin intensiv hingearbeitet hat – es gibt eben nichts Vergleichbares zu Olympischen Spielen.
Stade de France ist fast immer ausverkauft
Besonders für die Läufer auf den Bahnen: „Das werden komplett neue Spiele“, blickt Schmidt noch einmal auf den Unterschied zwischen Tokio und Paris, wo im Stade de France eine ganz andere Atmosphäre herrschen wird: „Dadurch dass das Stadion, soweit ich weiß, so gut wie ausverkauft ist. Für uns als Leichtathleten ist das eine besondere Situation: Volle Stadien haben wir auch nicht so oft.“ Die Vorläufe der Mixed-Staffel sind an diesem Freitag bereits in der Abendsession, entsprechend prächtig dürfte die Kulisse da schon sein.
Nur Simon Biles und Rayssa Leal haben mehr Follower
Eine Medaille ist sportlich kaum in Sicht für Alica Schmidt. Wenn es um die öffentliche Aufmerksamkeit um ihre Person geht, hätte sie einen Rang auf dem Podium bereits sicher – unter all den Weltstars, die in Paris an den Start gehen.
Im Team D ist die 25-Jährige sowieso die absolute Instagram-Königin: Mehr als 5,1 Millionen Fans folgen Schmidt alleine dort, was ihr Deals mit Hugo Boss oder Porsche sowie Auftritte als Model auf Modenschauen oder Roten Teppichen bei Filmpremieren mit Hollywoodstars (kürzlich Will Smith und Scarlett Johansson) eingebracht hat. Bei dieser Follower-Zahl können Basketball-Weltmeister und NBA-Profi Dennis Schröder (4,2 Millionen) und Tennis-Star Alexander Zverev (2,1) nicht mithalten. Hinter der unangefochtenen Turn-Königin Simone Biles (USA/7,5) und Skateboard-Sensation Rayssa Leal (Brasilien/6,5) gewinnt Schmidt sogar beeindruckendes Social-Media-Bronze unter allen Olympionikinnen.
Aufmerksamkeit „zu 100 Prozent“ beim Sport
Doch bereits zu Ingolstädter Zeiten wollte sie sich nicht darauf reduzieren lassen: „Meine Aufmerksamkeit liegt zu 100 Prozent auf dem Sport“, sagt Schmidt, „ich möchte aus jedem Training und jedem Wettkampf rausgehen und sagen können: ,Mehr konnte ich heute nicht geben. Wenn es nicht reicht, soll es so sein. Beim nächsten Mal gebe ich wieder alles.‘“ Das gilt natürlich und besonders für Paris.
ZEITPLAN
• Die Leichtathletik-Wettkämpfe im Stade de France sind das Herzstück der Olympischen Spielen und laufen von 1. bis 10. August. Am Freitag, 2. August, (ab 19.10 Uhr) stehen die ersten Läufe der Mixed-Staffeln über 4x400 Meter an, eine Woche später, 9. August, (ab 10.40 Uhr) ist die Frauen-Staffel mit Alica Schmidt gefragt.
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War schon in Tokio vor drei Jahre bei Olympia dabei: Alica Schmidt, die in Ingolstadt aufgewachsen ist. Foto: Team D/Imago Images
