Abt-Pilot van der Linde verpasst Titel
„Letzte Zehntel aus altem R8 gequetscht“: Aber Happy End für Audi bei Abschied aus DTM bleibt aus

20.10.2024 | Stand 21.10.2024, 10:06 Uhr |

Die letzten Runden für Audi in der DTM fuhren Kelvin van der Linde und Ricardo Feller am Sonntag auf dem Hockenheimring. Fotos: Imago Images

Die Enttäuschung für Kelvin van der Linde war gigantisch. Der 28-Jährige fand am Sonntagnachmittag in der Boxengasse am Hockenheimring zunächst gar keine Worte. So nah war der Südafrikaner im Audi noch einmal dem DTM-Titel gekommen. Und das in einem Ingolstädter Auslaufmodell.

  

„Es waren lange Nächte“, blickte van der Linde zurück, als er am ProSieben-Mikrofon doch die Sprache wiedergefunden hatte. Sie hatten während der langen Saison bei seinem Rennstall Abt alles dafür getan, „um die letzten Zehntel aus dem alten R8 rauszuquetschen“, so der Audi-Pilot, für den am Ende eine Vizemeisterschaft in der Rennserie steht. Dabei hatte er am Samstag noch die Fahrerwertung angeführt.

Ärger wegen Abschied von Audi Sport



Nach dem ganzen Ärger um das Aus des Kundensports bei Audi wäre ein Happy End wahrscheinlich auch des Guten zu viel gewesen. Und so scheint es wohl eher folgerichtig, dass der Abschied der Ingolstädter aus der DTM mit der Enttäuschung vonstatten ging: Beim großen Finale der Rennserie musste sich Abt-Pilot van der Linde im letzten Tanz für den Audi R8 LMS GT Evo II dem neuen Champion Mirko Bortolotti im Lamborghini geschlagen geben. Der Italiener sicherte sich erstmals den Fahrertitel.

Die letzten Fahrten im Audi R8



Beim finalen Showdown auf dem Hockenheimring, bei dem Abt am Sonntag nach 25 Jahren an der Seite von Audi Sport letztmals einen Boliden mit den Vier Ringen in der Serie einsetzte, fuhr der 34-jährige Bortolotti auf den zweiten Rang und verteidigte den knappen Vorsprung vor Kontrahent van der Linde (Südafrika), der nur auf den zwölften Platz kam, souverän. Polesetter Bortolotti (SSR Performance) war mit nur einem Zähler Vorsprung auf den Audi-Piloten ins Rennen gegangen. Den Tagessieg holte sich der Allgäuer Luca Engstler (Lamborghini).

Champion Bortolotti stammt aus Eis-Dynastie



„Ich bin so stolz auf jeden von euch, ich habe keine Worte“, sagte Bortolotti mit Tränen in den Augen über Funk zu seinem Team: „Danke an alle, die für uns die Daumen gedrückt haben.“ Der Sohn aus einer Wiener Eis-Dynastie hatte seine Gesamtführung am Samstag im ersten der beiden Läufe auf dem Hockenheimring zunächst an Tagessieger van der Linde verloren, der dem Auslaufmodell Audi R8 noch einmal alles abverlangt hatte. „Das war der vielleicht wichtigste Sieg meiner Karriere“, sagte der Audi-Pilot danach kampfbereit.

Schwacher Start am Hockenheimring



Doch am Sonntagmorgen schlug Bortolotti im neueren Lamborghini-Modell mit einem Erfolg im Qualifying schon zurück. Als Polesetter lag der Italiener dann im zweiten Rennen des Wochenendes lange in Führung, während van der Linde einen ganz schwachen Start erwischte und nur im Mittelfeld unterwegs war. Bortolotti musste nach der Boxenstopp-Phase noch Engstler vorbeiziehen lassen. Auf dem Weg zum Titel ließ er sich jedoch nicht mehr aufhalten. Für den 34-Jährigen erfüllte sich im dritten Anlauf endlich sein großer Traum. Schon in den letzten beiden Jahren hatte er bis zum Schluss Chancen auf den DTM-Titel, musste sich aber jeweils geschlagen geben.

Kein Audi fährt mehr in der DTM



Eine emotionale Achterbahnfahrt erlebte auch van der Linde, der mit 15 Punkten Rückstand scheinbar aussichtslos in das Finalwochenende gegangen war. Dann verschob sich am Samstag alles zu seinen Gunsten, bevor am Sonntag dann der Rückschlag kam – im allerletzten Rennen für ihn in einem Audi in der DTM; und für ein Modell des Autobauers ebenso.

reh/sid