Was für ein Druck, was für eine Nervenstärke im Olympiastadion von Rom: Der Offendorfer Simon Batz wäre bei seinen ersten großen Titelkämpfen raus gewesen, segelte aber im letzten Versuch über die geforderte Qualifikationsnorm und darf nun am Samstag im Finale der Leichtathletik-EM um eine Medaille für Deutschland kämpfen.
Am Ende konnte Batz am Freitag wieder lachen. Seite an Seite mit seinem deutschen Finalpartner Luka Herden schlenderte der junge Mann aus dem Landkreis Eichstätt in Richtung Ausgang des Olympiastadions. Die Qualifikation für das Finale der Leichtathletik-Europameisterschaften hatte er geschafft, doch der Weg dorthin war eine Zitterpartie. Erst der dritte Versuch in einem spannenden Wettkampf hielt seine Medaillenhoffnung am Leben.
Batz: „Am Ende war es dann ein bisschen nervenaufreibend“
„Eigentlich wäre der Plan gewesen, im ersten Versuch einen soliden Sprung abzuliefern. Das hat nicht geklappt. Am Ende war es dann ein bisschen nervenaufreibend“, meinte Batz lachend. Der Aufsteiger der deutschen Leichtathletik-Szene hielt dem Druck in bemerkenswerter Weise stand. Der erst 21-Jährige haute einen Acht-Meter-Satz raus, als es darauf ankam. Damit zählt der 21-Jährige bei seinen ersten internationalen Freiluft-Titelkämpfen zu den zwölf Weitspringern, die am Samstagabend (20.06 Uhr/ZDF) um Edelmetall kämpfen werden. „Ich bin auf jeden Fall happy, dass es geklappt hat“, sagte Batz. „Und morgen ist ein neuer Tag, da sieht es wieder anders aus.“
Im ersten Versuch locker – zu locker?
In der sengenden Mittagshitze des Freitags waren die Tribünen im Olympiastadion noch sehr überschaubar gefüllt, als Batz gleich als Erster in der A-Gruppe an der Reihe war. Als er nach seinem Sprung aus dem Sandkasten stieg, schaute er bereits skeptisch. Kurz darauf kam die Bestätigung: 7,80 Meter – viel zu wenig für seine Ansprüche und viel zu kurz für die automatische Qualifikation (acht Meter) . „Ich wollte locker bleiben, aber ich glaube ich habe es im ersten Versuch sogar zu locker gemacht, sodass die Power gefehlt hat“, analysierte Batz.
Der Schweizer Simon Ehammer fliegt auf 8,41 Meter
Seine schärfsten Konkurrenten performten deutlich besser: Der Schweizer Simon Ehammer etwa sprang gleich im ersten Versuch 8,41 Meter – Jahres-Weltbestleistung und an diesem Tag unerreicht. Olympiasieger Miltiadis Tentoglu landete bei 8,18 Metern und packte nach erfolgreicher Quali im ersten Versuch gleich wieder die Schuhe ein. Davon war Batz nach seinem zweiten Versuch allerdings sogar noch weiter entfernt: Er verpasste den Moment des Absprungs und lief nur über die Linie. „Im zweiten Versuch hat gar nichts gepasst“, gab der 21-Jährige zu.
Druck im dritten und letzten Versuch sehr groß
Der Druck stieg und war vor dem dritten und letzten Durchgang richtig groß. Mit seiner Weite lag Batz nur auf Rang 13 und drohte das Finale auf der Zuschauertribüne verbringen zu müssen. Dann zeigte er erstaunliche Nervenstärke für sein Alter. Schon kurz nach der Landung brüllte der Athlet, der für die MTG Mannheim startet, auf. Der Sprung war gültig – und Batz wusste, dass er weit war und reichen würde. Tatsächlich waren es 8,03 Meter, womit er die Finalnorm geschafft und am Ende die achtbeste Weite hatte. „Das ist die blödeste Situation, im dritten Versuch irgendetwas müssen zu müssen. Dann ist es auch vom Kopf her gar nicht so einfach. Deswegen bin ich superhappy, dass es noch geklappt hat“, sagte Batz danach mit einer großen Portion Erleichterung.
Teamkollege Herden mit Saisonbestleistung
Gar nicht zittern musste dagegen sein deutscher Teamkollege Herden (LG Brillux Münster), der ein unerwartetes Ausrufezeichen setzte: Schon im ersten Sprung schaffte der 24-Jährige mit 8,08 Meter die Qualifikation für das Finale und stellte damit gleichzeitig eine Saison-Bestleistung auf. Seine vorherige Bestmarke lag gerade einmal bei 7,75 Meter. „Ich bin ein bisschen überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet, direkt im ersten Versuch über acht Meter zu springen – vor allem mit der Saisonbestleistung, mit der ich angereist bin. Umso mehr freue ich mich“, sagte er. Maximilian Entholzner (LAC Passau/7,89 Meter) verpasste als dritter Deutscher das Finale um nur fünf Zentimeter.
Wenn es am Samstag jetzt um die Medaillen geht, will Batz ein anderes Gesicht zeigen und „vorne mitmischen“. Mit seiner persönlichen Bestleistung von 8,18 Metern wäre er aufs „Quali-Podium“ gehüpft.
Herden dagegen will einfach nur seine Leistung bestätigen: „Ich kann entspannt reingehen, die Stimmung genießen und das Beste daraus machen. Wenn ich jetzt im ersten Versuch 8,08 Meter springe, dann denke, ich geht auf jeden Fall was.“ Notfalls im dritten beziehungsweise sechsten Versuch, den die besten acht Springer des Finales dann ansetzen dürfen.
DK
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