Herr der Lüfte
Gleitschirmflieger Hilger aus Neuenhinzenhausen wird Deutscher Meister im Streckenflug

04.01.2025 |

Hoch in die Lüfte schwingen sich die Gleitschirmflieger im Altmühltal. Zweimal Gold und einmal Silber erhielt Peter Hilger für seine Leistungen in der abgelaufenen Saison. Fotos: Meyer, privat

Auf eine sehr erfolgreiche Saison kann Gleitschirmflieger Peter Hilger aus Neuenhinzenhausen zurückblicken. Bei der Siegerehrung vor kurzem in Gunzenhausen stand er gleich drei Mal auf dem Treppchen. So triumphierte Hilger bei der Deutschen Streckenflugmeisterschaft mit dem Gleitschirm in der Kategorie Flachland. Ebenfalls Gold gab es beim Deutschlandpokal. In der Sportklasse landete Hilger auf Platz zwei.

Im Jahr 2010 hat der heute 53-Jährige aus dem Altmannsteiner Ortsteil Neuenhinzenhausen das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt. Nach seiner Fußballkarriere wollte Hilger weiterhin sportlich aktiv bleiben. Mit zwei Fußballkumpels belegte er zunächst einen Schnupperkurs, den die Volkshochschule Beilngries angeboten hatte. Vom Startplatz bei Böhming (Kipfenberg) wurden die ersten Flüge absolviert. Während seine beiden Mitstreiter bald wieder aufhörten, blieb Hilger dem Sport treu. „Es sieht leichter aus als es ist“, sagt Hilger zum Gleitschirmfliegen. Doch er hatte den Ehrgeiz weiterzumachen, ihm gefielen die Flüge über dem Altmühltal. „Am Anfang sind es nur kürzere Strecken. Man braucht schon etwas Erfahrung, um auch längere Flüge meistern zu können.“ 20 oder 30 Kilometer waren schon bald möglich. Irgendwann war dann auch der erste 100-Kilometer-Flug geschafft.

Alle Flüge werden über GPS aufgezeichnet und im Flugbuch dokumentiert. Abenteuerlich und spektakulär kann dann oft die Rückreise sein. Bei den Kurzflügen wird Hilger meist von den Flugkameraden abgeholt. Bei weiteren Strecken geht das nicht mehr. Man sei nach der Landung und dem Packen des Schirms sofort auf der Suche nach dem nächsten Bahnhof. Oft habe man Glück und erwische eine gute Zugverbindung. Manchmal lande man auch in der Einöde und komme nur per Taxi weiter.

In sieben Stunden bis nach Kaiserslautern

Für die Deutsche Meisterschaft im Streckenflug werden die drei weitesten Flüge der Saison gewertet. Hilger erwischte Anfang Mai die beste Thermik. Am 10., 12. und 14. Mai absolvierte er seine weitesten Flüge. Bei seinem besten Versuch überbrückte er eine Strecke von gut 290 Kilometern. Hilger landete hinter Kaiserslautern. Zwei weitere Flüge gingen über 260 und 230 Kilometer nach Österreich. Rund sieben Stunden war der 53-Jährige nach Kaiserslautern unterwegs. In der Luft gibt es keine Pausen. Zu trinken nimmt Hilger immer genügend mit. „Gegessen wird erst wieder am Boden“, so seine Devise. „Für das Austreten unterwegs gibt es Hilfsmittel“. Hilgers längste Flugzeit betrug acht Stunden. Er war also einen ganzen Arbeitstag in der Luft. Apropos Arbeit: Da hat es Hilger gut erwischt. Durch den Schichtdienst kann er auch wochentags zwei bis drei Stunden vor oder nach der Schicht trainieren. Für andere Mitstreiter bleibt oft nur das Wochenende.

Ganz billig ist das Gleitschirmfliegen nicht. Eine komplette Ausrüstung mit Schirm und Rettungsschirm kostet rund 5000 Euro. Alle drei bis vier Jahre sollte der Hauptschirm zudem aus Sicherheitsgründen getauscht werden. Peter Hilger ist Mitglied beim Drachenfliegerclub Ingolstadt, dem rund 250 Personen angehören. Im Altmühltal herrschen hervorragende Bedingungen für den Gleitschirmflug. Auf den Startplätzen bei Oberemmendorf, Böhming (beides Kipfenberg) und Schernfeld trifft man deshalb auch Starter aus dem Bayerischen Wald oder sogar aus Berlin. Von den Startplätzen im Altmühltal aus geht es dann je nach Wind in alle Himmelsrichtungen. So lagen die Landeplätze Hilgers auch schon in der Schweiz, Österreich und Tschechien. Gerade aus Tschechien kann die Heimfahrt wegen der Sprachbarrieren besonders abenteuerlich werden. Ab und zu fährt Hilger aber auch in den Bayerischen Wald, um dort ein paar Trainingsflüge zu absolvieren. Sogar im Urlaub ist der Schirm oft sein Begleiter. In Indien, Kolumbien oder Brasilien hat der 53-Jährige so schon die Thermik getestet und die Länder aus der Vogelperspektive inspiziert.

Krönung seiner bisherigen Laufbahn

Die Flugsaison des Verbandes geht jeweils vom 16. September bis zum 15. September des Folgejahres. Alle Flüge in diesem Zeitraum können für die Wertung gemeldet werden. Zweite und dritte Plätze hatte Hilger auch schon in den Jahren 2021 und 2023 belegte, nun gelang ihm der ganz große Wurf. Zwei Mal Gold und einmal Silber sind eine fantastische Ausbeute. Für Hilger ist das Fliegen zu einer großen Leidenschaft geworden: „Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl.“ In der kalten Jahreszeit finden nur kürzere Flüge statt. Im Frühjahr gibt es dann wieder eine bessere Thermik und angenehmere Temperaturen. Hilger wird sich dann wieder öfter in die Lüfte schwingen und versuchen, weitere Titel und viele Langstreckenflüge zu sammeln.

DK