Eine Speedway-Weltmeisterin war in Pfaffenhofen noch nie am Start – wie auch? Der Titel wurde erst im vergangenen Jahr eingeführt. Gewonnen hat ihn eine Bayerin: So schnell wie Celina Liebmann peitscht derzeit keine Frau ihr Bike über die sandigen Pisten. Im Interview erzählt die 23-Jährige aber auch von einem schlimmen Sturz, der ihr auf der Pfaffenhofener Speedwaybahn passierte. Außerdem berichtet sie von der Eis-Rennbahn, die in ihrem Heimatort Albaching (bei Wasserburg am Inn) aus dem Odelfass entstand – schließlich wird es bei „Drift on Ice“ in der Stadtwerke-Arena auch auf ihre Erfahrungen ankommen.
Frau Liebmann, ganz spontan: Sie hören das Wort „Pfaffenhofen“ – was fällt Ihnen ein?
Celina Liebmann: Natürlich „Drift on Ice“ am 25 Januar. Ich freue mich sehr dabei zu sein. Es gibt aber auch bittere Momente, die ich mit Pfaffenhofen verbinde. Ich denke da an den Abschied von der legendären Speedwaybahn. Wer weiß: Vielleicht bin sogar ich persönlich die letzten Meter auf dem hellen Belag gefahren. Ich war beim letzten Training 2014 dabei, eine traurige Situation.
Sind Sie gerne auf dem verschwundenen Oval gefahren?
Liebmann: Definitiv. Ich habe die Bahn sehr gemocht. Speziell 2013 hatte ich einen brutalen Renntag: Da habe ich irgendwie eine Raketenstufe zusätzlich gezündet. Ich fuhr schneller und besser als sonst, bis ein schlimmer Rennunfall – inklusive Oberarmbruch – meine Show beendete. Ich dachte, mein Arm wäre abgetrennt, weil ich ihn nicht mehr gesehen und auch nicht mehr gespürt habe. Man hat mich dann mit dem Hubschrauber nach München geflogen, wo ich erfolgreich operiert wurde.
Große Dramatik also vor fast zwölf Jahren. Jetzt werden Sie auf Eis driften, und zwar nur einen Katzensprung von der Unfallstelle entfernt. Bereiten Sie sich speziell vor?Liebmann: Gar nicht so sehr, weil ich schon gute Erfahrungen mit dem Fahren auf Eis habe. Mein Vater hat vor einigen Jahren mit dem Wasser aus einem Odelfass eine Bahn präpariert. Bei uns zu Hause war es damals kalt genug dafür und die Drifterei darauf hat mir ziemlich getaugt. Gleich nach Neujahr bin ich aber noch in Sankt Johann im Pongau auf einer richtigen Eispiste gefahren. Da ist es wie beim Fahrradfahren – man verlernt es nicht.
Was soll für Sie in Pfaffenhofen herausspringen?
Liebmann: In erster Linie soll es Spaß machen, und das wird es bestimmt. Ich hoffe auf ein volles Stadion, dann heizen wir den Leuten richtig ein. Das Spektakel und die Stimmung stehen klar im Vordergrund.
Sie kommen als beste Frau, die Speedway fährt – weil Sie sich im letzten Sommer zur ersten Weltmeisterin überhaupt krönten. Wie kam es dazu?
Liebmann: Das Finale fand in Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) bei sehr schwierigen Bedingungen statt. Die Bahn war hart, löchrig, rillig und schmierig. Damit hatten viele Mädels ihre Probleme und konnten deshalb ihr Potenzial nicht richtig zeigen. Wenn man aber Weltmeisterin werden will, muss man mit allen Verhältnissen klarkommen. Ich habe alle meine Starts gewonnen und dann auch alle Läufe – darauf bin ich stolz.
Es war die Premiere, vorher gab es das Format einer Frauen-Weltmeisterschaft nicht. Wie entwickelt sich die Szene?
Liebmann: Mein Gefühl: Da geht noch viel in den nächsten Jahren. In Teterow hatten wir Starterinnen aus Deutschland, Australien, Großbritannien, Frankreich, Argentinien und den Niederlanden. Und schon jetzt habe ich erfahren, dass es viel mehr Anmeldungen für das nächste Finale gibt. Dieses wird im Juli in Kroatien ausgetragen. Beides wird also zunehmen: Die Qualität und die Zahl der Teilnehmerinnen. Ich finde das sehr gut, auch wenn es für mich schwieriger wird, meinen Titel zu verteidigen.
Weltmeisterin im Motorsport – da müssten sich auch die Medien für Sie interessiert haben?
Liebmann: Richtig. Speziell die 30-minütige TV-Doku, die der NDR über mich produziert hat, war natürlich ein Highlight. Die Sendung wurde Ende November ausgestrahlt und seither mehr als 30 000 mal in der Mediathek aufgerufen. Man hat mich bei vier Rennen, einem Trainingstag und zu Hause begleitet. Ganz besonders, wenn es mal nicht lief, musste ich mich zusammenreißen (lacht). Weniger mit meinem Vater streiten und nicht so viel schimpfen war die Devise.
Hat Sie die TV-Crew auch in England besucht?
Liebmann: Okay, jetzt geht es um mein Engagement auf der Insel. Ich war 2024 für das Team der Workington Comets am Start und ja, es stimmt: Auch hier haben mich die NDR-Leute besucht. Ich bin dort drüben rund 20 Rennen gefahren. Eine tolle Erfahrung aber auch eine unglaubliche Herausforderung, alleine schon logistisch. Ständig bin ich zwischen München, Salzburg und meistens Manchester per Flugzeug gependelt.
„Alleine unter Männern“, könnten Ihre Wettkämpfe in England unter diesem Slogan laufen? Oder waren noch weitere Frauen in der Liga am Start?
Liebmann: Tatsächlich war ich die einzige Frau – aber ich habe ich mich gut geschlagen und weiterentwickelt, weil ich so viel Unterstützung bekommen habe. Speziell mit Troy Batchelor – unserem Topstar im Team – bekam ich oft Ärger. Wenn er merkte, dass mein Bike falsch abgestimmt war, kam er sofort zu mir und stauchte mich zusammen: ‘Das baust du jetzt sofort um!‘ Aber genau das war super, weil solche Tipps einfach helfen. Und jetzt freue ich mich auf Pfaffenhofen, wie schon erwähnt: Viele Fans im Stadion zu haben, wäre toll. Und für die Action sorgen wir auf dem Eis.
Das Gespräch führte Erhard Wallenäffer
Kartenverkauf:
Karten für „Drift on Ice“ am 25. Januar (18 Uhr) im Eisstadion gibt es zu den Zeiten des öffentlichen Schlittschuhlaufs sowie während der Heimspiele des EC Pfaffenhofen im Eisstadion. Erwachsene zahlen 18 Euro, Kinder (7 bis 14 Jahre) acht Euro. An der Abendkasse werden zwei Euro Zuschlag fällig.