Rockenfeller und Ekström bei Ford
Audi zehrt nur noch von alten Motorsport-Erfolgen – die Konkurrenz gibt Vollgas in DTM und IMSA

04.12.2024 | Stand 04.12.2024, 20:57 Uhr |

Von Audi zu Ford: DTM- und Le-Mans-Champion Mike Rockenfeller (Foto am Textende) fährt als Stammpilot den Mustang GT3 in der IMSA-Serie in Nordamerika. Dort setzten die Ingolstädter einst den 90er quattro GTO ein, an den das heuer vorgestellte und 630 PS starke Sondermodell des RS6 erinnern soll. Fotos: Ford-Werke GmbH/Audi

Vollgas mit Ex-Audi-Werksfahrern: Ford setzt bei der Rallye Dakar, in der IMSA und vielleicht auch in der DTM auf die früheren Ingolstädter Titelsammler Mike Rockenfeller, Mattias Ekström und Co. – derweil zehrt der Autobauer aus Ingolstadt werbetechnisch nur noch von einstigen Erfolgen, wie jetzt mit dem Sondermodell Audi RS6 Avant GT.

  

Während Audi seine Motorsportaktivitäten komplett auf die Formel 1 konzentriert, aus allen anderen Rennserien werksseitig ausgestiegen ist, den Fahrerkader von Audi Sport aufgelöst hat, sind einstige Werkspiloten bei einem Konkurrenten untergekommen, der einen großen Aufschlag plant – genau dort, wo die Ingolstädter große Erfolge feierten und Lücken hinterlassen; die Rede ist von Ford.

Elektrisch zum Sieg bei der Rallye Dakar



Bei der Rallye Dakar sicherte sich Audi einen Eintrag in den Geschichtsbüchern, als heuer im RS Q e-tron der erste Gesamtsieg mit einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug gelang. Triumphator Carlos Sainz sen. und sein Dakar-Teamkollege Mattias Ekström heuerten nach Audis Rückzug bei Ford an, das bei der Neuauflage der legendären Wüsten-Rallye den brandneuen Raptor T1+ erstmals durch den saudischen Sand jagt.

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Der Ford Mustang GT3 startet in der DTM

Wo die Ingolstädter mit dem letzten Einsatz des Audi R8 LMS GT3 im Abt-Team vor wenigen Wochen ihren tränenreichen Abschied nach 25 Jahren aus der DTM feierten beziehungsweise erleben mussten, taucht ebenfalls Ford nach drei Jahrzehnten Pause auf. Der US-Konzern schickt seine Mustang GT3 mit Werksunterstützung aus Dearborn bei Detroit über den Großen Teich, um ab 2025 die bedeutendste Rennserie Europas möglichst zu erobern.

Mike Rollenfeller gehört zu Fords Stammpersonal



Mit dem Comeback eines altbekannten DTM-Champions ist dabei aber eher nicht zu rechnen: Mike Rockenfeller krönte sich 2013 im Audi zum Meister, der langjährige Werkspilot der Ingolstädter – im R15 TDI dabei auch Le-Mans-Sieger von 2010 – hat 2025 einen vollen Terminkalender: mit dem Ford Mustang in den USA. Der 41-Jährige aus Neuwied gehört nun zum Stammpersonal von Fords Team in der traditionsreichen IMSA-Serie, fährt alle Rennen. Nach sporadischen Einsätzen in diesem Jahr und Podiumsplätzen in der GTD-Klasse der IMSA geht es im Mustang GT3 mit der Nummer 64 in Nordamerika „auf Titeljagd“, wie die deutsche Ford-Tochter in Köln mitteilte. Neben „Rocky“ Rockenfeller startet im Schwesterauto Nummer 65 ein weiterer Ex-Audianer: Christopher Mies war 15 Jahre lang Werkspilot bis zur motorsportlichen Abwicklung von Audi Sport, gewann den 24- Stunden-Klassiker auf dem Nürburgring für die Vier Ringe.

Audi RS6 Avant GT gegen Audi 90 quattro IMSA GTO



Während Ford also Vollgas mit Ex-Audi-Piloten gibt, sind von den Ingolstädtern lediglich Kunden im Auslaufmodell R8 unterwegs – und die Marke zehrt beim Marketing nur noch von den Erfolgen der Vergangenheit. In einem aktuellen Werbefilmchen donnert ein Audi RS6 Avant GT in besonderer Folierung neben einem legendären Rennfahrzeug aus 1989 von der Startlinie einer US-Piste los: beide weiß, rot, schwarz. Das Sondermodell (630 PS, von 0 auf 100 in 3,2 Sekunden, auf 660 Stück limitiert, 191 für den deutschen Markt, 85 für die USA) ist eine Reminiszenz an den Audi 90 quattro IMSA GTO. Sieben Rennen gewann Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck mit dem IMSA-Boliden in Nordamerika. Große Audi-Siege wird es dort vielleicht irgendwann mal in der Formel 1 geben – oder bald von Ex-Audi-Fahrern am Steuer eines Fords.

DK