Rallye Dakar 2023
Audi-Mechaniker schrauben vergeblich: Sainz-Rennwagen nicht zu retten

11.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:43 Uhr

Das darf doch nicht wahr sein: Carlos Sainz und Lucas Cruz nach dem Crash, der das Aus für das Audi-Duo bedeutete. Foto: Imago Images

Am Tag nach dem bitteren Aus für Carlos Sainz bei der Rallye Dakar fährt Mattias Ekström im letzten Audi aufs Podium

Ingolstadt/Riad – Sie schraubten. Und schraubten. Und schraubten. Wie so häufig bei dieser bitteren Rallye Dakar für Audi. Dieses Mal nur vielleicht noch fieberhafter als in der turbulenten ersten Woche. Doch irgendwann im Scheinwerferlicht des Dienstagabends mussten die Mechaniker und Ingenieure von Audi Sport erkennen: Das wird nichts mehr. Startnummer 207 ist zu stark zerstört, um am nächsten Tag an den Start rollen zu können. Das zweite von drei Autos raus; nachdem der 14-fache Dakar-Sieger Stéphane Peterhansel und Co-Pilot Edouard Boulanger am Freitag in hohem Bogen aus der Wüsten-Rallye in Saudi-Arabien gekracht waren. Nun also Carlos Sainz und Lucas Cruz nach der neunten Etappe. Es war zum Verzweifeln, aber die Audi-Jungs schraubten. „Sie machen wirklich einen fantastischen Job“, sagte Motorsportchef Rolf Michl.



Kommt ein Fahrzeug in mehreren Teilen von der Etappe ins Biwak zurück, kann das natürlich nichts Gutes bedeuten. Beim elektrisch angetriebenen RS Q e-tron von Sainz/Cruz reisten die Flügeltüren im Lkw von der Rennpiste zurück ins Lager, den Rest des demolierten Hybrid-Fahrzeugs brachten die Spanier auf Rädern selbst ins Lager. Und dort konnte der 60-Jährige die verrückten Wendungen des Tages auflösen, die in sich teils widersprechenden Infofetzen die Runde gemacht hatten. Das Video von dem mehr als spektakulären Überschlag bei einer Welle nach sechs Kilometern in der Sonderprüfung ging schnell viral. „Ein typischer Unfall in den Dünen“, erklärte Sainz. „Zwei Meter weiter links oder drei Stundenkilometer langsamer, dann hätten wir es vielleicht geschafft. Aber unglücklicherweise funktioniert anscheinend heuer bei uns gar nichts.“

Zum Glück überstanden die Crash-Piloten den Fall glimpflich. Co-Pilot Cruz völlig unbeschadet. Er habe „ein bisschen Schmerzen im Rücken, dem Nacken. Es war ja auch der zweite Unfall innerhalb weniger Tage und ein heftiger Einschlag“, sagte Sainz im Biwak. Von schweren Schmerzen auf der rechten Brustseite war zuvor berichtet, die Verletzung als Grund für den Ausstieg genannt worden.

Wie der dreifache Dakar-Sieger selbst aufklärte, hatte ihn der herbeigeeilte Arzt nach dem Crash zum Check in einem Krankenhaus gedrängt, „obwohl ich mich gar nicht so schlecht fühlte“. Beim Helikopterflug in die saudische Hauptstadt nutzte der 60-Jährige eine Zwischenlandung für einen Appell an den Mediziner: „Sorry, ich muss zurück zum Auto und auf den Servicetruck warten und versuchen morgen weiterzumachen.“ So brach Sainz seine eigene Rettung ab und wurde zurückgeflogen. Zwischenzeitlich war schon sein Ausstieg verkündet worden.

Fahrbereit brachte die Servicecrew das Fahrzeug für den Rücktransport ins Biwak. Man werde „nichts unversucht lassen“, damit die Reparatur gelinge, zeigte sich Sportchef Michl lange hoffnungsvoll. „Das Auto war aber zu schwer beschädigt“, war irgendwann auch Sainz klar. Das jähe Aus dieses Mal war „eine große Enttäuschung natürlich“, sagte er. „Gerade weil es bisher so eine harte Rallye für uns alle war. Nichts hat so funktioniert, wie wir wollten.“

Nur noch ein Fahrzeug hat Audi damit im Rennen – das von Mattias Ekström und Emil Bergkvist, beide ebenfalls schon heftig gebeutelt. In Führung liegend riss ihnen am Samstag ein Stein eine Radaufhängung ab. Dass am Sonntag die Lüftung streikte und weitere Stunden Rückstand auf Spitzenreiter Nasser Al-Attiyah (Katar/Toyota Hilux) hinzukamen, war da schon egal.

Nun also fährt die ganze Audi-Hoffnung im Wagen mit der Nummer 211. Auf der zehnten von 14 Etappen schlugen sich die Schweden am Mittwoch gut und landeten auf der kurzen Wertungsprüfung von Haradh nach Shaybahals als Zweite auf dem Podium. „Das hat uns selbst etwas überrascht“, sagte der frühere DTM-Champion Ekström. Sie wollten es auf dem Weg in die größte Sandwüste der Welt, das Empty Quarter, eher etwas ruhiger angehen lassen.

Die lange Anfahrt mit dann 114 gewerteten Kilometern dominierte einmal mehr Sébastien Loeb (Prodrive Hunter), der seinen dritten Tagessieg in Serie feiern konnte und auch seinen dritten Platz im Klassement festigte. Der neunfache Rallye-Weltmeister aus dem Elsass lag 3:04 Minuten vor Ekström – im Rennen um den Gesamtsieg ist er aber schon 1:37:23 Stunden hinter Titelverteidiger Al-Attiyah zurück.

DK