Heute vor 50 Jahren wurden die Spiele in München eröffnet
Als Olympia-Träume wahr wurden: Drei Passauer erzählen

26.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:26 Uhr

Ein Bild, das um die Welt ging: Der damals 18-jährige Passauer Günter Zahn entzündet am 26. August 1972 im Münchner Olympiastadion die Olympische Flamme. −Foto: Imago Images

Von Tim Trippl

Heute vor 50 Jahren wurden in München die Olympischen Spiele in München eröffnet. Drei Passauer berichten, wie sie Teil der Spiele wurden, wie sie sie erlebten und was sie daraus mitgenommen haben.


Der Wettkämpfer: Nachdem ein Teammitglied hinter den Erwartungen der Trainer zurückgeblieben war, wurde Franz Held (heute 74) vom Passauer Ruderverein in den deutschen Vierer ohne Steuermann befördert. Doch im Trainingslager einige Wochen vor Beginn der olympischen Wettkämpfe lief nicht alles nach Plan: „Die haben einfach übersehen, dass wir leichtere Typen waren als der Vierer mit Steuermann“, berichtet Held. „Wir mussten dann praktisch das gleiche Programm machen und sind total ausgezehrt nach München gekommen. Meine Partner waren alle stinksauer. Im Nachhinein sind wir natürlich froh, dass wir die Bronzemedaille gewonnen haben.“

Der Volunteer: Peter Fahrnholz (84), heute vor allem durch seine langjährige Tätigkeit bei der Leichtathletik-Gemeinschaft und beim Turnverein bekannt, war damals – nach einer Reihe von Sicherheitseinweisungen – bei mehreren Spielen des Fußballturniers in Passau als Aufseher vor den Kabinen der Nationalmannschaften eingesetzt. So konnte er die Fußballer aus aller Welt vor, während und nach den Spielen hautnah erleben. „Das Dreiflüssestadion war ja komplett aufgebrezelt. Dort, wo heute keine Tribünen mehr sind, war damals Platz für 20 000 Zuschauer. Die Stimmung war dann schon auch entsprechend gut“, sagt Fahrnholz. „Mir in Erinnerung geblieben ist die Begegnung DDR gegen Ungarn. Die DDR war ja damals in vielen Sportarten sehr erfolgreich und schon irgendwie besonders. Es war ja sozusagen das zweite Deutschland.“ Die Spieler beschreibt Fahrnholz als für ihn überraschend natürlich und gesellig: „Das Erlebnis war halt, dass man da wirklich mit den Spielern auf dem Weg von und zu der Kabine reden konnte.“

Der Fackelträger: Als Schlussläufer des olympischen Fackellaufs wird Günter Zahn (68) für immer eine besondere Rolle im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von 1972 einnehmen wird. Die Bilder, wie der damals 18-Jährige, die brennende Fackel in der Hand, am 26. August vor 50 Jahren die 200 Stufen zum Turm hinaufläuft und die Olympische Flamme entzündet, gingen um die Welt. Als frisch gekürter deutscher Jugendmeister über 1500 Meter war Günter Zahn, seines ästhetischen Laufstils wegen, für die Ehrenaufgabe ausgewählt worden. „Im ersten Moment wollte ich absagen – ich hatte meine Siegesfeier schon geplant“, sagte Zahn einmal. „Aber so eine Chance bekommt man nur ein Mal.“ Das Münchner Olympiastadion ist Zahn später fast zur zweiten Heimat geworden. Als Trainer kam er jahrelang regelmäßig in die Arena unterm Zeltdach, wenn er seine LG-Athleten zum München-Marathon begleitete. Auch Besuche bei den gerade zu Ende gegangenen European Championships in München ließ sich der Fackelträger von 1972 nicht nehmen. „Da muss man echt sagen: Das ganze Event und alles drumherum war top. Sowas kann man wahrscheinlich nicht wiederholen“, stellt Zahn fest. Das meint er auch mit Blick auf die durch die tollen Münchner Tage entfachte Debatte um eine neue Olympia-Bewerbung. „Man kann jetzt auch nicht sagen: Ich möchte jetzt wieder Olympia“, bringt Zahn vor. Für ihn steht fest: „Man kann das nicht so machen, weil dann ist man in den Fesseln des IOC, muss Verträge abschließen, und dann kann das nie so werden wie jetzt hier.“