Weltmeisterin! Karin Stranzinger krönt ihre Karriere

Größter Erfolg mit einer Hundertstelsekunke Vorsprung: Simbacher Leichtathletin sprintet bei Hallen-WM der Senioren zur Goldmedaille im 60-m-Lauf

13.04.2012 | Stand 13.04.2012, 21:30 Uhr

Dass sie im vergangenen Jahr Europameisterin wurde, war schon ein echter Hammer. Aber jetzt hat Karin Stranzinger ihren damaligen Coup sogar noch toppen können: Bei der Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaft der Senioren in Finnland holte sich die Sprinterin vom TSV Simbach am Inn den Titel im 60-m-Lauf der Altersklasse W 40! Es ist die Krönung ihrer sportlichen Karriere.

Vom 3. bis 8. April fand in Jyväskilä, einer 130 000-Einwohner-Stadt in Mittelfinnland, die fünfte Auflage der Senioren-Hallen-WM statt. Karin Stranzinger reiste zu den Titelkämpfen extra zwei Tage im Voraus an, um sich optimal auf die Gegebenheiten vor Ort einzustellen. Begleitet und auch unterstützt wurde sie von ihrer Tochter Caroline (12).

Nach ihrem Senioren-EM-Sieg von 2011 im belgischen Gent hatte die Konkurrenz Karin Stranzinger mehr denn je auf der Rechnung: Sie wurde als Medaillenanwärterin, wenn nicht gar heimliche Favoritin gehandelt. Da es nun aber weltweit ausgeschriebene Titelkämpfe waren, bekam es die Niederbayerin mit einer ungleich höheren Zahl von Mitbewerberinnen zu tun.

Es gab zwei Vorläufe. Im ersten legte die Italienerin Denise Caroline Neumann eine Siegerzeit von 8,12 Sekunden vor. Dann wurde es für Karin Stranzinger zum ersten Mal ernst. Sie habe ihren Vorlauf "taktisch laufen wollen", wie sie erzählt. Den Sieg überließ die Simbacherin der Estin Piret Granovskaja in flotten 8,04 Sekunden. Stranzinger lief in 8,14 als Zweite über die Ziellinie und schaffte so ohne Probleme den Einzug ins Finale, für das sich die drei Erstplatzierten beider Vorläufe sowie die weiteren drei Zeitschnellsten qualifizierten.

Der Endlauf fand am nächsten Tag statt. Die Zuschauer auf den Tribünen der vollbesetzten Halle in Jyväskylä fieberten der ersten Sprintentscheidung entgegen - ebenso wie Karin Stranzinger unten an der Startlinie. Und mit ihr sieben weitere Sprinterinnen (die qualifizierte Mari Piir aus Estland trat nicht an). Dann der Startschuss: Das Rennen begann verhalten, nach den ersten 30 Metern lagen die Finalistinnen praktisch noch gleichauf. Nun aber schien sich Stranzinger langsam abzusetzen, doch es blieb bis ganz zum Schluss spannend. Erst auf den letzten Metern entschied die Simbacherin das packende Rennen für sich. Bei 8,03 Sekunden blieb die Uhr für sie stehen - und das bedeutete neben WM-Gold auch noch persönliche Bestzeit. Eine Hundertstel dahinter folgte in 8,04 die Estin Granovskaja, Bronze holte die Italienerin Neumann in 8,14.

Jubelnd riss Karin Stranzinger die Arme hoch. Tochter Caroline war eine der ersten Gratulanten. "Das ist das Glücksgefühl überhaupt", strahlte die frischgebackene Weltmeisterin. Für die 41-Jährige, die seit zwei Jahrzehnten von Rainer Massakomis trainiert wird, war es das absolute Karriere-Highlight. Zu ihren Erfolgen in der Jugend - als Zwölfjährige begann sie mit der Leichtathletik - kamen für die mittlerweile dreifache Mutter nach mehreren Babypausen unter anderem diverse deutsche Meistertitel im Seniorenbereich hinzu.

"Nach dem Europameistertitel vergangenes Jahr war meine Erwartung natürlich sehr hoch, bei den Weltmeisterschaften eine Medaille zu erringen", gesteht Stranzinger ein. Sie habe aber "gewusst dass dies nicht einfach werden würde". Ihr Minimalziel lautete daher, "unbedingt in jedem Falle den Endlauf zu erreichen".

Kaum von der WM zurück, zeichnen sich für Karin Stranzinger schon die nächsten Höhepunkte am Horizont ab. Für den Sommer hat sie vor allem die nationalen Freiluft-Meisterschaften der Senioren in Erfurt sowie die EM im sächsischen Zittau fest im Visier. Weitere Medaillen nicht ausgeschlossen ... - red/ow