Lars Bülow: Warum der Bruder von Löwen-Fußballer Kai Bülow auf eine Profi-Karriere verzichtete

<span class='unterzeile'>Lars Bülow (26) vom TSV Simbach war Jugendnationalspieler - "Deutschland wird höchstens WM-Fünfter</span>"

19.01.2011 | Stand 19.01.2011, 9:56 Uhr

Von Helmut Weigerstorfer

Er könnte heute bei der Handball-WM in Schweden dabei sein und für Deutschland um Medaillen kämpfen. Doch die langfristige berufliche Perspektive war ihm wichtiger. Darum landete Lars Bülow (26) in Passau und spielt nun beim TSV Simbach in der Handball-Landesliga Süd. In jungen Jahren waren die heutigen Nationalspieler Sven-Sören Christophersen und Silvio Heinevetter seine Teamkollegen. Im Gespräch mit der PNP erzählt Bülow von seiner erfolgreichen Handball-Jugend - und gibt eine Prognose ab, wie das deutsche Nationalteam bei der WM abschneiden wird.

Ähnlich wie sein Bruder Kai (24), der aktuell für den Zweitligisten 1860 München die Fußballschuhe schnürt, begann auch Lars Bülow in seiner Heimat Rostock als Fußballspieler. Lachend erinnert er sich: "Mein Bruder war aber talentierter. Er spielte meistens und ich saß auf der Bank." So verwundert es nicht, dass Lars Bülow die Sportart wechselte - er wurde Handballer.

In dieser Sportart fühlte sich der 26-Jährige sofort heimisch. "Handball hat sofort geklappt. Mein Vorteil war, dass ich groß gewachsen bin." Warum wechselte Lars Bülow gerade zum Handball? Grund: Für Vater Jochen Bülow, einst erfolgreicher DDR-Segler, war Handball immer die Ausgleichs-Sportart. Und so hatte die Familie schon einen gewissen Bezug zum Handball.

Lars Bülow schloss sich dem HC Empor Rostock an, wo er bereits als A-Jugendlicher bei den Herren in der 2. Bundesliga spielte. "In dieser Klasse konnten junge Spieler nicht alleine vom Sport leben. Gestandene und ausländische Spieler haben aber auch in der 2. Bundesliga schon über 5000 Euro verdient", blickt Bülow zurück. In der darauf folgenden Saison stieg Empor Rostock aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga Nord-Ost ab.

Auch in die Jugendnationalmannschaft wurde er berufen. Bei einer Frankreich-Tour bestritt er drei offizielle Länderspiele, hinzu kommen diverse Testspiele. "Nationaltorhüter Silvio Heinevetter war damals mein Teamkollege in der DHB-Auswahl. Sven-Sören Christophersen bei Auswahl-Trainingslagern mein Zimmerkollege - ein unheimlich angenehmer Zimmerkollege. Christian Sprenger war hauptsächlich in der Jugend häufig Gegenspieler von mir", so der linke Rückraumspieler über Bekanntschaften mit Handball-Profis. Darüber hinaus war Martin Heuberger, Co-Trainer der DHB-Auswahl beim WM-Sieg 2007, Bülows Coach bei diversen Auswahllehrgängen und bei der Militärnationalmannschaft.

Dass Lars Bülow nach Passau kam, hing mit der Wahl des Studiums zusammen - Geschichte, Deutsch und Philosophie. Mit der Absicht, ins entfernte Passau zu gehen, war für den Rostocker die Profi-Karriere abgehakt. Trotzdem wollte er weiterhin Handball betreiben. "Der TSV Simbach bot sich an, weil er der höchstklassige Verein im Umkreis ist." Und so entschied sich das Nordlicht für den damaligen Bayernligisten. Gleich im ersten Jahr stieg Bülow mit dem TSV in die Regionalliga auf.

Warum hat er eigentlich keine Profi-Karriere angestrebt? "Ich hatte zwar viele Angebote in diese Richtung, doch hab’ ich mich früh dagegen entschieden. Der Profisport hätte mein Leben nicht erfüllt." Mittlerweile bestimmt nicht Handball die Lebensplanung, sondern die Arbeit, erklärt Bülow. Derzeit ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft an der Uni Passau.

Handball wird für Lars Bülow immer eine Herzensangelegenheit bleiben - logisch, dass er der DHB-Auswahl bei der WM in Schweden die Daumen drückt. "Die deutsche Auswahl muss noch wachsen, das hat das Spiel gegen Spanien deutlich gemacht." Die Niederlage gegen Frankreich am Mittwochabend gab ihm Recht. "Ich glaube, Platz 5 bis 6 ist das Maximum, was die Brand-Truppe erreichen kann."