Skilanglauf-Karriere
Albert Kuchler: Ein Waidler mit Weltcup-Punkten – und großen Ambitionen

18.01.2022 | Stand 18.01.2022, 14:19 Uhr

Bayerwaldler auf großer Langlauf-Bühne: Albert Kuchler bei der Tour de Ski. −Foto: NordicFocus

Erstmals lief er die Tour de Ski – und gleich in die Weltcup-Ränge: Albert Kuchler (23) aus Lam im Bayerischen Wald. Von seiner Wahlheimat Siegsdorf aus will er die Skilanglauf-Welt erobern.

Albert Kuchler nimmt’s mit Gelassenheit. Nach den ersten Weltcup-Punkten seiner jungen Skilanglauf-Karriere wäre für den Nordischen Skisportler aus Lam im Bayerischen Wald die Chance da gewesen, gleich nachzulegen bei den Wettbewerben in Les Rousses und in Planica. Doch beide Weltcup-Veranstaltungen wurden mit Blick auf die rasant steigenden Infektionszahlen abgesagt. "Bleibt mehr Zeit zum Trainieren", sagt Albert Kuchler pragmatisch.

Die Gelassenheit mag im Naturell des jungen Waldlers liegen, aber es ist vor allem die sportliche Situation, die zur Ausgeglichenheit Anlass gibt. Bei der Tour de Ski erstmals im Weltcup-Zirkus am Start, hat sich Albert Kuchler als 25. im Massenstartrennen von Val di Fiemme auf Anhieb ins Punkteranking der Weltbesten eingetragen. "Sehr zufrieden", wie er sagt, blickt der Bundespolizist, der in Siegsdorf wohnt und in Ruhpolding trainiert, auf die tollen Tage im Kreis der Besten zurück. Es ist das, worauf Albert Kuchler hingearbeitet hat, seit er 2016 die Heimat im Bayerischen Wald verließ, um am Stützpunkt in Ruhpolding eine professionelle Langlauf-Karriere zu verfolgen. Seit 2017 hat der Bayerwald-Export von der Spvgg Lam alle Jugend- und U23-Weltmeisterschaften mitgemacht, bis auf 2020, als langwierige Erkältungen den Ambitionen im Weg standen.

Ein Jahr später dient der einzige männliche Neuling im deutschen Tour-de-Ski Team dem Bundestrainer Peter Schlickenrieder als Beispiel: "Über Alberts erste Weltcup-Punkte sind wir richtig happy. Genau das brauchen wir, um die jungen Leute an die Weltspitze heranzuführen", sagte Schlickenrieder nach den Rennen in Val di Fiemme.

Im Continental-Cup hatte sich Kuchler für den vorolympischen Langlauf-Höhepunkt empfohlen. Seinem ersten Sieg, den er im Dezember im klassischen 15-km-Rennen in Goms in der Schweiz gefeiert hatte, ließ er in St. Ullrich (Österreich) über die selbe Distanz Platz drei folgen – schneller waren nur der Schweizer Olympiasieger Dario Cologna und der russische Routinier Jewgeni Below.

Leider verhindert die Corona-Lage, dass Kuchler die starke Form jetzt weiter auf die Bretter bringt. Die Weltcups in Frankreich und Slowenien fallen aus, über einen Einsatz am Wochenende beim Continental-Cup in Oberstdorf sollte noch entschieden werden. "Auf alle Fälle steht jetzt nochmal eine intensivere Trainingsphase an, Wettkämpfe allein bringen dich nicht weiter", sagt Kuchler. Und weiterkommen, das will er unbedingt.

Es muss ja (noch) nicht Olympia sein – auch wenn’s nicht ausgeschlossen ist. "Es haben noch nicht alle im Team die volle Quali, die Entscheidung liegt beim DOSB", stellt Kuchler fest. Das wäre ein Ding: nach Weltcup-Punkten auch noch eine Olympia-Nominierung. So oder so wird die Heimat im Bayerischen Wald wieder einmal warten müssen. In Lam verfolgt die wintersportbegeisterte Familie mit Mutter Karin, Vater Albert senior und den Schwestern Kathrin und Ramona die Karriere des Sohnes und Bruders. "Nach Hause komm’ ich immer seltener", sagt Albert Kuchler. Als Waidler fühlt er sich trotzdem immer noch, wie er sagt. Ein Waidler mit Weltcup-Punkten.

− mjf