"Die Vorbereitung läuft bestens"
Skistar "Pepi" Ferstl im Interview: Über Vollbelastung und ein mögliches Karriere-Ende

21.09.2021 | Stand 18.09.2023, 20:39 Uhr

Pepi Ferstl beim Abfahrts-Training im Januar auf der Streif: Mit dem Sieg im Super-G zwei Jahre zuvor hatte der Sportler aus dem Landkreis Traunstein für mächtig Aufsehen gesorgt. −F.: Expa/Johann Groder/APA/dpa

Der ESV Mitterskirchen hat am Sonntag seine neue, moderne Multifunktionshalle eingeweiht – mit dabei: Kitzbühel-Sieger Josef "Pepi" Ferstl (32). Die Heimatzeitung sprach mit dem Skirennfahrer aus dem Landkreis Traunstein über Sommertraining, den bevorstehenden Ski-Winter und warum er mit den Kindern in Kitzbühel immer auf eine bestimmte Gondel warten muss.

Pepi, wie geht’s Ihnen?
Pepi Ferstl:
"Danke, mir geht’s sehr gut. Ich bin verletzungsfrei, die Vorbereitung läuft bestens."

Nach einem Sturz auf der Kandahar im Februar war die Saison für Sie beendet. Die Diagnose: Muskelbündelriss im linken Hüftbeuger sowie ein angebrochenes linkes Sprunggelenk. Alles gut verheilt?
Ferstl: Probleme aus dieser Verletzung gab es noch sehr lange, das hat Geduld und Ausdauer gefordert. Seit August arbeite ich wieder im normalen Trainingsrhythmus mit voller Belastung.

Wie sah das Sommer-Training bisher aus?
Ferstl: Es ging natürlich schon wieder auf Schnee, und bei einem Gletschertraining in der Schweiz in Zermatt und Saas-Fee war die Freude natürlich groß, wieder Schnee unter den Skiern zu spüren. Begleitet wurden die Trainingseinheiten von optimalen Verhältnissen. Mit dabei waren auch Skifahrer aus anderen Nationen wie aus Frankreich oder Schweden. Mit einem guten Gefühl konnten diese Einheiten zu den Akten gelegt werden.

Blieb dann auch mal etwas mehr Zeit für Ehefrau Vroni, Tochter Leni und Sohn Hannes?
Ferstl: Zwischen den Lehrgängen wird natürlich jede freie Zeit für die Familie genutzt.

Und was ist mit Mountainbiken, Rennrad-Touren oder Trail-Motorrad-Fahren, alldem, was sie ja gern machen?
Ferstl: Alle Hobbys stehen derzeit sehr weit hinten an beziehungsweise werden aktuell gar nicht ausgeübt, dafür ist die vorhandene Zeit einfach viel zu knapp.

2019 haben Sie den Super G auf der Streif gewonnen, seither ziert Ihr Name eine der Gondeln. Wie oft sind Sie mittlerweile in der eigenen Gondel den Berg hochgefahren?
Ferstl: Natürlich mehrmals, aber nicht bewusst, sondern eher nach dem Zufallsprinzip. Bei Fahrten mit der Familie wird natürlich bewusst schon wegen der Kinder auf die Josef-Ferstl-Gondel gewartet.

Ihr Vater hat mit 27 Jahren seine Karriere beendet, Sie sind 32: Welche Ziele haben Sie noch im alpinen Skirennsport? Wie lange wollen Sie noch den Berg runtersausen?
Ferstl: Nachdem alles derzeit sehr gut läuft, ist natürlich das Thema Olympia in dieser Saison vordergründig. Auch die WM habe ich im Blickfeld. Nach Großereignissen, am besten natürlich im Erfolgsfall, denkt jeder Sportler im entsprechenden Alter über ein Karriereende nach. Wichtige Aspekte sind für mich die aktuelle Gesundheitslage und das Leistungsvermögen gegenüber der Konkurrenz.

Häufig wird im deutschen Skisport über Nachwuchsmangel geklagt. Schließen Sie sich an?
Ferstl: Es gibt bei uns schon viele Talente, aber keinesfalls in der breiten Masse, wie sie die führenden Skinationen Österreich oder Schweiz haben. Wintersport ist leider nur an drei Monaten im Jahr möglich, neun Monate eigentlich nicht. Da haben andere Sportarten, die ganzjährig ausgeübt werden können, natürlich Vorteile.
Interview: Marianne Hahn, Michael Scherer