Zweimal Podium bei Upper Austria Cycling Tour
Gejagt und gewonnen: "Waidla" Schätzl und Reinlein düpieren Rad-Konkurrenz

09.06.2021 | Stand 17.09.2023, 22:07 Uhr

Fährt das Gelbe Trikot auch auf dem Rennrad über die Ziellinie: Der Waldkirchner Mountainbike-Spezialist Martin Schätzl schreit seine Freude über seinen überraschenden Gesamtsieg bei der Upper Austria Cycling Tour heraus. Links von ihm hebt André Reinlein den rechten Zeigefinger, der Waldkirchner wurde Zweiter der Zeit-Wertung. Damit standen zwei Bayerwaldler auf dem Podium. −Fotos: Ulrike Mayrhuber

Sie haben sich gejagt, verfolgt – und letztendlich gegenseitig geholfen: In unvorhersehbarer Harmonie haben die beiden Bayerwaldler Martin Schätzl (29) und André Reinlein (30, beide aus Waldkirchen) eine hauptsächlich österreichische Rennrad-Konkurrenz düpiert. Die im Rahmen der Paracycling-EM ausgetragene Upper Austria Cycling Tour führte in vier Etappen durch Oberösterreich – angeführt wurde sie am Ende von zwei befreundeten "Waidlern".

Sieger der Punkt- und Zeitwertung war Mountainbike-Elitefahrer Schätzl (RSV Passau), der seine Stärken voll ausspielte und insgesamt sieben Sekunden vor Reinlein ins Ziel kam. Ähnlich eng wie der schlussendliche Abstand war während der vier Etappen von Donnerstag bis Sonntag die Zusammenarbeit der beiden Niederbayern.

Teams vs. Einzelkämpfer

Und die brauchte es auch. Der spätere Gewinner des gelben und grünen Trikots Schätzl und Reinlein, der sich auf langen, bergigen Strecken wohler fühlt, sahen sich einer Übermacht gegenüber. Ein international besetztes, starkes Starterfeld mit 78 Fahrern setzte sich vorwiegend aus mehrköpfigen Teams zusammen. Während die Favoriten also ihre Helfer hatten, traten Schätzl und Reinlein als Einzelkämpfer an – doch nach Etappe 1 änderte sich das.

Gestartet in Schwanenstadt war ein verwinkelter 5,3 km-Kurs zweimal zu umrunden, gekämpft wurde vorerst nur gegen die Uhr. Schätzl gewann das Zeitrennen mit im Schnitt 45,1 km/h, Reinlein brauchte nur acht Sekunden mehr. Auf der zweiten Etappe, einem 78 km-Massenstart in Lochen am See, waren die Waldkirchner schnell Teil der Spitzengruppe. Schnell war mit Lars Meseberg (RSV Osterweddingen) ein einzelner Ausreißer voran, als Schild dienten ihm einige Teamkameraden. Beim Versuch einer Attacke kam Reinlein aufgrund eines zu hektischen Abwehrmanövers der führenden Gruppe zu Fall und musste mit angebrochenem Lenker eine halbe Minute Rückstand aufholen. Das gelang nur mäßig: Schätzl beendete die Etappe auf Rang 5, Reinlein auf 30.

Gewitter lässt Defekte und Stürze hageln

Vom Verlauf angestachelt lieferten die Bayerwaldler bei der verkürzten dritten Etappe ab: Schätzl holte sich das gelbe Trikot dank eines Zwischensprints zurück, Reinlein machte Zeit gut, während mehrere weitere Fahrer durch das einsetzende Gewitter zu Fall kamen oder Defekte am Rad zu beklagen hatten.

Eine letzte Etappe über steile Rampen und Zwischensprints bot den Rahmen für ein klassisches Ausscheidungsrennen. Nun arbeiteten die Bayerwalder zusammen, obwohl sie selbstverständlich um Rang 1 konkurrierten: Wenn nicht gerade André Reinlein Hunderte Watt in die Pedale drosch, knallte Schätzl die Hügel hoch. In 16 Runden und gesamt 70 km war die neue Harmonie der Waldkirchner nicht zu schlagen.

Mit einem gewaltigen Zielsprint sicherten sich Schätzl und Reinlein Platz 2 und 4 der Tageswertung. Martin Schätzl nahm das gelbe und grüne Trikot entgegen und erlaubte sich gut gelaunt einen Spaß beim ersten Wettkampf seit Ausbruch der Pandemie, als er sagte: "Einmal alles, bitte!" André Reinlein gratulierte fair und freute sich über Rang 2. "Ein wichtiger Faktor war die gegenseitige Unterstützung, obwohl wir ja Konkurrenten auf den Rundfahrtsieg waren. Aber man sieht, dass man nur gemeinsam erfolgreich sein", sagte Reinlein. In Summe ist es ein ebenso überraschendes wie überragendes Ergebnis.