"Ein großes Fest, wenn alles vorbei ist"
140 Mitglieder weg: Wie Passaus Turnverein gegen die Corona-Folgen ankämpft

20.01.2021 | Stand 17.09.2023, 22:06 Uhr

Peter Niedermeier: Zuversichtlich, dass eine Präsenz-Jahresversammlung stattfinden kann. −Foto: Johannes Munzinger

Der TV Passau hat das breiteste Sportangebot aller Passauer Vereine und ist mit Übungsstunden in vielen Sportanlagen in der Stadt vertreten. Zu Beginn des ersten Lockdowns hatte die Passauer Neue Presse mit Gesamt-Vorsitzendem Peter Niedermeier gesprochen: über mögliche Mitgliederaustritte, "Ersatzsport" und das Vereinsleben generell. Jetzt, nach rund einem dreiviertel Jahr und während des zweiten Lockdowns, informierte der Clubchef über den aktuellen Stand.

Herr Niedermeier, seit April 2010 sind Sie der 1. Vorsitzende des TV Passau. Welche Aufgaben hat eine Vereinsverwaltung, wenn es keinen Sport geben darf?
Peter Niedermeier: Es gibt Routinearbeiten, die jedes Jahr anfallen, wie Geräteüberprüfung und Pflege der Außenanlagen, denn der Rasen wächst auch ohne Sport. Auch haben wir die sportfreie Zeit genutzt und eine neue Heizung im Altbau eingebaut, die dringend erforderlich war. Der Hallenboden konnte in dieser Zwangspause ohne Sporteinschränkungen grundgereinigt werden. Und, in den wenigen sportaktiven Zeiten im Sommer haben wir Hygienekonzepte erarbeitet und immer wieder angepasst. Die Turnratsmitglieder wurden zur Videokonferenz gebeten, die überraschend gut geklappt hat, und zwei Turnratssitzungen fanden in der Jahnhalle mit gehörigem Abstand statt.

Die Mitglieder merken aber von diesen Aktivitäten kaum etwas. Gibt es coronabedingte Reaktionen?
Niedermeier: Leider ja. Wir hatten ganz zu Beginn bereits Austritte, wo wir über vorschnelle Kündigungen erstaunt waren. Nun häufen sich aber die Austritte, weil wohl viele die Einschränkungen und das fehlende Übungsangebot für länger befürchten. Umso dankbarer sind wir allen Mitgliedern, die unserem TV die Treue halten. Die enge Verbundenheit vieler Mitglieder zeigt sich auch bei den Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft, die in diesem Jahr sogar drei Mal für 70 Jahre und einmal für 75 Jahre stattgefunden hätte.

Wie viele Austritte hatten Sie bislang zu verzeichnen?
Niedermeier: Wir haben natürlich jedes Jahr Austritte und Eintritte. Wir hatten, seit ich 1. Vorsitzender bin, immer einen Zuwachs. In Summe haben wir im Jahr 2020 140 Mitglieder verloren.

Kann man diese Zahlen auf Sparten beziehen?
Niedermeier: Das lässt sich nach Spartengröße prozentual umlegen. Aber natürlich ist bei großen Abteilungen der Anteil vor allem im Kinder- und Jugendbereich größer. Viele Eltern sehen den Verein als Dienstleister und kündigen, wenn du nichts anbietest; sie hinterfragen nicht den Auftrag, den ein Verein neben dem Sport hat; er ist ja auch sozusagen als Kitt in der Gesellschaft zu verstehen und hat einen gewissen Erziehungsauftrag.

Haben Sie einen Plan, wie es nach Corona weiter geht?
Niedermeier: Wenn alles vorbei ist, werden wir ein großes Fest feiern, ohne Zwang mit viel Spaß und hoffentlich auch vielen Kontakten.Die Fragen stellten Erich Kopp und Bernhard Rössler. Das gesamte Interview lesen Sie in der Mittwochsausgabe Ihrer Passauer Neuen Presse, Heimatsport.