Keine Ausnahmen in Bayern
Sport im Lockdown: Welchen Preis zahlen die Kinder? BLSV warnt vor "dramatischen Auswirkungen"

03.11.2020 | Stand 17.09.2023, 22:05 Uhr

Lange nicht möglich: Kinder dürfen im Lockdown nicht gemeinsam Fußball spielen. −Symbolbild: Sven Kaiser

Der Bayerische Landessportverband (BLSV) warnt vor "dramatischen Auswirkungen", der Landessportbund Nordrhein-Westfalen prophezeit einen "verlorenen Jahrgang". Auch im zweiten Lockdown während der Corona-Pandemie sind Kinder und Jugendliche mehr oder weniger zum Nichtstun verdammt. Für Sport im Freien wird in den nächsten Woche wohl oft das Wetter zu schlecht sein, Hallen sind gesperrt, gemeinsames Sporttreiben ist ohnehin verboten. Und dass die Corona-Einschränkungen mit dem 30. November aufgehoben werden – damit rechnet kaum jemand.

Der BLSV warnt anlässlich des neuerlichen Lockdowns zusammen mit der Bayerischen Sportjugend (BSJ) vor den langfristigen Folgen für Kinder und Jugendliche. Seit dem Frühjahr sei bereits zu erahnen, "dass die Mitgliederzahl in den bayerischen Sportvereinen im Kinder- und Jugendbereich um 5 Prozent rückläufig sein wird", heißt es in einer Mitteilung. "Dies ist eine Besorgnis erregende Entwicklung – denn Sport und Bewegung sind grundlegende Pfeiler in der Entwicklung von Körper und Geist eines jeden Menschen, insbesondere im Kindes- und Jugendalter." Der einzige Lichtblick sei der Schulsport, heißt es in dem Schreiben von BLSV und BSJ. Allerdings ist nach Informationen der Heimatzeitung längst nicht geklärt, ob dieser nach den Herbstferien überhaupt noch erlaubt sein wird (siehe auch Interview-Kasten).

"Gerade jetzt in der Corona-Pandemie ist es von größter Bedeutung, dass mindestens der so wichtige Schulsport weiter stattfinden kann", fordert BSJ-Vorsitzender Volker Renz. BLSV-Präsident Jörg Ammon appelliert an Kommunen, "Sportanlagen und -hallen für den Schulsport offen zu halten."

"Keine Differenzierungen nach dem Alter der Sporttreibenden" in Bayern

Einen Vorstoß hat nun Mecklenburg-Vorpommern gewagt. Das Bundesland hat die beschlossenen Lockdown-Regeln nicht Eins-zu-Eins umgesetzt. Dort dürfen Kinder und Jugendliche im organisierten Freizeit- und Amateursport auch mit der Mannschaft trainieren. Für die Übungseinheiten gilt die Einteilung fester Gruppen und die Einhaltung der Hygieneregeln. Auch in Berlin ist Kindern bis zwölf Jahren das Training an der frischen Luft in festen Gruppen von bis zu zehn Personen erlaubt. Ein Vorbild für Bayern?

Auf PNP-Anfrage stellt das zuständige Bayerische Innenministerium klar: "Paragraf 10 der 8. Bayerischen Infektionsschutzverordnung sieht keine Differenzierungen nach dem Alter der Sporttreibenden vor. Die Bayerische Staatsregierung wird zu gegebener Zeit über die weiteren Schritte vorbehaltlich der zukünftigen pandemischen Entwicklung entscheiden."

So bleibt es im Freistaat bis mindestens Ende des Monats dabei: Im Klassenzimmer dürfen sich Kinder mehrere Stunden miteinander aufhalten, gemeinsam Fußball spielen aber nicht. Dieses Ungleichgewicht prangerte auch DFB-Präsident Fritz Keller in der "Bild am Sonntag" an: "Schulen und Kindergärten bleiben offen, obwohl sich die Kids in geschlossenen Räumen aufhalten, aber Sport unter freiem Himmel ist verboten."

− sme

Bei PNP Plus lesen Sie ein Interview zum Thema mit dem Passauer Allgemeinarzt Dr. Stefan Hafner. Er fordert "intelligente Lösungen", denn: "Die Sache mit Corona ist am 30. November sicher noch nicht vorbei."