Extremsportler im Porträt
Triathlon um die Welt: Das irre Projekt von Jonas Deichmann – den Grundstein legte er in der Region

13.08.2020 | Stand 17.09.2023, 22:04 Uhr

Mit dem Rad hat Jonas Deichmann schon mehrere Weltrekorde aufgestellt. −Fotos: Deichmann/Augustin

Er hält bereits vier Weltrekorde. Im September will Extremsportler Jonas Deichmann etwas wagen, was sich noch niemand getraut hat: Die Welt im Triathlon umrunden. Sein Aufwärmprogramm: Ein Triathlon entlang der deutschen Grenze. Dieser führte ihn in den letzten Tagen durch den Bayerwald und Passau. Ein Treffen mit einem in vielerlei Hinsicht extremen Typen.

Im Grunde ist sein Leben ein einziger Selbstbetrug. Jonas Deichmann (33) setzt sich schier wahnsinnige Ziele – nur um sie im nächsten Moment wieder zu verdrängen. Wenn er in Alaska aufs Rad steigt, um über die Panamericana knapp30000 Kilometer bis nach Feuerland zu fahren, zwingt er sich dazu, nicht an Ushuaia zu denken. Am Nordkap sinniert er nicht über das Kap der Guten Hoffnung, obwohl er ja genau dort ankommen will. "Für die Motivation wäre das der größte Fehler, den du machen kannst. Ziel ist immer die nächste Tankstelle, der nächste Supermarkt, das nächste Dorf." Oder eben ein Café am Passauer Residenzplatz wie in dieser Woche.

Deichmann – Sonnenbrille und Cap – kommt im Laufschritt auf die Terrasse, 15 Kilometer hat er heute schon hinter sich. Und es ist gerade halb zehn. Ziel erreicht. Zeit, sich das nächste zu setzen. Mittagessen in Schärding. Klingt gut. Aber jetzt gibt‘s erst einmal Frühstück. Croissant und Eistee, irgendwie müssen die Kalorien ja reinkommen. Zeit für eine Frage: Was zum Teufel hat er vor, dieser Mann mit dem Zehn-Tage-Bart und dem schwäbischen Zungenschlag?

"Ich wache morgens auf und will etwas erleben, was ich vorher noch nicht erlebt habe." Einen Triathlon entlang Deutschlands Grenzen zum Beispiel. Ende Juli ist Deichmann am Bodensee gestartet, er durchschwamm ihn, stieg aufs Rad. Er fuhr in den Norden, an der Küste entlang und dann wieder südwärts. Bis nach Zwiesel. Dort übergab er sein Rad einem Händler, der es zurück an den Bodensee schickt. Seither ist er zu Fuß unterwegs. In knapp zwei Wochen wird er, wenn alles glatt läuft, wieder am Bodensee sein. Und wozu das alles?

Deutschland-Umrundung als Aufwärmprogramm

"Wenn man so will, ist es ein Aufwärmprogramm", sagt Deichmann, ohne mit der Wimper zu zucken. Es stimmt ja auch. Im Vergleich zu seinem Projekt, das er am 20. September starten will, ist die Deutschland-Umrundung eine leichte Dehnübung. Im Triathlon einmal um die Erde, das hat sich Deichmann vorgenommen. "Ich habe schon länger den Traum, die Welt zu umrunden, ohne einmal ins Flugzeug zu steigen." Durch die Weltmeere will er segeln. Zwölf bis 14 Monate plant er für das Abenteuer ein. Er wird sich im tiefsten Winter durch Russland kämpfen, die Wüste Gobi durchqueren.

Dagegen sind Marathon-Läufe über die Gipfel des Bayerischen Waldes pure Entspannung. Und an Croissants wird Deichmann in Sibirien auch schwer kommen. Für den Schwaben – in Stuttgart geboren und Pforzheim aufgewachsen – ist dieser Luxus aber ohnehin eher Ausnahme als Regel. "Normalerweise bin ich nicht in solch zivilisierten Gegenden wie Passau unterwegs."

Vier Weltrekorde hält Deichmann. Keiner fuhr mit dem Rad schneller quer durch Europa. Gleiches gilt für Eurasien, die Panamericana von Alaska nach Feuerland und die Cape-to-Cape-Tour vom Nordkap zum Kap der Guten Hoffnung. Weltrekord Nummer fünf soll jetzt folgen.

Wieso Deichmann schon immer ein Mann fürs Extreme war, welche unglaublichen Erfahrungen auf seinen Touren bereits gemacht hat und wie er ohne jeglichen materiellen Besitz lebt, lesen Sie kostenlos nach kurzer Anmeldung hier: Extremsportler trainiert in Südostbayern für Weltrekord