Leichtathletik in Plattling: Warum noch keine Wettkämpfe stattfanden – und wie es weitergehen wird

01.07.2020 | Stand 17.09.2023, 22:03 Uhr

Christina Schmid:Die Wurfspezialistin übernahm das Amt der Leichtathletik-Abteilungsleiterin des TSV Plattling im Januar 2019. Im Interview spricht die 26-Jährige über die wettkampffreie Zeit und die nahe Zukunft. −Foto: Emberger

Das Wetter soll gut werden am Samstag, die Sonne lacht über dem Karl-Weinberger-Stadion in Plattling. Aber was hilft das jetzt noch? Hunderte hätten sich getroffen zur Niederbayerischen Leichtathletikmeisterschaft, ausgerichtet vom heimischen TSV. Die Corona-Pandemie fegte zielsicher auch diesen Wettkampf vom Kalender, die Meisterschaft wurde abgesagt. Dass der rechtliche Rahmen seit 8. Juni abgesteckt wäre und seit vergangener Woche auch Umkleiden geöffnet werden dürfen, hat an der Absage nichts verändert. Und so stellt sich die Frage: Wie geht es denn weiter mit den Leichtathletinnen und -athleten?

Heimatsport.de fragte bei Christina Schmid nach – und die Abteilungsleiterin hat gute Nachrichten: "Mit den bayerischen Meisterschaften im September haben wir endlich wieder ein Ziel vor Augen. Das hilft schon sehr!"

Frau Schmid, aus rechtlicher Sicht dürfen Wettkämpfe im Freien in Bayern schon seit drei Wochen wieder stattfinden. Dennoch war es abseits des Trainings ruhig. Warum fand noch kein Wettkampf statt?
Christina Schmid: "Die Wettkampfauflagen in Bayern waren lange Zeit noch extrem. Die Athleten mussten einzeln kommen, Betreuer oder Eltern durften kaum mit und Umkleiden und Duschen waren geschlossen. Man durfte auch am Kiosk nichts verkaufen, das ist dann auch eine Geldfrage. Aus diesem Grund machte es so bisher keinen Sinn."

Haben die Athleten des Vereins an Wettkämpfen anderer Vereine teilnehmen können?
Schmid: "Ja, es haben kleine Vereinsmeisterschaften in verschiedenen anderen Bezirken stattgefunden. Drei von uns waren vergangene Woche bei einem Stützpunktwettkampf in Passau. Am kommenden Wochenende findet dann der erste Werfer-Wettkampf statt, die Moosacher Wurfserie in München."

Welche Wettkämpfe sollen in diesem Jahr noch veranstaltet werden?
Schmid: "Der Verband hat die Bayerischen Meisterschaften für September angesetzt. Am 5. und 6. starten die Männer, Frauen, U20 und U18. Die U16 und U23 sind dann am 26. und 27. September dran. Das ist für unsere Athleten sehr wichtig, weil sie damit endlich wieder ein Ziel vor Augen haben. Das hilft schon sehr! Darauf können wir nun hintrainieren."

Wie plant der TSV Plattling für die nahe Zukunft?
Schmid: "Die Umkleiden und Duschen sind wieder frei und Fahrgemeinschaften dürfen wieder gebildet werden. Auch die Abstandsregelungen im Wettkampf wurden gelockert. Derzeit überlegen wir, Mitte August oder Anfang September einen kleinen Wettkampf in Plattling auszurichten. Das steht aber noch in der Schwebe."

Wie wird derzeit trainiert?
Schmid: "Viermal die Woche sind die mittlere und die große Gruppen, also ab der U14 aufwärts, im Karl-Weinberger-Stadion. Die meisten trainieren dann ein fünftes Mal, aber jeweils individuell zuhause. Mit den Kleinen können wir leider noch nicht trainieren, weil es dort schwierig ist, die Abstandsregelungen einzuhalten. Man darf ja keine Spiele machen, und wenn ich die Kinder eine Stunde lang Weitsprung machen lasse, dann langweilt sie das."

Wie kann sich eine derart lange Pause auf die Form der Athleten auswirken?
Schmid: "Das Leistungsniveau in diesem Jahr wird schwierig abzuschätzen sein. Ich glaube, dass es sehr unterschiedlich sein wird: Manche haben die Pause vielleicht genutzt und können sich steigern, andere dagegen werden zu kämpfen haben. Tendenziell war es gerade für Athleten aus den technischen Disziplinen wie Sprung und Wurf schwierig, am Ball zu bleiben. Beispielsweise machen die Werfe von März bis Mai die meisten Würfe des Jahres. Diese Zeit fehlt komplett. Entsprechend sind wir vom Trainingsplan erst auf dem Stand vom April."

Das Gespräch führte: Sebastian Lippert