Ironman Florian Schedlbauer: "Mir fehlt der Geruch von Chlorwasser"

14.05.2020 | Stand 14.05.2020, 17:18 Uhr

Vor zwei Jahren wurde Florian Schedlbauer "Deutscher Meister" beim Challenge Regensburg, dort lief er als Erster seiner Altersklasse ins Ziel ein. −Foto: marathon-photos.com

Ironman und Intensivfachkrankenpfleger, da treffen in Corona-Zeiten zwei Welten aufeinander – oder vielleicht doch nicht? Florian Schedlbauer (38), viermaliger Teilnehmer des Triathlons auf Hawaii, muss wegen der Pandemie nicht nur sein Training neu strukturieren, sondern auch seine Ziele für diese größtenteils wettkampffreie Jahr neu definieren. Ein Gespräch mit dem Ausdauer-Sportler über Erfolge, Einsamkeit und "Everesting".

Florian, wie sieht Dein derzeitiger Trainingsplan im Unterschied zu einem "normalen" Sportjahr aus?
Florian Schedlbauer: "Im Prinzip fehlen jetzt schon die wettkampfspezifischen Einheiten, welche das spätere Renntempo einschleifen sollen. Außerdem hatte ich wie jedes Jahr eine Woche Trainingslager in Mallorca geplant, das fiel ja leider aus. Zurzeit spule ich aber in etwa dieselben Radkilometer ab wie im Vorjahr. Dabei versuche ich meine Kraftausdauer zu entwickeln, indem ich viele Berge fahre, was sich ja bei uns im Bayerischen Wald buchstäblich anbietet. Meine Lieblingsroute ist übrigens der Anstieg von Schwarzach hinauf nach St. Englmar."

Wie viele Kilometer legst Du derzeit in einer Woche durchschnittlich zurück?
Schedlbauer: "Mit dem Fahrrad sind es gut 300 Kilometer, dazu laufe ich wöchentlich 50 Kilometer. 12000 Kilometer sollen es auf dem Rad am Jahresende werden, 1800 Kilometer beim Laufen. Mein persönliches Ziel ist es, die eigenen Grenzen ein ums andere Mal zu verschieben."

Triathlon – wie der Name schon sagt – besteht aus drei Disziplinen, aber Schwimm-Training ist ja derzeit nicht möglich. Wie bereitest Du Dich auf diese Sportart vor?
Schedlbauer: "Ich war vor der Corona-Krise in einer echt guten Schwimm-Form, wie meine Trainingsergebnisse gezeigt haben. Jetzt versuche ich, mit Zugseil und Athletik-Training sowie entsprechenden Gymnastik-Übungen diese Form zu halten, was natürlich dem Training im Wasser nicht gleich kommt. Mir fehlt einfach der Geruch von Chlorwasser (lacht)."

Welche Wettkämpfe hattest Du in diesem Jahr geplant?
Schedlbauer: "Natürlich hätte ich mich auf die Niederbayern-Meisterschaft in Deggendorf gefreut. Mein Hauptziel für 2020 ist der Ironman Frankfurt, der im Moment von Juni auf September verschoben wurde. Der Wettkampf kann aber noch ganz abgesagt werden, das ist noch nicht abschließend entschieden. Die zweite Saisonhälfte ist derzeit noch vollkommen offen."

Du nimmst jetzt an einem virtuellen Rennen in Freyung teil, worum geht’s da genau?
Schedlbauer: "Ja, das ist richtig, ich starte beim FRG Virtual Run am Pfingstwochenende, der von den Fußballern des DJK SG Schönbrunn am Lusen organisiert wird. Im Rahmen dieser Veranstaltung habe ich den Verein herausgefordert, dass ich alleine gegen eine Staffelmannschaft antrete. Während die Vereinsmitglieder die Duathlon-Distanz, bestehend aus fünf Kilometer Laufen, 100 Kilometer Radfahren und dann nochmals 21 Kilometer Laufen auf beliebig viele Sportler aufteilen dürfen, spule ich diese Strecken alleine in einem Stück ab."

Hast Du noch ein paar solch coole Ideen während der Corona-Zeit?
Schedlbauer: "Ja natürlich. Ich überlege, eine sportliche Herausforderung im Juni oder Juli zu bewältigen, die sich ,Everesting’ nennt. Das bedeutet, dass ich die Gesamthöhenmeter des Mount Everest in einem Zug bewältigen will. Geplant ist, dass ich einen von mir ausgesuchten, fünf Kilometer langen Anstieg 32-mal mit dem Fahrrad bezwinge und die ersten und letzten zehn Kilometer laufend zurück legen werde. Gerne möchte ich diese Challenge mit einer Benefizveranstaltung verbinden und dabei Geld für einen guten Zweck sammeln."

Du arbeitest im Donau-Isar-Klinikum Deggendorf als Intensivfachpfleger und erlebst dabei die derzeitige Krise hautnah. Wie schaffst Du es trotzdem, neben Deiner Arbeit diesen Trainingswillen aufzubringen?
Schedlbauer: Gerade nach getaner Schichtarbeit, immer in voller Schutzkleidung, ist es geradezu befreiend, wenn einem der Wind um Nase und Mund bläst, ohne dabei wieder einen Mund-Nasen-Schutz tragen zu müssen. Ich liebe die Freiheit und den Wind im Gesicht und das Gefühl tiefster Zufriedenheit nach einer anstrengenden Einheit.

− eds/mis