Strava-Stories, Teil 13
Konrad Kufner: In der Einöde geboren, in der Natur zu Hause

08.05.2020 | Stand 17.09.2023, 22:03 Uhr

Höhenmeter sind ihm die liebsten: Konrad Kufner beim Traillauf.

Sie fahren zehntausend Kilometer pro Jahr oder laufen Halbmarathons vor dem Frühstück: In loser Abfolge präsentiert die Sportredaktion die "Strava-Stories": In der Serie stellen wir Hobbysportler/innen aus der Region vor, die Beeindruckendes leisten und ihre Mitmenschen zu persönlichen Höchstleistungen inspirieren, heute Teil 12: Konrad Kufner (45) aus Ruderting.

DER SPORTLER
Wenn einem eine Liebe zu einsamen Gegenden in die Wiege gelegt wurde, dann wohl Konrad Kufner: Vor circa 45 Jahren blieb der Käfer seiner Eltern in einem Tal bei Haag nahe Hauzenberg im Schnee liegen – und Konrad Kufner kam in einem Haus inmitten jener Einöde zur Welt. Heute lebt der Familienvater (zwei Kinder, 9 und 16 Jahre alt) und Personalleiter in Ruderting. Früher jagte Kufner gegnerische Spielmacher übers Fußballfeld, heute jagt er Bestzeiten, am liebsten seine eigenen. Mit 20 Jahren war’s mit Fußball vorbei, Kufner verschrieb sich dem Mountainbikefahren und sah Himmel wie Hölle bei der Salzkammergut Trophy (220 km / 8000 Höhenmeter). Der "Donaulauf" seines Heimatvereins WSV Otterskirchen öffnete ihm dann die Augen: Kufner flitzte die 10 km in 36 Minuten, entdeckte sein Lauftalent und holte mit Hilfe von Günther Zahn (LG Passau) in unzähligen Trainingseinheiten sein Optimum heraus. Seit 25 Jahren ist er dem intensiven Leistungssport treu, über die Jahre kamen Skibergsteigen und Trailrunning hinzu. Von den Gipfeln wandert nun immer ein Stein in seine Tasche – "deshalb hat der Arber auch schon an Höhe verloren", scherzt Kufner. Mittlerweile läuft er fürs Xc-RUN/Gore Wear/Asics-Team.

SEIN ZIEL
… ist eine Top-Ten-Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft im Ultra Trail, eine Tour mit 100 Kilometern Länge und 4000 Höhenmetern zwischen Start und Ziel. Im Herbst soll bei der Berglauf-WM in Südtirol mit dem Tittlinger Olaf Schober eine gemeinsame Medaille herausspringen. Aber: alles abhängig von Corona. Nachdem derzeit keine Wettkämpfe stattfinden, werden Strava-Kronen gesammelt: Diese gibt’s für geholte Bestzeiten auf bestimmten Streckenabschnitten (genannt KOM / King of the Mountain). "Die verfolge ich schon gern als kleines Nebenziel", sagt Kufner.

SEINE MOTIVATION
"Ich laufe, weil ich beim Laufen in der Natur ganz bei mir bin", sagt Konrad Kufner. Oft trifft er stundenlange keine Menschenseele – wie am Sonntag, als er von Ruderting nach Ringelai und zurück lief (47 km). "Wenn ich in den Wäldern im Bayerischen Wald oftmals bei Dunkelheit starte, hat es fast eine meditative Wirkung", sagt er. Der Sport dient ihm da auch als Ausgleich zum Job – und die Familie hilft gern mit. "Es ist immer wieder ein überwältigendes Gefühl, wenn meine Frau im Ziel auf mich wartet."

SEIN TRAINING
An die 100 Kilometer pro Woche legt Konrad Kufner zurück – nebenbei fährt er noch dazu Mountainbike oder Rennrad. Trainiert wird unter Anleitung von Bayerwald-Langlauf-Ass Andreas Weishäupl und in der Regel jeden Tag. Nicht nur die Ausdauer, sondern auch Kraft, Athletik, und Gymnastik gehören dazu. Am Wochenende geht es früh aus dem Haus, um nach drei Stunden des Trainings noch Zeit mit der Familie verbringen zu können. Wichtig auch: "Ich habe Top-Trainingspartner."

SEINE ERNÄHRUNG
Im Hause Kufner wird täglich frisch gekocht, eingekauft wird bio und von regionalen Anbietern, Fleisch gibt’s nur selten und wenn, dann nachhaltig produziertes. Süßigkeiten und andere kleine Sünden sind immer gern gesehen. Eiweiß und anderes führt er dem Körper über Nahrungsergänzungsmittel zu.

SEINE LIEBLINGSROUTE
"Die Strecke vom Ultra Trail Lamer Winkel ist seit heuer durchgehend beschriftet. 52 Kilometer über zig Bayerwald-Berge – ein Traum. Überhaupt gibt es am Arber einige wunderbare Segmente, die ich liebe: Die Strecken sind teilweise recht schwer, dafür läuft man in einer fantastischen Naturkulisse." Die Routen nahe seiner Heimat Ruderting entlang der Ilz dürfen in der Aufzählung auch nicht fehlen.

SEINE FREUDE AM SPORT
"Ich liebe es, Grenzen zu verschieben und mich zu verausgaben", sagt Konrad Kufner. Noch nie hat er ein Rennen aufgegeben. "Es mag sein, dass man nicht mehr gewinnen kann, aber aus Respekt gegenüber den anderen Läufer bringe ich es immer zu Ende." Auch wenn es ihm schlecht gehe und er ins Ziel kriechen müsse.

SEINE AUSRÜSTUNG
Mehr als 20 Paar Laufschuhe sind zu Hause aufgereiht, für jedes Wetter, jeden Boden, jedes Gelände. "Ich würde sagen, dass ich meine Frau klar distanziert habe in dieser Disziplin", sagt Kufner und grinst dabei. Seine Uhr, eine Polar Vantage, zeigt neben den km/h auch die Leistung in Watt an. Zwei Carbon-Cube-Räder dienen für den Ausgleich zum Laufen – im Winter werden dann die Tourenski ausgepackt. Gewicht samt Schuh: nur 1,3 Kilogramm. Da hat ein Stein vom Gipfel leicht Platz.

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