Neuötting
"Ich bin erwachsener geworden" – Simon Gnyp (18) mit erster Saison als Eishockey-Profi durchweg zufrieden

20.04.2020 | Stand 25.10.2023, 10:37 Uhr

Im Trikot der Kölner Haie hat Simon Gnyp in der abgelaufenen Saison sechs DEL-Spiele bestritten und dabei einen Assist verbucht.

Neuötting. "Ich habe viel gelernt und bin in vielen Bereichen erwachsener geworden", sagt Simon Gnyp. Der Neuöttinger hat in seiner ersten Saison als Eishockey-Profi zwar mit den Kölner Haien und dem EC Bad Nauheim die Ziele klar verfehlt, in seiner persönlichen Entwicklung aber weitere große Schritte nach vorne gemacht.

Sechs Einsätze hat der 18 Jahre alte Verteidiger aus der Innstadt in der abgelaufenen Spielzeit für Köln in der DEL absolviert und dabei einen Assist auf seinem Konto verbucht. Am Ende verpassten die Cracks des achtfachen Deutschen Meisters mit Platz11 jedoch die Playoffs. "Das war ein herber Schlag für den Traditionsverein", kommentiert Gnyp das Scheitern der ambitionierten Truppe, die erst nach dem Trainerwechsel zu Uwe Krupp einige Male ihr Können aufblitzen ließ, das Ruder dann aber nicht mehr herumreißen konnte.

Nicht nach Wunsch lief es für den "Gnyper", wie ihn seine Kollegen nennen, auch mit Bad Nauheim. Am Ende der Punkterunde der DEL2 stand der 7. Rang, dann gab es abschließend auch noch in den Pre-Playoffs gegen den Tabellenzehnten Dresdner Eislöwen zwei Niederlagen. "Wir wollten die Playoffs schaffen, aber in den letzten Spielen waren wir eine der schlechtesten Mannschaften der Liga", zeigt sich der Neuöttinger enttäuscht über die "leichtsinnige Spielweise" des Teams aus der Kurstadt, für das er in 44 Partien (von 54) vier Tore und fünf Vorlagen erzielt hat. Damit hatte Gnyp ohnehin bereits Sommerpause, als aufgrund der Corona-Krise Anfang März das Aus für den gesamten Eishockey-Sport kam.

Genau genommen war der Youngster bereits zuvor auf Eis gelegt, denn beim Finale der Hauptrunde hatte er sich einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zugezogen. Er musste verletzt raus und mit ansehen, wie seine Kollegen gegen den ESV Kaufbeuren einen Vorsprung verspielten und durch die 3:5-Pleite schließlich auch noch die Playoffs verpassten. Bitter war zudem, dass der jüngste Verteidiger der DEL2 damit auch einen weiteren Auftritt im Oberhaus sausen lassen musste, für den ihn die Kölner eingeplant hatten.

Dennoch kann er ein durchweg positives Fazit seines ersten Lehrjahres im deutschen Profi-Eishockey ziehen: "Durch den Vergleich mit den Männern bin ich körperlich stärker und spritziger geworden. Ich habe viel mitgenommen und kann mit Drucksituationen viel besser umgehen." Mit einer Förderlizenz anzutreten habe sich, so Gnyp weiter, für ihn absolut bezahlt gemacht. Denn in Bad Nauheim, dem Farmteam der Kölner, habe er mit rund 19 Minuten Eiszeit pro Partie jede Menge Raum bekommen, sich weiterzuentwickeln: "Das war top." Zudem durfte das Talent in den Kurzeinsätzen in der Beletage zeigen, was in ihm steckt.

Aber das soll es noch nicht gewesen sein. In der nächsten Saison will der 1,80 Meter große und 81 kg schwere Sportler, der sich selbst als "sehr ehrgeizig" bezeichnet, die nächste Sprosse auf der Karriereleiter erklimmen. "Ich möchte fix zum DEL-Team gehören", nennt er selbstbewusst sein Ziel. Die Gespräche mit Kölns Neucoach Uwe Krupp seien sehr positiv gewesen, erzählt Gnyp. Er sei in der Vorbereitung für den Kader der Haie eingeplant und habe damit die Chance, sich zu empfehlen. Und die will der zielstrebige Jung-Profi aus Oberbayern auf jeden Fall nutzen – auch wenn die derzeitige Situation alles andere als günstig ist.

Bereits am 1. April hätte Krupp zum Aufgalopp bitten wollen. Wann der zweifache Stanleycup-Gewinner seine Schützlinge tatsächlich vor Ort begrüßen kann, steht aufgrund der Corona-Pandemie in den Sternen. Wie seine Kollegen hält sich Gnyp somit derzeit notgedrungen im "Training dahoam" fit. Seit Anfang März weilt er in Neuötting bei seinem Vater, der ihn als ehemaliger Zweitliga-Spieler gewissermaßen mit dem Eishockey-Virus infiziert hat. Vom heimischen Wohnzimmer aus loggt sich der Junior jeden Tag um 9.30 Uhr via Internet beim Athletiktrainer der Kölner ein und absolviert das Programm mit. Am Nachmittag steht dann eine weitere individuelle Einheit an. Läufe in der Umgebung – rund 40 Kilometer kommen da pro Woche zusammen – wechseln mit Kraftübungen (vor allem mit dem eigenen Körpergewicht) ab. Dazu kommt noch Schusstraining mit Vater Rainer vor der heimischen Garage, wo das Duo dazu extra ein Eishockeytor aufgebaut hat.