Dauerläuferin im Stand-by-Modus
Beruflich, sportlich und privat verändert die Corona-Krise den Alltag von Läuferin Tina Fischl

19.04.2020 | Stand 17.09.2023, 22:02 Uhr

Berglaufen hat sich in den vergangenen Jahren als Paradedisziplin von Tina Fischl herauskristallisiert. 2015 wurde die heute 43-Jährige sogar deutsche Berglaufmeisterin und daraufhin in den Nationalkader berufen. −Foto: Privat

Sie fahren zehntausend Kilometer pro Jahr oder laufen Halbmarathons vor dem Frühstück: In loser Abfolge präsentiert die Sportredaktion die "Strava-Stories": In der Serie stellen wir Hobbysportler/innen aus der Region vor, die Beeindruckendes leisten – wie Tina Fischl. Strava ist ein soziales Netzwerk, das sportliche Leistungen vergleichbar macht

Das Coronavirus hat Tina Fischl mit voller Wucht erwischt. Nicht gesundheitlich, da geht es der 43-Jährigen aus Fürstenstein (Landkreis Passau) gut wie lange nicht. Aber die Pandemie und ihre Ausgangsbeschränkungen haben ihr beruflich wie sportlich sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen. "Da hat man schon schlaflose Nächte" gesteht die erfolgreiche Läuferin, die als Fitness- und Personaltrainerin ihr Geld verdient und in diesen Tagen auch als zweifache Mutter mit neuen Herausforderungen klar kommen muss.

Das Jahr war gut angelaufen. Beim Thermenmarathon Anfang Februar lief Fischl den Halbmarathon in 1:19:41 Stunden, verfehlte ihre persönliche Bestzeit nur um drei Minuten. Überglücklich war sie hinterher und sehr zuversichtlich für die Saison 2020, in der sie versuchen will, erneut einen Kaderplatz in der Berglauf-Nationalmannschaft zu ergattern. Ob sie überhaupt eine Chance dazu bekommt, ist angesichts von Rennabsagen bis auf Weiteres ungewiss. "Ich habe jetzt wieder auf Winter- bzw. Grundlagentraining umgestellt und lasse Tempo- und Intervalleinheiten weg, um nicht anfälliger zu sein für Krankheiten", erzählt die Fürstensteinerin.

Der Wettkämpferin ist das Ziel vorerst verloren gegangen. Laufen hilft ihr wenigstens etwas Routine in den ungewohnten Alltag zu bekommen. "Ich mache weiterhin mein Training am Vormittag, an diesem Rhythmus halte ich fest, das brauche ich einfach", ergänzt die 43-Jährige.

Videos und Online-Kurse als Imagepflege kein Ersatz

Dass vorerst keine Wettbewerbe stattfinden, ist dennoch das kleinere Übel. Beruflich ist die Situation viel schwieriger. Das Fitnessstudio, in dem die Fürstensteinerin Kurse gibt, hat wie alle anderen in der Branche geschlossen, als Personaltrainerin muss sie ebenfalls eine Zwangspause einlegen. Die Folge: Fischl verdient im Moment keinen Cent. Online versucht sie zwar ihre Kunden weiterhin zu bedienen, mit Videos und Online-Kursen, aber das sei mehr Imagepflege wie eine Instagramseite (4400 Abonnenten) denn alternative Einnahmequelle. Fischl erwartet zudem keine finanzielle Hilfe vom Staat, so dass Ehemann Alexander vorerst allein für das Einkommen der vierköpfigen Familie zuständig ist. Die Zwangspause tut der Läuferin richtiggehend "weh, weil mein Beruf meine Leidenschaft ist und es mir riesig Spaß macht, Leute beim Sport zu unterstützen", sagt sie. Rückmeldungen und Zuspruch von Kunden geben ihr in dieser Phase ein gutes Gefühl beziehungsweise machen Hoffnung für die Zukunft, die Zeit nach Corona. Fischl betreut verschiedenste Menschen: Vom Nachwuchsbiathleten, dem Fußballschiedsrichter, der Hausfrau bis hin zum Rentner, der fit bleiben will.

Andere motivieren, das mag Fischl und das beherrscht sie genauso wie sich selbst einen idealen Trainingsplan zu erstellen. In diesen unterrichtsfreien Tagen muss sie aber auch ihre jugendlichen Sprösslinge antreiben. Sohn Sandro (17) und Tochter Theresa (12) gehen noch zur Schule. "Die schlafen natürlich aktuell etwas länger", verrät Fischl lächelnd. Aber Mutter Tina und Vater Alex sind schon dahinter, dass die jungen Fischls ihre Arbeit erledigen und auch genügend Bewegung haben. Allein mit den Eltern mache das meistens weniger Spaß als mit Freunden, "aber da müssen sie jetzt durch".

Durchhaltevermögen – das ist das was, Tina Fischl seit Jahren als Läuferin auszeichnet. Vom Straßenlauf, Ultratrail bis hin zum Triathlon hat die 43-Jährige jede Herausforderung angenommen und bewältigt und darum, da ist sie sicher, wird sie auch die Wucht der Corona-Krise nicht aus der Bahn werfen.
Tipps für Sport daheim: Die Personaltrainerin Tina Fischl bietet auf ihrer Facebook-Seite viele Übungen zum Nachmachen an.

Hier lesen Sie Teil 1 der Strava-Stories: André Reinlein – Naturfreund und Kilometerfresser

Hier lesen Sie Teil 2 der Strava-Stories: Martin Giermeier 2.0: Ex-Profi hat sich vom Fußball verabschiedet – und fährt jetzt Rennrad