Handball
Ein Hexer und neun Wilde: Wie der HC Deggendorf den ASV Dachau von der Platte fegte

27.11.2019 | Stand 17.09.2023, 21:59 Uhr

Kommt ein Roth geflogen: Deggendorfs Laurin Roth setzt zum Wurf an, Teamkollege Zeljko Grbic (rechts) erwartet nur das Beste.

Für diese Horde von Gratulanten reichten Hände und Beine dann doch nicht mehr: Jakub Slavik hatte am Samstag fast alles aus der Luft gefischt, was auf ihn zugeflogen kam. Vor seinem Kurzzeit-Begräbnis in einer Jubeltraube voll euphorisierter Deggendorfer Handballer konnte sich der Torhüter – nach einem der vermutlich besten Spiele seiner Karriere – aber nicht mehr retten. Dass der ASV Dachau so dermaßen deutlich von der Platte gefegt wurde, war allerdings nicht allein Keeper Slavik zu verdanken: Der HCD hätte nahezu jeden Spieler feiern können nach diesem berauschenden 29:16 über den ASV Dachau.

Mit gemischten Gefühlen gingen die Coaches Vaclav Hajsman, Kai-Uwe Herrlich (Co) und Fritz Helber (spielender Co) ins Spiel. Wussten doch alle drei, dass mit dem ASV Dachau ein Tabellennachbar zu Gast und man selbst nicht gerade prächtig in die Bezirksoberliga-Saison gestartet war. Ein Sieg gegen den direkten Konkurrenten wäre in der derzeitigen Verfassung schon schön, das ja – aber auch eine kleine Überraschung. Dass die 200 Fans in der Comenius-Halle in der Folge ein Feuerwerk zu sehen bekommen, hatte also niemand erwartet.

Dabei steht jede Menge fachkundiges Personal zur Verfügung. Bis auf die fehlenden Emil Baumann, Lukas Preiß und Dennis Eberhardt war der Kader prall gefüllt. Wieder mit dabei war Taktgeber Michel Poek, der beim relativ knappen 28:25 über Schlusslicht Waldkraiburg vor zwei Wochen noch gefehlt hatte. Zudem gab Fritz Helber nach zehnmonatiger Zwangspause sein Comeback. Vorab: Es sollte ein kurzes bleiben. In sein 30-Sekunden-Intermezzo packte Helber dann aber alles, was ihm möglich war: ein Tor. Allerdings zeigte der Rückraumspieler schnell an, dass ihm die Verletzung noch Probleme bereitet – und marschierte von der Platte.

Die Devise war klar: hinten keine Kompromisse, vorn Tempo und Spielwitz. Wunsch und Wirklichkeit beim HCD lagen in dieser Saison schon so manches Mal weit auseinander. Nicht gegen Dachau.

Die Defensive hatte nicht nur ASV-Toptorjäger David Gierke (36 Treffer, 16. der Torjägerliste) fest im Griff, sondern schob den meisten Angriffen einen Riegel vor. Wenn dann doch einer den Weg durchs Deckungsdickicht fand, war Torhüter Jakub Slavik zur Stelle, der am Ende vier Siebenmeter-Strafwürfe pariert hatte und im Schnitt gut drei von vier Würfen auf sein Tor abwehrte.

In den ersten zehn Minuten des Spiels zeigte sich allerdings, dass der alte HCD-Malus auch mitspielte: Die Deggendorfer machten ihre Chancen nicht oder zu selten, sodass die Dachauer das Spiel relativ eng halten konnten. Immerhin lief es aus dem Rückraum wie am Schnürchen, sodass Jakob Stubhahn, Valentin Lotos und Zeljko Grbic ein Tor ans andere reihten.

Alexander Kohlbauer, am Samstag bester Torschütze (siehe Statistik), verwandelte dann zwei Siebenmeter und brachte Deggendorf erstmals mit drei Toren in Front (6:3, 14. Spielminute). Bis zur Halbzeit sollte der Vorsprung aber nur kurz auf vier Tore anwachsen: Mit 13:10 für den HCD wurden die Seiten gewechselt.

Coach Hajsman ahnte Böses und beschwor seine Mannschaft, keinen Schlendrian einkehren zu lassen. Was dann vor den Augen der 200 Zuschauer passierte, war aber keineswegs einschläfernd, sondern atemberaubend. Im Angriff rollte Welle um Welle aufs Tor von ASV-Keeper Christian Pröll, dem die Bälle nur so um die Ohren flogen. Defensiv legte der HCD den Gegner fast vollständig in Ketten und kassierte im gesamten zweiten Durchgang – 30 lange Minuten – nur mehr sechs Gegentore: ein Top-Wert.

Immer wieder verzeichnete Deggendorf einfache Ballgewinne und fand mehr und mehr Gefallen am Spiel: Letztlich trugen sich neun verschiedene Torschützen in den Spielbericht ein. Der Gegner wusste nicht, wie ihm geschah und über die Spielstände 15:10, 19:12 und 24:14 stellten die Deggendorfer um Hexer Slavik auf den 29:16-Endstand.

− sli / fhe