"Bin immer noch der Pepi": Streif-Held Ferstl über den Saisonstart, Hirscher-Nachfolger und Heimat

27.11.2019 | Stand 17.09.2023, 21:59 Uhr

Sein größter Erfolg: Josef "Pepi" Ferstl mit der Trophäe für seinen Hahnenkamm-Sieg im Januar dieses Jahres. −Foto: Walgram/imago images

Mit seinem Sieg beim Super-G in Kitzbühel im Januar ist Josef "Pepi" Ferstl (30) endgültig in der Ski-Weltspitze angekommen. Vor dem Saisonstart der Speedfahrer in Lake Louise am Samstag hat die Heimatzeitung mit dem Traunsteiner gesprochen – über seine Handverletzung, den Aufschwung des deutschen Speed-Teams und Heimat.

Herr Ferstl, Sie haben sich Ende Oktober im Training die Hand gebrochen. Wie geht‘s ihr?
Josef Ferstl: Ganz gut, aber ich habe ich noch keine Ahnung, wie oder ob es mit dem Skifahren überhaupt funktioniert. In den letzten Wochen habe ich nur Reha und Therapie gemacht, aber unter Belastung habe ich es noch gar nicht probiert. Ich hoffe einfach, dass es irgendwie geht. Das Team ist ja schon am 8. November rüber geflogen und wir haben entschieden, dass ich noch nachfliege, weil es in den letzten Tagen viel besser geworden ist.

Die Verletzung ist beim Riesenslalom passiert. Sehen wir Sie in dieser Disziplin auch bald?
Ferstl: Nein, aber Riesenslalom ist für uns die Kerndisziplin, der Grundschwung unter den Skifahrern. Den sollte man beherrschen. Darum trainieren wir regelmäßig Riesenslalom. Es ist saublöd gelaufen. Ich bin mit der Hand am Tor hängen geblieben. In meiner Karriere bin ich schon gefühlt Hunderttausende Tore gefahren, aber das ist mir noch nicht passiert. (lacht)

Der Super-G-Sieg in Kitzbühel im Januar war der Höhepunkt Ihrer Karriere. Wie hat sich Ihr Leben seither geändert?
Ferstl: Ich bin trotzdem noch der Pepi, habe trotzdem noch die gleichen Spezln. Man wird jetzt ein bisschen öfter erkannt oder auf Events eingeladen. Es sind mehr Termine drumherum. Den Spagat zwischen Familie, Training und diesem Business zu finden, ist oft gar nicht so einfach.

Fällt es Ihnen schwerer, sich auf den Sport zu konzentrieren?
Ferstl: Man möchte natürlich jedem Rede und Antwort stehen. Aber irgendwann muss man Prioritäten setzen, weil die Saison vor der Tür steht und man möchte bestmöglich vorbereitet sein. Aber das versteht auch jeder. Meistens dauern die Termine ja nicht nur eine Viertelstunde. Du musst hinfahren, da gehen teilweise Tage drauf und das summiert sich. Jeder Tag, der dadurch verloren geht, ist ein verlorener Trainingstag.

Sie sind erst in den vergangenen zwei, drei Jahren in die Weltspitze vorgedrungen. Vorher waren Sie oft verletzt, aber auch sonst nicht sehr konstant. Wieso ist der Knopf irgendwann aufgegangen?
Ferstl: Wir sind 2014 mit der Speed-Mannschaft vor einem Trümmerhaufen gestanden, keiner hatte sich für die Olympischen Spiele in Sotschi qualifiziert. Wir sind kritisiert worden ohne Ende und haben gar nicht gewusst, was wir machen sollen. Uns war klar, dass wir nicht so schlecht sind, wie es auf der Ergebnisliste steht. Dann ist irgendwann die Reaktion des DSV gekommen, von Wolfgang Maier (DSV-Alpindirektor, Anm. d. Red.), der Weltklasse-Trainer geholt hat: Matthias Berthold, Christian Schwaiger. Sie haben uns gezeigt, dass sie an uns glauben. Wir haben Rückhalt und Vertrauen gespürt. Das hört sich banal an, aber das ist so wichtig für einen Sportler, dass das Team hinter einem steht.

Nach dem Winter haben einige namhafte Skifahrer aufgehört: Felix Neureuther, aber vor allem Marcel Hirscher und Aksel Lund Svindal, die den Sport über Jahre dominiert haben. Wer kann aus Ihrer Sicht da nachfolgen?
Ferstl: Es wird sicher wieder Leute geben, die gewinnen. (lacht) . Warum soll nicht auch mal wieder ein Speedfahrer den Gesamtweltcup gewinnen? Dominik Paris hat zum Beispiel in der vergangenen Saison eine unglaubliche Serie erwischt. Ob jemand noch einmal so dominant sein wird wie Marcel Hirscher, das ist ganz schwer zu sagen. Für mich ist Marcel der beste Skifahrer der Geschichte. Das war einfach unglaublich. In welcher Sportart hat es das gegeben, dass einer über acht Jahre hinweg derart dominiert? Für mich ist Marcel ein Jahrhundertsportler.

Sie sind große Teile des Jahres auf Reisen, leben aber weiterhin im Landkreis Traunstein, haben dort ein Haus gebaut. Was bedeutet Heimat für Sie?
Ferstl: Heimat ist für mich, wo ich mich wohlfühle. Es gibt auf der Welt viele schöne Orte, aber wenn ich heimkomme, habe ich das Gefühl von Geborgenheit und Liebe.
Das komplette Interview mit Josef Ferstl lesen Sie am Mittwoch, 27. November, im Sportteil Ihrer Passauer Neuen Presse oder am Online-Kiosk.