Der Unaufhaltsame: Box-Champ Roman Gorst – den Titel will er in Pocking verteidigen

09.10.2019 | Stand 17.09.2023, 21:58 Uhr

Der neue Titelträger im deutschen Profi-Schwergewichtsboxen heißt Roman Gorst. Nun träumt der frisch gekürte Champion von einer Titelverteidigung in Pocking. −Foto: Holefeld Boxpromotion

Am Morgen nach seinem größten Sieg dachte Roman Gorst schon wieder nach vorn. "Jetzt schauen wir, dass wir meine erste Titelverteidigung nach Pocking kriegen", verkündete der neue deutsche Box-Champion im Profi-Schwergewicht am Mobiltelefon. Roman Gorst (30) ist es gewohnt, sich nicht lang aufzuhalten. Hat er bei keiner seiner acht bayerischen Meisterschaften der Amateure getan, nach keinem seiner fünf Profi-Kämpfe, die er allesamt vorzeitig gewonnen hat.

So ist der gelernte Koch aus Pocking vorangekommen in seinem Sport. So hat er es nun zum Gürtelträger im deutschen Profi-Schwergewicht gebracht. Sonntagnacht hat Roman Gorst in Hamburg Titelträger Boris Estenfelder (32) aus Frankfurt am Main entthront.

In zehn Runden bezwang er den amtierenden Schwergewichtschampion 3:0 nach Richterstimmen. Der Original-Meistergürtel, den Roman Gorst nach dem Fight im legendären Club "Große Freiheit 36" auf St. Pauli triumphierend in die Höhe reckte, werden in den nächsten Wochen nun die Pockinger Boxer aus nächster Nähe bewundern dürfen, bevor Gorst ihn im November in Koblenz gegen eine Kopie, die er dann behalten darf, eintauschen wird.

Die Stimme am Telefon wird lauter, als Roman Gorst von seiner großen Box-Nacht auf dem Kiez berichtet. "Ich hatte zwar das Gefühl, dass ich vorn lag", sagt Gorst über seinen allerersten Kampf über die volle Distanz. "Aber nach meinem Geschmack hätte ich es noch deutlicher machen können." Zumal er einen Punktabzug wegen zu tiefer Kopfhaltung hinnehmen musste. "Aber was sollte ich machen", sagt Gorst, "der Estenfelder war es doch, der immer wieder von unten gekommen ist". So hat Gorst in der zehnten und letzten Runde nochmal, wie er sagt, "alles rausgehauen", um auch wirklich sicher zu gehen, dass am Punktrichtertisch nichts mehr passiert. Tat es auch nicht.

"Als ich dann gehört habe, wie über Mikro das Urteil verkündet wurde, wie es hieß, ,der neue Titelträger', das war so ein emotionaler Moment, das kann ich gar nicht sagen", berichtet Gorst. Er hat sich belohnt für eine drei Monate lange, intensive Vorbereitung, in der er "keinen einzigen Tag geschwänzt" hatte, wie er vor dem Kampf der Heimatzeitung sagte. Bis auf eine Rippenprellung ist Gorst im Duell der Schwergewichte deshalb auch unbeschadet geblieben. Das Duell mit seinem deutlich erfahreneren Gegner hatte bereits am Samstag beim Wiegen begonnen, wie Gorst sagt.

Ein Video der Kampfveranstalter von "Boxen im Norden" zeigt, wie sich die beiden Kontrahenten Nasenspitze an Nasenspitze gegenüberstehen und sich mit den Augen fixieren. "Ich wollte schon zeigen, wer ich bin. Ich hatte die Hände ganz locker auf dem Rücken verschränkt, er hat mir zwar in die Augen geblickt, aber ich konnte schon eine gewisse Unsicherheit erkennen", sagt Gorst. Einen anderen Estenfelder erlebte der Sieger dann nach dem Kampf. "Er war stinkig, hat die Dopingkontrolle verweigert und ist einfach abgehauen", berichtet Gorst. Er selbst habe vor lauter Dehydrierung eine Stunde gebraucht, bis er liefern konnte, was die Kontrolleure brauchten, sagt Gorst lachend. Aber beim Feiern mit den vier Brüdern, Trainer Christian Walter und Promoter Thomas Holefeld waren die Flüssigkeitsspeicher schnell wieder gefüllt.

Jetzt hat Roman Gorst als neuer deutscher Meister im Schwergewicht der Profis ein Jahr Zeit, seinen Titel zu verteidigen. Bevor das Feld der Kandidaten sondiert wird, will der Champ aus Niederbayern nun ausloten, was möglich ist für eine Titelverteidigung daheim in Pocking. "Das wäre ein Traum", sagt Roman Gorst. Geht ein Traum in Erfüllung, muss man den nächsten wahr machen. Nur nicht aufhalten lassen.