Drachselsrieder Benedikt Bauer wird Profi beim VfL Wolfsburg – an der Konsole

12.09.2019 | Stand 17.09.2023, 21:58 Uhr

Sein neues Zuhause: Benedikt Bauer wird bald nach Wolfsburg ziehen – und für den VfL als FIFA-Profi spielen. −Foto: VfL Wolfsburg

Der Sommer seines Lebens endet für Benedikt Bauer (19) in Salzgitter. Die Industriestadt im Südosten Niedersachsens, auf den ersten Blick ein etwas trauriger Schlusspunkt einer Reise mit Partys auf Ibiza, Besuchen der Gamescom in Köln und Zeit in der Heimat Drachselsried (Lkr. Regen). "Die letzten Monate waren der Wahnsinn", sagt Bauer. Er sagt das mit einer Mischung aus Nostalgie und Vorfreude – die kommenden Monate werden wohl nicht weniger "wahnsinnig". Benedikt Bauer wird Fußball-Profi beim VfL Wolfsburg. Nicht auf dem Feld, an der Konsole.



Vor einem Jahr qualifizierte er sich über ein Ausscheidungsturnier für die neue E-Sport-Abteilung des Bundesligisten. Der Abiturient aus dem Bayerischen Wald spielte zwölf Monate auf Probe, vertrat den VfL bei FIFA-Turnieren, lernte, sich zu vermarkten – online und offline. Er machte das alles so gut, dass die "Wölfe" ihn nun zum Profi machen. Benedikt Bauer lebt den Traum von Millionen Jugendlichen.

Für den 19-Jährigen heißt das nun erstmal: umziehen. Vorübergehend eben nach Salzgitter, wo er ab Oktober Sportmanagement studiert. Es ändert sich viel in Bauers Leben. Im vergangenen Jahr musste er nur zeitweise nach Wolfsburg, konnte weiter daheim wohnen. Nun verlässt er zum ersten Mal die Heimat für längere Zeit, sein Medientechnik-Studium in Deggendorf muss er abbrechen. "Jetzt wird es natürlich ein wenig schwierig, öfter nach Hause zu fahren", sagt er. Doch der VfL tut alles, um ihm eine zweite Heimat zu bieten.

In ein paar Wochen wird das neue E-Sport-Klubhaus des Bundesligisten fertig. Bauer und ein Kollege sind die Ersten, die einziehen. "Wolfsburg ist echt ein Vorreiter, was E-Sport angeht", schwärmt Bauer. Während sich Vereine wie der FC Bayern noch unklar darüber sind, wie sie mit dem Konsolensport umgehen sollen, hat der VfL Wolfsburg längst eine eigene Akademie aufgebaut. Dennoch: Der Deutsche Olympische Sportbund hat erst kürzlich dem E-Sport den Sport-Charakter abgesprochen. Bauer ist diese Diskussion leid: "Natürlich ist das ein Sport, man muss sich oft 10 Stunden am Tag voll konzentrieren, alles wird immer professioneller." Wer nicht jeden Tag knallhart trainiert, wird sich in der umkämpften FIFA-Spitze nicht halten können. Bauer tut das.

Die Weltmeisterschaft hat er zwar verpasst, dafür spielte er im Februar bei einem großen Endturnier in Atlanta (USA). "Das war ein geiles Erlebnis" sagt er. Und der größte Rückschlag? "Ganz klar die Deutsche Meisterschaft!" Mit großen Erwartungen gestartet, schied Bauer knapp im Achtelfinale aus.

Mit der neuen Version des Videospiels (Veröffentlichung am 27. September) gehe es "wieder bei Null los", sagt er. Als einer der besten Spieler Deutschlands durfte Benedikt Bauer FIFA 20 bereits anspielen. Und? "Mir gefällt es besser als das 19er. Das hatte zu viele Fehler."

Er kann ja bald bei den Bundesliga-Profis des VfL persönlich nachfragen, wie nahe das Spiel an der Realität ist. Immer wieder wird er Videos mit Wout Weghorst und Co. aufnehmen, in denen er gegen sie antritt. "Ich freue mich besonders auf Kevin Mbabu, den der VfL von den Young Boys Bern geholt hat. Den hatte ich letztes Jahr schon in meinem Team." Spätestens da verschmilzt dann die Simulation mit der Realität.