Hirschgulasch und Chart-Musik: Thomas Schmidbergers Weg zum besten deutschen Rolli-Tischtennisspieler

27.04.2019 | Stand 27.04.2019, 7:30 Uhr

Den Ball im Blick: Thomas Schmidberger an der Tischtennis-Platte. −Foto: dbs

Vor jedem Spiel setzt Thomas Schmidberger Kopfhörer auf. Er dreht die Musik auf und sich selbst runter. Von dem Trubel runterkommen, um in seinen Worten zu bleiben. Fokussieren. Tunnelblick aufsetzen. Ein Ritual, bei dem der Rollstuhl-Tischtennisspieler weder ein bestimmtes Lied noch eine spezielle Musikrichtung bevorzugt. An ein Glücksbringer-Lied kann er sich auch nicht erinnern, dafür aber an den Song, der vor seinem Einzelfinale in Rio de Janeiro bei den Paralympics 2016 lief. Seitdem hat Thomas Schmidberger "Highway to Hell" von AC/DC nicht mehr oft gehört.

Auch nicht vor dem Finale der Deutschen Meisterschaft 2019 in Horhausen in Rheinland-Pfalz. Dort entschied sich der 27-Jährige für einen Radiosender mit den aktuellen Charts. Auch wenn die Bühne etwas kleiner als 2016 in Rio war, kann man sagen: Charts funktionieren besser als AC/DC. 2016 in Rio verlor er das Einzelfinale und holte "nur" Silber. 2019 in Horhausen wurde er dreifacher deutscher Meister: Mixed, Doppel und Einzel. Diese Titel werden zwar von Schmidberger erwartet, vor allem von ihm selbst, aber knapp war es trotzdem.

Hirschgulasch mit Nationalspieler Patrick Franziska

Insbesondere beim Mixed-Finale, als er mit seiner Vereinskollegin Sandra Mikolaschek von Borussia Düsseldorf beim Stand von 1:2 mehrere Matchbälle abwehren musste. Letztlich gewannen sie 12:10 im 5. Satz. "Das war nicht so souverän wie erwartet", meint Schmidberger. Deutlicher wurde es im Doppel mit Valentin Baus. Lediglich einen Satz im Halbfinale verlor die Beiden bei ihrem Meisterstück. Im Einzelfinale besiegte Schmidberger seinen Teampartner auf internationaler Ebene, Thomas Brüchler, mit 3:1.

Den Sieg bei den deutschen Meisterschaften in Horhausen hat Schmidberger auch dem Hirschgulasch zu verdanken – zumindest, wenn es nach Tischtennis-Nationalspieler Patrick Franziska geht. "Das war das gute Essen", schrieb Franziska mit einem Zwinker-Smiley unter Schmidbergers Facebook-Post über den Titelgewinn. Eine Woche vor dem Wettkampf hatten die Nationalspieler einen Lehrgang in Düsseldorf. Währenddessen speisten Schmidberger und Franziska bei einem befreundeten Sternekoch, Sven Nöthel. Auf der Speisekarte: Hirschgulasch mit Nudeln und Salat und als Nachtisch Milchreis.

Schmidberges großes Ziel ist klar: die Paralympics 2020. Seit Anfang 2019 richtet sich die Planung nach den Spielen in Tokio aus. Was dort passieren wird, ist noch unklar. Eines steht aber jetzt schon fest: Wenn Thomas Schmidberger vor dem Finale die Kopfhörer aufsetzt, wird er auf keinen Fall "Highway to Hell" hören.