"Eine brutale Erfahrung": Niederbayer Zirngibl macht Werbung für sich in Kanadas Profi-Liga

06.04.2019 | Stand 25.10.2023, 10:46 Uhr

Kräftemessen: Beim Combine für die CFL in Kanada musste sich Johannes Zirngibl (M.) gegen Football-Spieler aus aller Welt durchsetzen.

Im Ausland in einer Profi-Liga spielen – das ist vermutlich der Traum eines jeden ambitionierten Sportlers. Profi-Liga, das kennt der Landauer American Football-Spieler Johannes Zirngibl zwar, im Ausland zu spielen wäre aber noch einmal eine ganz andere Sache. Der gebürtige Dornacher spielte bereits bei den Ingolstadt Dukes in der GFL (German Football League) und steht aktuell bei den Straubing Spiders in der zweiten Liga unter Vertrag. Vielleicht zieht es den 20-Jährigen aber bald nach Kanada: Vergangene Woche kehrte Zirngibl vom sogenannten Combine aus Toronto zurück. Sechs deutsche Football-Spieler hatten die Chance, sich für die die kanadische Profi-Liga CFL zu empfehlen.

Möglich wurde das durch die Kooperation des AFVD (American Football Verband Deutschland) und der GFL mit der CFL (Canadian Football League), die sich erst Anfang des Jahres dazu entschlossen, auch den deutschen Spielern die Teilnahme an der Spieler-Sichtung zur neuen Saison in Kanada zu ermöglichen. Dass Johannes Zirngibl wirklich nominiert wurde, habe er zunächst gar nicht glauben können. "Ich hab gefragt, ob das wirklich stimmt", erinnert er sich.

Die Freude sei natürlich trotzdem riesig gewesen, auch wenn dem Landauer nicht viel Zeit zur Vorbereitung blieb. Nur drei Wochen hatte er, um sich auf das kanadische Abenteuer einzustellen – im Gegensatz zu den einheimischen Football-Spielern, die sich seit mehreren Monaten vorbereiten konnten. Daran hatten die Verantwortlichen aber gedacht und die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt: Die National Players, also die Kanadier, maßen sich untereinander, während Johannes Zirngibl und die anderen deutschen Spieler bei den Global Players zusammen mit Akteuren aus Finnland, Italien oder Frankreich antraten.

"Ich hab mich vor allem im Fitnessstudio und im Training meines Vereines auf das Combine vorbereitet, so gut es neben meinem Beruf möglich war", blickt der Metallbauer zurück. Zirngibl, der 2016 beim damaligen Bayernligisten Plattling Black Hawks mit dem Footballspielen begonnen hat, wechselte schon nach einer Saison in die erste deutsche Liga zu den Ingolstadt Dukes.

Auslandserfahrung hat der Wahl-Landauer auch schon: Kurzzeitig spielte er in New Mexico an einem amerikanischen College, kehrte nach zwei Monaten aber nach Deutschland zurück. "Das war nicht das Wahre", so Zirngibl, der sich auf dem Militär-College nicht wirklich wohl fühlte. Zurück in der Heimat spielte er noch eine Weile für Ingolstadt, wechselte dann im Dezember aus beruflichen Gründen in die GFL 2 zu den Straubing Spiders.

Für seinen neuen Verein war schnell klar, dass Johannes Zirngibl für das CFL-Combine vorgeschlagen werden sollte. Der 20-Jährige spielt seit jeher auf der Position des Defensive End. "Ich bin in der vordersten Reihe und muss schauen, dass ich die Angriffslinie der Gegner überwinde und ihren Quarterback nicht zum Wurf kommen lasse beziehungsweise ihn im Lauf stoppe", erklärt er.

Ob Johannes Zirngibl der Sprung in die CFL gelingt, wird er erst in ein paar Wochen erfahren. Doch schon jetzt ist für ihn klar: "Das war eine brutale Erfahrung." Brutal aufregend – und brutal fordernd. Denn für Sightseeing hatte der gebürtige Dornacher in Kandada keine Zeit. Stattdessen war schwitzen angesagt: Am Donnerstag konnte es Zirngibl zwar noch locker angehen und sich beim Regional Combine, der Sichtung der einheimischen Football-Spieler, einen ersten Eindruck machen. Und auch am Freitag standen zunächst nur die "Medical Checks" an, bei denen bisherige Verletzungen in Erfahrung gebracht und die Spieler ganz genau unter die Lupe genommen wurden. "Die haben Handgröße, Armlänge und Flügelspanne vermessen. Und auch die Beweglichkeit wurde getestet", erinnert sich Zirngibl.

Am Samstag kam der Niederbayer dann aber richtig ins Schwitzen: An der Toronto University standen die ersten Übungen an. Dabei wurde etwa die Sprungkraft aus dem Stand in Höhe und Weite gemessen. Und ganze 102 Kilogramm musste Zirngibl auf der Bank wuchten. Am Sonntag folgten alle Übungen, die auf Zeit gingen, wie die Sprints beim 40-Yard-Dash. Die Folgen der fordernden Tests habe Zirngibl noch Tage später gespürt. "Aber das war echt interessant. Eine offizielle Sichtung, bei der solche Übungen verlangt werden, gibt es in Deutschland ja nicht", erklärt der Spiders-Spieler.

Beeindruckt war der Landauer allemal: "Es ist brutal, wie groß die sind und welche Athletik die kanadischen Spieler besitzen. Das ist schon ein hoher Standard, was die da drüben machen." Auch er sei wie ein Profi behandelt worden, so Zirngibl, der es aus Deutschland anders kennt: "Da arbeitet ja eigentlich jeder nebenher."

Am Sonntag kehrte der junge Sportler wieder zurück nach Deutschland. Jetzt heißt es erst einmal abwarten. "Ich glaube eigentlich nicht, dass es klappt", gibt der Defensive End zu, der im Gegensatz zu ein, zwei anderen deutschen Spielern nicht so gut abgeschnitten hätte. "Aber es war eine Ehre, Deutschland zu repräsentieren." Wie viele Spieler letztlich den Sprung in die CFL schaffen und beim sogenannten Draft von den kanadischen Vereinen ausgewählt werden, sei noch offen, erklärt Johannes Zirngibl. "Es wäre schon brutal, wenn das klappen würde", meint der 20-Jährige. "Das ist halt wirklich Profi-Sport, die haben da einen ganz anderen Standard. Das wär schon eine große Sache."

Und wenn es nicht klappt? "Dann will ich es nächstes Jahr auf jeden Fall nochmal versuchen", ist sich der Sportler schon sicher. Zuerst konzentriert sich der Defensive End aber auf die kommende Saison, die am 11. Mai mit der Partie auswärts gegen die Gießen Golden Dragons startet.