Papa, der Rennfahrer: Michael Ammermüllers Leben zwischen Cockpit und Tochter Leni

24.01.2019 | Stand 17.09.2023, 21:55 Uhr

Liebevoller Papa: Michael Ammermüller mit Tochter Leni beim Empfang als Porsche-Champion in der Niederlassung von Huber racing in Neuburg/Inn. −Foto: C. Huber

Als Rennfahrer kann es ihm gar nicht schnell genug gehen, doch manchmal möchte Michael Ammermüller (32) die Zeit am liebsten festhalten. Wenn Töchterchen Leni (1) daheim auf Papas Schoß rumkrabbelt, ist das nächste Rennen ganz weit weg. Michael Ammermüllers Leidenschaft, der Autorennsport, hat Konkurrenz bekommen.

"Meine Freundin Nicole ist es schon gewöhnt, dass ich immer unterwegs bin. Mit der Kleinen ist es jetzt aber doch eine andere Situation, da will man natürlich schon da sein", sagt Michael Ammermüller und packt sich Leni auf den Schoß. Der ehemalige Formel-1-Testpilot hat vergangene Saison zum zweiten Mal den Porsche-Supercup gewonnen, einen der bekanntesten Markenpokale im internationalen Automobil-Rennsport. Die Rennen werden im Rahmen der Formel-1-Wochenenden ausgetragen. Doch auf die Frage nach dem größten Erfolg richtet Michael Ammermüller den Blick erstmal lachend auf die Tochter, die im rosafarbenen Anzug auf Papas Beinen herumstrampelt.

Montagfrüh ist der schnellste Porsche-Fahrer der Welt im Entsorgungsbetrieb der Eltern in Neuburg am Inn anzutreffen. Dort, wo alles begann, wo er schon in jungen Jahren mit den Arbeitsfahrzeugen der Firma seiner Eltern über das Betriebsgelände geheizt ist. Von Montag bis Mittwoch ist der gelernte Kfz-Meister und Betriebswirt in der Arbeit und betreut den Fuhrpark mit einer Vielzahl von Spezialfahrzeugen, von Donnerstag bis Sonntag ist er unterwegs auf den Rennstrecken der Welt. Michael Ammermüller könnte auch ohne die Anstellung im elterlichen Betrieb gut von seinem Sport leben, dennoch ist es für ihn, gerade als Familienvater, nun umso wichtiger, ein zweites Standbein zu haben. Die sportliche Karriere kann im Nu beendet sein, sei es durch Verletzung oder schlechte Ergebnisse.

Ammermüller hat die Unwägbarkeiten des Rennsports ja schon am eigenen Leib erfahren, als eine Handgelenksverletzung den Formel-1-Perspektiven ein Ende setzte. 2007 war das. Der Wiedereinstieg in die Formel 1 wollte nicht mehr gelingen, doch der Wechsel in den GT-Sport erwies sich als goldrichtig. "Die Leute sind entspannter, mit Lechner Racing habe ich dort ein super Team gefunden und mich gleich wohlgefühlt", sagt Ammermüller. Sich aufgehoben zu fühlen, ist wichtig für ihn. Aus der Ruhe schöpft der Porsche-Champion die Kraft. Natürlich wäre ein Werks-Vertrag eine verlockende Perspektive, sagt Ammermüller, doch ob er dann Arbeitsalltag und Familienleben noch so gut mit dem Rennsport vereinbaren könnte, sei fraglich, meint er. Deshalb ist Michael Ammermüller mit seiner Situation mehr als zufrieden – Team und Material passen, der Wohlfühlfaktor auch. Umso besser, wenn es Rennstall-Chef Walter Lechner genauso sieht. "Es sagt ja im Grunde alles, dass der Michi seit sechs Jahren bei uns ist – eine ebenso harmonische wie erfolgreiche Zeit", sagte Lechner der Heimatzeitung. Michael Ammermüller blickt schon gespannt in die neue Rennsaison, die im Mai in Barcelona beginnt. Bis dahin wird er zwischen Training und Tests die freien Tage genießen. Leni tatscht Papa auf die Wange.