Erst großer Frust, dann große Freude: Hauzenbergerin Ann-Christin Marold holt deutschen Titel

15.12.2018 | Stand 17.09.2023, 21:55 Uhr

Im Kurzprogramm passte nicht alles: Bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Dortmund landete die Hauzenbergerin Ann-Christin Marold nur auf dem 16. Platz, am Ende reichte es dank einer großartigen Kür aber dennoch zum erneuten Titel. −Foto: RM

Was für ein Wochenende für die 15-jährige Ann-Christin Marold: Erst großer Frust, dann große Freude, denn die junge Eiskunstläuferin aus Hauzenberg hat bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Dortmund ihren Titel verteidigt. Nach einem Wechselbad der Gefühle.

Durch ihren starken Auftritt jüngst in Celje (Slowenien) rückte der Schützling von Denise Jaschek und Markus Haider in den erweiterten Favoritenkreis für die Meisterschaften der Juniorinnen im Eiskunstlauf. Das gelungene Comeback in Slowenien hatte durchaus für Auftrieb bei der Wahl-Linzerin gesorgt, auch die Trainingsvorbereitung lief gut.

Die Auslosung der Startnummern in Dortmund ergab, dass die Titelverteidigerin den Wettbewerb bei den Juniorinnen eröffnen sollte. Das morgendliche Training gab durchaus Anlass, optimistisch aufs Eis zu gehen und sich im Kurzprogramm eine gute Ausgangsposition für die Kür zu sichern. Noch beim sechsminütigen Einlaufen funktionierte alles reibungslos. Alle in der Eishalle waren sich sicher, dass die für den WSV Aschaffenburg startende Niederbayerin gleich eine starke Leistung aufs Dortmunder Eis zaubern werde.

Doch es sollte ganz anders kommen. Bereit sich in Pose bringend funktionierte das Mikrofon nicht, um die Läuferin anzusagen. Es dauerte eine Weile, bis es soweit war. Als nun endlich die Läuferin vorgestellt wurde und Ann-Christin Marold sich ein zweites Mal aufstellte, um ihren Lauf zu beginnen, passierte das nächste Malheur: Die Musik-CD ihres Kurzprogrammes funktionierte nicht. Da erst die Ersatz-CD eingelegt werden, verging für die junge Hauzenbergerin eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich loslegen konnte – ihre Konzentration ging leider etwas verloren.

Ihr Kurzprogramm war anschließend geprägt von Anspannung und enormer Nervosität. Und so verwunderte es nicht, dass sie ihren Lauf verpatzte.

Als alle 26 Läuferinnen den ersten Teil des Wettbewerbs absolviert hatten, fand sich Ann-Christin Marold auf einem ernüchternden 16. Platz wieder – sage und schreibe 12,74 Punkte hinter Kristina Isaev, der Juniorenmeisterin von 2016. Ein herber Rückschlag, der erst einmal verdaut werden musste. Ihr Trainer Markus Haider leistete jedoch ganze Arbeit und schaffte es, seinen Schützling wieder aufzurichten. Seine Losung für den nächsten Tag: Die Kür ist ein neuer Wettbewerb, alles beginnt bei Null.

Das Training am Morgen lief hervorragend und die Eisprinzessin aus der Granitstadt lief voll fokussiert. Als zwölfte Starterin musste sie aufs Eis und bestätigte, warum sie dem Perspektivkader der Deutschen Eislauf-Union angehört: Sie zeigte eine grandiose Kür mit allen Schwierigkeiten und Elementen, die ihr Programm derzeit beinhaltet. Sie ging volles Risiko und konnte die Zuschauer damit begeistern. Die Jury war ebenfalls der Meinung, dass hier gerade etwas Außergewöhnliches stattgefunden hatte und bedachte die 15-Jährige mit 93,97 Punkten. Die Bundeskader-Sportlerin hatte einmal mehr bewiesen, welch’ enormes Potenzial und Willensstärke in ihr steckt.

Mit einer Gesamtpunktzahl von 131,99 Punkten legte sie den Konkurrenten mächtig vor, und mit jeder Läuferin rückte sie dem Treppchen ein Stückchen näher. Am Ende stand ein schier unfassbarer Triumph, die Wahl-Linzerin hatte das Unmögliche möglich gemacht. Nach der letzten Läuferin war’s amtlich: Ann-Christin Marold steht erneut ganz oben auf dem Treppchen und ist erneut Deutsche Juniorenmeisterin im Eiskunstlauf. Einzig die Oberstdorferin Elodie Eudine konnte der Hauzenbergerin mit 130,85 Punkten noch nahe kommen. Der dritte Platz ging an die Berlinerin Janne Salatzki (127,28 Punkte), die ebenfalls eine schöne Kür zeigte.

Die Freude war bei Ann-Christin und ihren Trainern natürlich riesengroß und es zeigte einmal mehr: Der große Schritt, nach Linz zu gehen, war für die 15-Jährige der richtige. Nun wartet zum Abschluss des Jahres das absolute Highlight auf Ann-Christin Marold: Sie startet am 22./23. Dezember in Stuttgart bei ihren ersten Deutschen Seniorenmeisterschaften. Dort will sie neue, wertvolle Erfahrungen sammeln und schon im Kurzprogramm zeigen, dass sie es kann.

− R.M.