Ein Handball-Weltmeister im Bayerwald: Dominik Klein – für den Profisport braucht es Fleiß, Wille und Glück

08.11.2018 | Stand 17.09.2023, 21:55 Uhr

Lächelnd nahm er Abschied vom Handball: Dominik Klein. −F.: dpa

Im Januar gibt es wieder eine Heim-WM. Zumindest eine halbe. In Deutschland und Dänemark wird der Handball-Weltmeister ermittelt. Dominik Klein weiß, wie es ist, im eigenen Land Weltmeister zu werden.

2007 gewann der heute 34-Jährige das Turnier als jüngster Spieler der DHB-Auswahl. Klein wurde drei Mal Champions-League-Sieger, acht mal deutscher Meister und sechs mal Pokalsieger. Für die WM ist der Unterfranke Botschafter für den Standort München. In Regen leitete er jetzt ein Training der bayerischen Auswahlmannschaften für die Jahrgänge 2002 und 2003 und sprach mit der Heimatzeitung.

Herr Klein, warum sind Sie WM-Botschafter?
Dominik Klein: Ich will mit viel Leidenschaft über meinen geilen Sport reden. Ich liebe Handball. Und der Sport wird nie besser gelebt als bei einer Heim-WM.

Kommt das auch bei den Amateuren an?
Klein: Aus Gesprächen mit Vereinsvertretern weiß ich, dass die Vereine merken, dass sich Jugendliche melden, wenn auch die Nationalmannschaft erfolgreich ist. 2007 bei dem WM-Sieg im eigenen Land war das so und auch 2016, als Deutschland Europameister wurde. ARD und ZDF haben sich die Fernsehrechte bis 2025 gesichert. Das ist eine überragende Nachricht für den deutschen Handball. Durch die Fernsehübertragungen haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Vorbilder zu sehen.

Wie sieht es bei den Nachwuchsmannschaften aus, die Sie heute trainiert haben?
Klein: Ich bin begeistert, wie engagiert und aufmerksam die Kids sind. Ich sehe bei den Auswahlmannschaften großes Potenzial und man merkt, dass die Trainer schon vieles vermitteln konnten. Wobei "Kids" eigentlich gar nicht mehr stimmt. Die Spieler des Jahrgangs 2002 haben schon teilweise meine Körpergröße.

Sie mussten als junger Spieler Bälle tragen. Gibt es solche Hierarchien immer noch?
Klein: Der größte Erfolgsfaktor einer Mannschaft ist meines Erachtens Respekt. Dazu gehört, dass man auch mal als junger Spieler die Bälle trägt. Jedoch will man sich als junger Spieler auch beweisen und erarbeitet sich so den Respekt der anderen.

Was brauchen Jugendliche sonst, um Profi zu werden?
Klein: Fleiß, Wille und Glück.

Glück?
Klein: Markus Baur (Kapitän der Nationalmannschaft 2007) hat mich nach unserem WM-Sieg Glückskind genannt, weil ich mit 23 der jüngste Spieler im WM-Kader war und so etwas schon miterleben durfte. Glück gehört auf jeden Fall dazu.

Der Fußballer Lukas Podolski ist Botschafter für den Standort Köln. Nervt es sie, dass der Handball Fußballer braucht, um sich zu verkaufen?
Klein: So sehe ich das nicht. Das ist ein Miteinander. Podolski steht ja nicht nur für Fußball, sondern auch für die Liebe zu seiner Heimatstadt Köln und dort wird die deutsche Mannschaft ihre Hauptrunde spielen.

Was verbindet Sie mit München?
Klein: Meine Frau ist Münchnerin und wir wohnen jetzt hier. Außerdem komme ich aus Bayern und habe meine Karriere auch dort begonnen. Wir wissen alle, dass es in München auch eine andere Ballsportart gibt, die populärer als Handball ist. Das Potenzial an Kindern und Jugendlichen in München und Umland ist wirklich riesig. Wir benutzen ja auch den Hashtag #bayernkannhandball.

Werden Sie sich die Spiele anschauen?
Klein: Natürlich. In München werden hochklassige Teams antreten. Die Gruppe B spielt dort mit Spanien, Kroatien, Island, Mazedonien, Bahrain und Japan. Da können sich die sportbegeisterten Münchner auf tolle Spiele freuen.

Wie sehen Sie die Chancen der Deutschen bei der WM?
Klein: Momentan bin ich wegen der vielen Verletzten etwas betrübt, aber bis zum Eröffnungsspiel am 10. Januar in Berlin sind es noch ein paar Tage. Trotzdem gehören wir bei der WM zum erweiterten Favoritenkreis. Im eigenen Land zu spielen, wird die Jungs von Christian Prokop nochmal zusätzlich motivieren. Der Weg muss heißen: Berlin, Köln, Hamburg. Hamburg hieße, dass man sich fürs Halbfinale qualifiziert hat.

Sie haben im Sommer Ihre aktive Karriere beendet. Was machen Sie nach der WM?
Klein: Ich bin aktuell in vielen Gesprächen. Ich möchte aber meine Erfahrungen aus 15 Jahren Profisport gerne weitergeben. Nicht nur im Handball ist das möglich, sondern auch in Unternehmen, wo ich auch schon Vorträge gehalten habe. Zwischen Leistungssport und der Wirtschaft gibt es extrem viele Berührungspunkte.

Vermissen Sie es denn schon, zu spielen?
Klein: Aktuell vermisse ich es nicht, den Handball in der Hand zu halten. Ich darf sagen, dass die Schublade "Handballprofi" sehr reich gefüllt ist, mit vielen schönen Erlebnissen. Die Karriere ist irgendwie rund und ich freue mich jetzt, andere von dieser Sportart zu überzeugen und sie vor allem mit viel Leidenschaft vorzuleben!

Interview: Gabriel Bub