Die Mannschaft funktioniert: Untergriesbachs Ringer – großes Kino, erster Heimsieg

16.10.2018 | Stand 25.10.2023, 10:58 Uhr

Seine Spezialität: Christoph Fenzl, ein aktueller bayerischer Meister des SV Untergriesbach, setzte bei seinem Unterföhringer Gegner Jeffrey Kurth eine Beinschraube an – und gewann so den Kampf vorzeitig, nach nur 48 Sekunden. −Foto: Hans Springer

Großes Kino, erster Heimsieg und Verlierer, die gewinnen: Die Ringer des SV Weiß-Blau Untergriesbach haben nach einem furiosen Abend den Kampf gegen den SC Isaria Unterföhring mit 15:12 gewonnen und sich mit diesem Sieg auf Rang 2 der Oberliga Bayern Süd katapultiert. "Eine bärenstarke Mannschaftsleistung", konstatierte Trainer Guido Meltzer, der für den beruflich verhinderten Christoph Scherr auf der Ecke coachte.

Herausheben wollte Meltzer keinen der zehn SVU-Athleten, die sich vor knapp 200 Fans in der Verbandsschul-Turnhalle überaus motiviert den Gegnern aus der Landeshauptstadt stellten. Aber zwischen den Zeilen galt ein großes Lob dem Ringer, der den Abend in der Klasse bis 57 Kilo eröffnete: Alaa Alkrad. Dessen Gegner, Abdul-Basir Ibrahimi, hatte bislang in der Saison seine Kontrahenten auf der Matte gedemütigt und nach allen Regeln der Kunst beherrscht. Doch in Alkrad, der für dieses Duell "abgespeckt" hatte, sah er sich zum ersten Mal einem Kämpfer auf Augenhöhe gegenüber, der ihn mit überlegten Aktionen sogar in Bedrängnis brachte. Eine Schau.

Zwar verlor der SVU-Junior am Ende nach Punkten mit 4:9, doch fürs Unterföhringer Mannschaftskonto bedeutete dieser Sieg nur zwei statt eingeplanter vier Zähler. "Das war ein guter Einstieg für uns", sagte Coach Meltzer. Leicht untertrieben, denn den Gästen versetzte Alkrads Leistung einen kleinen Knacks, während es seine SVU-Kollegen um die entsprechenden Prozente beflügelte. Alkrad also der erste heimliche Gewinner des Abends.

Ebenso wie Benedikt Heindl. Der Untergriesbacher, der in jüngerer Vergangenheit als Bezirksliga-Fußballer beim FC Salzweg einen neuen sportlichen Schwerpunkt setzte, half seinen alten Kameraden aus, da die Weiß-Blauen in der Klasse bis 86 Kilo quasi blank dastehen. Und dass er es kann, bewies der 26-Jährige gegen Christian Axenbeck. Auch Heindl verließ de jure als Verlierer die Mitte des Raumes, de facto aber als Gewinner, weil Unterföhring in diesem Duell nur einen Punkt holte. Und auch Benedict Pauli zählte als Dritter im Bunde zu dieser Kategorie der unterlegenen Erfolgreichen: Geschwächt durch eine Grippe stellte er sich mannhaft dem starken Amlet Mamatzanian entgegen. Gegen Ende der sechs Minuten schwanden Pauli sichtbar die Kräfte, dennoch wehrte er sich bis zum letzten Gong. "Das wird im Rückkampf eine heiße Nummer", prophezeite Coach Meltzer.

Paulis Auftritt war insofern nicht mehr für Sein oder Nichtsein entscheidend, weil der SVU vor diesem letzten der zehn Kämpfe schon uneinholbar mit 15:10 führte. Verantwortlich dafür zeichneten rassige Auftritte von Erkan Celik oder Johannes Lenz, der nach einer Unpässlichkeit zu Beginn seines Kampfes gegen Vincent Kurth Klasse zeigte und am Ende haushoch triumphierte. "Das war nicht nur ein Sieg gegen seinen Gegner, sondern vor allem gegen sich und für das Team", fasste Meltzer zusammen – beim Ringen spielt sich eben vieles im Kopf ab.

Einen lichten Moment nutzte auch Christoph Fenzl zu einer seiner gefürchteten Beinschrauben. Wenn der Neblinger einen Gegner mit dieser Freistil-Technik fixiert, ist für diesen meist Schicht im Schacht. So auch am Samstag für Jeffrey Kurth. Nach 48 Sekunden wurde er sooft um die eigene Achse gedreht, dass Mattenleiterin Katharina Grasruck abpfiff und Fenzl zum Überlegenheitssieger gratulierte.

Noch eleganter und mit noch ausgefeilteren Freistil-Techniken holte Nikolay Kurtev ebenso vier Punkte für seine Weiß-Blauen. "Das ist ein Edeltechniker", sagte Meltzer. Stimmt. Weder Publikum noch Gegner Korbinian Kohler wussten so recht, wie der Bulgare behende dessen Körper auf der Matte gewirbelt hatte, so dass er nach 2:38 Minuten auf den Schultern landete.

Den fünften Einzelsieg der starken Kerle von der Donauhöhe feierte Jakob Rottenaicher, der Marcos Theodoridis dank unbändiger Kraft und Dynamik mit 1:0 besiegte. Diese Leistung des Oberbayern in den Reihen der Niederbayern passte nahtlos ins Bild. "Der SVU hat heute Abend sein wahres Gesicht gezeigt", stellte Trainer Meltzer mit einem genüsslichen Lächeln im Gesicht fest. Der Lohn: nach zwei Pleiten der erste Heimsieg und Platz 2 in der Liga – großes Kino.