Für den VfL Wolfsburg an der Konsole: Bayerwäldler wird ein "Fifa"-Wolf

06.06.2018 | Stand 17.09.2023, 21:54 Uhr

Benedikt Bauer aus Drachselsried (Landkreis Regen) spielt für den VfL Wolfsburg "Fifa 18". − Foto: Verein

Spielekonsole oder Schulbuch? Es ist der innere Zweikampf, den viele in seinem Alter täglich austragen. Benedikt Bauer bekommt das in der Regel ganz gut hin mit der richtigen Mischung. In den letzten Tagen ist das etwas komplizierter. Weil der 18-Jährige gerade mitten in den Abi-Prüfungen steckt. Und weil Bauer eben kein gewöhnlicher Zocker ist, sondern eSportler. Einer, der in Videospielen so gut ist, dass er damit Geld verdient. Der Drachselsrieder (Landkreis Regen) gehört zu Deutschlands Besten in der Fußballsimulation "Fifa". Der VfL Wolfsburg hat ihn nun mit zwei anderen Spielern in seine neue eSports-Akademie aufgenommen. "Für Wolfsburg zu spielen, ist ein Traum, weil sie Pionierarbeit leisten", sagt Bauer.

Die Niedersachsen waren einer der ersten Vereine mit eigener eSports-Abteilung. Mittlerweile setzt die halbe Bundesliga auf Profi-Videospieler. In Wolfsburg gehen sie nun noch einen Schritt weiter und bilden Talente aus, die später einmal in die Profi-Abteilung vorstoßen können. Dabei achtet der Verein auch auf Fitness und Ernährung der Spieler.

Bauer hatte sich über ein Online-Turnier für die Ausscheidung in der VW-Arena qualifiziert. Für drei Tage fuhr er nach Wolfsburg. 15 Gegner, drei freie Plätze in der Akademie. Der Drachselsrieder marschierte durch die Gruppenphase und entschied auch die Endrunde für sich. Doch nicht nur die Leistung am Controller zählte, Bauer musste sich auch in sportlichen Wettkämpfen und bei einer inszenierten Pressekonferenz beweisen. Zwischen den Spielen gab er Interviews. "Weil ich Tabellenführer war, wurde ich nach jeder Halbzeit interviewt. Da kommt man sich schon ein bisschen berühmt vor", erzählt er. Mit seiner lockeren, positiven Art überzeugte er die Experten-Jury. Fortan darf Bauer mit den "Fifa"-Profis des VfL trainieren, darunter ein Star der Szene, Benedikt Saltzer. Ein Jahr läuft Bauers Vertrag, danach entscheidet sich, ob er zum Profi-Team stößt.

Umziehen muss der Niederbayer nicht. Nur ab und zu muss er nach Wolfsburg, neun Stunden Zugfahrt von Drachselsried entfernt. Vieles spielt sich online ab. Bauer muss einen Youtube-Kanal betreiben, dort professionelle Videos mit Spielsequenzen hochladen, den VfL international bei Turnieren vertreten. Im Gegenzug bekommt er ein monatliches Gehalt. Wie viel? Will er nicht sagen. Nur so viel: Für ein einigermaßen sorgenfreies Studium würde es reichen – die Währung, in der der Abiturient zurzeit rechnet.

Wieso er so gut ist, kann sich Benedikt Bauer selbst nicht erklären. Er spielt Fußball in der A-Jugend-Kreisliga. Nichts Besonderes. An der Konsole sitzt er wöchentlich zehn Stunden. Nicht viel. Bauer hat wohl schlicht eines: Talent.

Kann er diese Begabung auch seinen Großeltern erklären? "Naja", sagt er, "so wirklich verstehen sie das nicht. Auch meine Eltern waren anfangs skeptisch. Aber als ich bei einem Turnier zum ersten Mal Geld gewonnen habe, haben sie gemerkt, dass doch mehr dahinter steckt als Knöpfe drücken." Dass eSports möglicherweise bald olympisch wird, hat die Akzeptanz noch verstärkt. Auch, wenn man als Profi inzwischen viel Geld verdienen kann, ist der eSports für Benedikt Bauer erst einmal "Plan B". Plan A heißt Abitur.