Leere Tribünen bei Olympia: Die Gründe für den Zuschauerschwund in Pyeongchang

13.02.2018 | Stand 13.02.2018, 18:00 Uhr

Auf den Tribünen verlieren sich ein paar Dutzend Zuschauer beim Slopestyle im Phoenix Snow Park von Pyeongchang. Athleten und Betreuer empfinden den mangelnden Zuspruch zum Teil als Olympia-unwürdig. − Foto: kyodo/dpa

Als er auf die dürftige Stimmung im Biathlon-Stadion von Pyeongchang angesprochen wurde, musste sich Bundestrainer Gerald Hönig zurückhalten. "Ich will nicht das Wort Trauerspiel in den Mund nehmen", sagte Hönig am Dienstag im Deutschen Haus. Genau dieses Wort hatte er aber am Samstag nach Laura Dahlmeiers erstem Sieg noch verwendet, um die Stimmung in Pyeongchang zu charakterisieren.

Nicht nur bei den Biathleten, auch bei den Skispringern herrscht Tristesse auf den Rängen. Nur wenige Hundert Zuschauer waren etwa bei Andreas Wellingers Sieg auf der Normalschanze bis zum Schluss dabei. Genauso bei Katarina Althaus’ Sprung zu Silber. Biathlon und Skispringen sind sicher nicht die Lieblingssportarten der Südkoreaner. Die Kälte hält auch den einen oder anderen davon ab, ins Stadion zu gehen. Ein wesentlicher Stimmungstöter sind aber die späten Wettkampfzeiten. Für das mitteleuropäische Fernsehpublikum sind die Startzeiten der Skispringer und Biathleten in Pyeongchang jedenfalls günstig, für die Sportler zumindest ungewohnt.

Die in den USA besonders populären Eiskunstlauf-Wettbewerbe finden am südkoreanischen Vormittag statt, so dass NBC sie zur besten Sendezeit in den Vereinigten Staaten ausstrahlen kann. Vor allem Discovery und NBC haben massives Interesse daran, dass die für die jeweiligen Märkte wichtigsten Entscheidungen zu den dort jeweils attraktiven Sendezeiten fallen. NBC zahlt rund 6,3 Milliarden Euro für die Rechte an den Spielen bis 2032. Discovery hat sich die europäischen TV-Rechte für die vier Olympischen Spiele bis 2024 für 1,3 Milliarden Euro gesichert. Fuhrmann dazu: "Wer das meiste zahlt, hat den größten Einfluss."

Andreas Bauer, der Trainer der Skispringerinnen, erklärt das Dilemma: "Auf der einen Seite möchte man im Fernsehen präsent sein und Einschaltquoten generieren. Das tut der Sportart gut, das tut den Athleten gut. Auf der anderen Seite will man stimmungsvolle Bilder sehen und da gehört auch eine gewisse Kulisse dazu. Es ist schwierig, ein Maß zu finden."

− dpa