DEL
Neuer Eishockey-Bundestrainer Nutznießer von Eisbären-Frust

21.03.2023 | Stand 21.03.2023, 22:21 Uhr

Eisbären Berlin - Die Eisbären Berlin um Cheftrainer Serge Aubin (M.) verpassten die Playoffs. - Foto: Andreas Gora/dpa

Nach einer historisch schwachen Spielzeit verpasst der Titelverteidiger die DEL-Playoffs. Das hatte es zuletzt 2004 gegeben. Dem neuen Bundestrainer verschafft dies aber einen einfacheren Einstand.

Der vielleicht größte Gewinner des Hauptrunden-Endes in der Deutschen Eishockey Liga ist die Nationalmannschaft.

Zwei Monate vor dem Start der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland hat der Deutsche Eishockey-Bund nun Planungssicherheit und der neue Bundestrainer Harold Kreis einen einfacheren Einstand. Bedingt durch das frühe Saison-Aus der Schwenninger Wild Wings kann deren bisheriger Trainer Kreis unverzüglich seinen neuen Job beim DEB angehen und die WM-Vorbereitung planen.

Daran änderte auch Schwenningens letztlich unbedeutendes 4:3 nach Penaltyschießen beim Meister Eisbären Berlin nichts mehr. Dem noch amtierenden Champion hätte auch ein Sieg am Ende nicht mehr gereicht. Erstmals seit 22 Jahren finden DEL-Playoffs ohne die Eisbären statt und erstmals seit 19 Jahren ohne den aktuellen Meister. 2004 hatten die Krefeld Pinguine als Meister den Cut nach der Hauptrunde nicht geschafft. «Der Frust ist natürlich sehr, sehr groß», klagte Nationalspieler Marcel Noebels.

Wichtige WM-Fahrer früh dabei

So bitter dies nach zwei Meisterschaften in Serie für einen der besten deutschen Stürmer war, der neue Bundestrainer dürfte sich insgeheim darüber gefreut haben. Durch das Saison-Aus der Berliner stehen Kreis nun beim WM-Vorbereitungsstart Anfang April in Noebels und dessen Club-Kameraden Leo Pföderl, Jonas Müller und Marco Nowak potenziell wichtige WM-Fahrer schon von Beginn an zur Verfügung.

«Die Nationalspieler der Eisbären müssen sich jetzt erst einmal mental erholen. Ich bin aber überzeugt, sie werden gut vorbereitet zu unserem ersten Treffen Anfang April erscheinen», sagte Kreis nach dem Spiel sogleich und schon ganz im Bundestrainer-Modus. In den vergangenen Jahren waren große Teile der letztlichen WM-Aufgebote noch lange in den Playoffs gebunden gewesen. Kreis-Vorgänger Toni Söderholm hatte vor allem zum Start der WM-Vorbereitungen oft nur C-Kader zur Verfügung. 

Bei den Eisbären stehen nun vor allem etliche unangenehme Gespräche an. «Das ist ganz, ganz bitter und frustrierend. Das war überhaupt nicht das, was wir uns gedacht hatten, und da gibt es auch nichts schönzureden. Das war im Grunde eine sieben Monate lang andauernde Krise», sagte Geschäftsführer Thomas Bothstede. «Es wird jeder Stein umgedreht.»

Trainer-Zukunft offen

Klar ist, dass der Meister von 2021 und 2022 in der kommenden Saison personell verändert einen neuen Anlauf nehmen wird. Unklar ist, ob Trainer Serge Aubin weitermacht. «Vielleicht hat er ganz andere Ideen, was ich nicht hoffe», sagte Bothstede. Der Meistercoach der vergangenen Jahre selbst mochte sich zur Zukunft noch nicht äußern: «Wir werden uns in den nächsten paar Wochen zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht.»

In der DEL stehen von Dienstag an nun zunächst die Pre-Playoffs an. In maximal drei Spielen werden in den Serien Düsseldorfer EG gegen Aufsteiger Löwen Frankfurt und Fischtown Pinguins aus Bremerhaven gegen die Nürnberg Ice Tigers die Viertelfinal-Gegner von Hauptrundensieger EHC Red Bull München und dem Zweiten ERC Ingolstadt ermittelt.

Dies ist insbesondere für die DEG eine Enttäuschung nach ganz starken Wochen zuletzt. «Dass man auf der Ziellinie noch aus den Top sechs herausfällt, ist natürlich extrem unglücklich», klagte Sportdirektor Niki Mondt. Im Februar galt die DEG gar als Geheimfavorit auf den Titel. Zum Ende der Hauptrunde ging dem achtmaligen Meister im Trubel der Feierlichkeiten um die 1000. DEL-Spiele ihrer Stürmer Alex Barta und Philip Gogulla aber die Puste aus. 

Am letzten Spieltag der Hauptrunde zog ausgerechnet der Erzrivale Kölner Haie noch vorbei. Das Team von Trainer Uwe Krupp darf sich nun eine Woche länger auf das Playoff-Viertelfinale gegen die Adler Mannheim vorbereiten, das am 14. März startet. Erst dann beginnen die DEL-Playoffs mit maximal wieder sieben Spielen pro Serie so richtig. Bei den Eisbären dürfte dann schon einiges aufgearbeitet sein. 

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