Bayern legt wieder los
Nagelsmann testet Talente, aber: Lewi-Theater überschattet den Start ohne Stars

04.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:05 Uhr

Schon jetzt topfit: Neuzugang Sadio Mane präsentiert sich bei Instagram völlig durchtrainiert. Er steigt wie die meisten Stars der Bayern erst später in die Vorbereitung ein. −Foto: Screenshot Instagram

Selbst der Boss ließ sich den Start der „Mission 11“ nicht entgehen. Oliver Kahn beobachtete entspannt den lockeren Auftakt am Rande des Trainingsplatzes, auch Chefcoach Julian Nagelsmann verfolgte die ersten Übungen seines Rumpfteams um Neuzugang Ryan Gravenberch mit einiger Gelassenheit. So richtig ernst wird es bei Bayern München erst in den kommenden Tagen, wenn nach und nach die Stars ihren Urlaub beenden.

Bis spätestens 12. Juli sollen die Nationalspieler um Kapitän Manuel Neuer und Thomas Müller einsteigen - ob dann auch der wechselwillige Robert Lewandowski dabei sein wird, ist nach wie vor die große Frage beim deutschen Rekordmeister. Er freue sich, sagte Vorstandschef Kahn schon einmal, „wenn er am ersten Trainingstag auftaucht“.

Dabei sind die Fronten im Poker mit dem FC Barcelona weiter massiv verhärtet. Zuletzt war schon von einem möglichen Streik des Torgaranten die Rede. Das Thema nervt die Münchner seit Wochen. Auch die ungeklärte Zukunft von Nationalspieler Serge Gnabry überschattet den Start beim Dominator der Liga.

Müller zieht aus den Nebengeräuschen, die den FC Bayern seit Wochen belasten, aber offenbar sogar Motivation. „Wenn ich all die Sachen rund um Transfers lese, bekomme ich einfach Lust darauf, dass es wieder los geht und wir auf dem Platz herausfinden, wer tatsächlich das beste Team ist“, schrieb er in seinem Newsletter.

Seit nunmehr zehn Jahren sind die Münchner in Deutschland unangefochten. Die Ziele sind entsprechend klar, die Erwartungen wie immer extrem hoch bei den Bayern - zumal in Mane vom FC Liverpool ein Superstar verpflichtet wurde.

Ein zweites Jahr mit „nur“ einem Titel wird sich Nagelsmann kaum leisten können. Er wisse, betonte der 34-Jährige bereits, „dass der Druck noch einen Tick größer wird. Wir müssen Dinge besser machen, um den elften Titel zu holen und auch in den anderen Wettbewerben weiterzukommen“.

Die Konkurrenz, vor allem aus Dortmund, rüstet zwar für die Bayern-Jagd mächtig auf - doch große Hoffnungen sollten sich der BVB und Co. offenbar nicht machen. Diese Hoffnungen, betonte Kahn, „können sie sich abschminken. Wir greifen wieder richtig an“.

Am Samstag starteten die Münchner deshalb mit ersten Leistungstests. Am Montag stand die erste Einheit auf dem Platz mit insgesamt 16 Spielern an, darunter lediglich neun Profis um Gravenberch und Dayot Upamecano. Gravenberch ist neben Mane und Noussair Mazraoui einer von bisher drei Zugängen der Bayern. Konrad Laimer von RB Leipzig steht weiter auf der Wunschliste.

Erstmals seit langer Zeit joggte der zuletzt an den RSC Anderlecht und zuvor an Parma Calcio ausgeliehene Joshua Zirkzee wieder über den Trainingsrasen an der Säbener Straße. Die rund 90-minütige Einheit war wegen Baumaßnahmen am Vereinsgelände nicht öffentlich.

Nach dem Aufwärmprogramm trainierte Gravenberch erst einmal individuell weiter. Für den Niederländer hatten die Münchner Ajax-Angaben zufolge eine feste Ablösesumme von 18,5 Millionen Euro bezahlt, die sich durch Bonuszahlungen noch um bis zu 5,5 Millionen Euro erhöhen kann. In München hat der Mittelfeldakteur einen Fünfjahresvertrag bis 2027 unterschrieben. Im Laufe der kommenden Tage wird Gravenberch, der sich am Ende der vergangenen Saison am Sprunggelenk verletzt hatte, auch im Teamtraining erwartet.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic schaute zwischenzeitlich aus dem Fenster zu, wie mehr als ein Dutzend Profis und Amateurspieler ihre Übungen absolvierten. Salihamidzic arbeitet hinter den Kulissen weiter an dem Team, das in der kommenden Saison den elften Meistertitel am Stück gewinnen und in Champions League sowie DFB-Pokal besser als in diesem Jahr abschneiden soll.

Fraglich ist weiter die Zukunft von Serge Gnabry, dessen Vertrag wie der von Lewandowski im kommenden Sommer ausläuft. Der Nationalspieler soll das Interesse von Real Madrid und bei Premier-League-Clubs geweckt haben. Weiter im Fokus haben die Münchner dem Vernehmen nach den Zugang von Konrad Laimer von RB Leipzig.

Mehr und mehr wird sich in den kommenden Tagen der Kader von Nagelsmann füllen, vom 12. Juli an soll er das Ensemble dann komplett zur Verfügung haben. Zum Start konnte sich der 34-Jährige einen Eindruck von den Nachwuchskräften verschaffen. Als letzte Stars steigen in der nächsten Woche viel belastete Nationalspieler wie Manuel Neuer und Thomas Müller oder Lewandowski in die Vorbereitung ein.

Die komplette Münchner Mannschaft um den für über 30 Millionen Euro vom FC Liverpool verpflichteten Star-Zugang Mané soll sich am 16. Juli in der Allianz Arena den Fans präsentieren. Zwei Tage später hebt dann der Flieger in die USA ab. Dort bleiben die Bayern-Stars eine knappe Woche, absolvieren zwei Testspiele in Washington gegen D.C. United und in Green Bay gegen Manchester City.

Das erste Pflichtspiel findet am 30. Juli statt: In Leipzig treffen die Bayern beim DFL-Supercup auf DFB-Pokalsieger RB Leipzig.Es sind noch einige Kader-Baustellen, die Sportvorstand Hasan Salihamidzic schließen muss. Doch auch auf Kahn wartete am Montag noch ein wichtiger Termin: Am Abend stand ein runder Tisch mit Fanvertretern wegen des umstrittenen Katar-Sponsorings des Klubs an. Spätestens da dürfte es mit der Entspannung vorbei gewesen sein.

− dpa/red/sid