Zwei Personalien bei Bayern im Fokus
Ein bisschen FC Hollywood: Showdown um Lewandowski und heiße De-Ligt-Frage

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:05 Uhr

Robert Lewandowski und seine Frau Anna waren die letzten Wochen viel im Ausland unterwegs – hier beim Filmfestival von Cannes. −Foto: dpa

„Popstar“ Sadio Mane bereitet sein Ständchen für die neuen Kollegen vor, doch Robert Lewandowski wäre beim Einstand des selbsternannten „großen Sängers“ am liebsten gar nicht mehr dabei. Während Mane in seinem Repertoire nach dem „besten Song für die Jungs“ fahndet, steuert der ewige Poker um Lewandowski auf seinen Höhepunkt zu. Kommt er wie von seinem Arbeitgeber gefordert am Dienstag zurück aus dem Urlaub - oder nicht?

„Wir freuen uns, wenn er am ersten Trainingstag auftaucht“, sagte Bayern Münchens Vorstandschef Oliver Kahn vor knapp drei Wochen, doch die Freude ist so gar nicht gegenseitig. Einen Streik ließ der Weltfußballer über sein Umfeld zwar ausschließen. Dennoch hofft er, dass sein ersehnter Wechsel zum FC Barcelona schnellstmöglich über die Bühne geht.

Die finanziell arg gebeutelten Katalanen strecken sich für ihren Wunschspieler bis zum Äußersten. Dem Vernehmen nach haben sie ein viertes Angebot über jetzt 50 Millionen Euro Ablöse für den 33-Jährigen ausgearbeitet, mit dem das einstige Bayern-Basta endgültig geknackt werden soll. Die Münchner können kaum mehr nein sagen - sie brauchen das Geld.

Allen voran für Matthijs de Ligt. Der Niederländer wurde am Sonntag bei Juventus Turin von den Fans begeistert zum Leistungstest empfangen. „Bleib bei uns“, riefen die Anhänger. Doch der 22-Jährige hat den Bayern angeblich schon zugesagt. Die Vereine feilschen um die Ablöse, Juventus soll 75 Millionen fordern. Die kann der FC Bayern, der bis zu zehn Millionen für Omar Richards (zu Nottingham Forest) erlöste, nur mittels Lewandowski-Verkauf aufbringen.

Schon im April soll sich der Pole in Barcelona auf die Suche nach einer neuen Bleibe gemacht haben, schreibt das katalanische Blatt Sport. Damals nannte Kahn die Wechsel-Gerüchte noch „Nonsens“. Am 15. Mai sprach der Boss bei der Meisterfeier sein inzwischen berühmtes „Basta!“ aus, allein: Es half nichts. „Für Robert ist der FC Bayern Geschichte“, ätzte dessen Berater Pini Zahavi acht Tage darauf.

Doch die Bayern blieben zunächst stur, pochten auf Einhaltung des Vertrages bis 2023. Lewandowski sah sich gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen - und gab einige bemerkenswerte Interviews. „Meine Geschichte beim FC Bayern ist vorbei“, sagte er am 30. Mai, und: „Ich hoffe, sie halten mich nicht auf, nur weil sie es können.“

An dieser Haltung änderte weder die verschnupfte Reaktion von Kahn etwas, noch ein Telefonat und späteres Schlichtungsgespräch auf Mallorca mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Lewandowski ließ sich stattdessen auf Ibiza mit Barca-Trainer Xavi sehen. „Ich möchte wirklich mit dir trainieren“, soll er ihm zum Abschied zugeflüstert haben.

Dazu dürfte es bald kommen, auch wenn die Bayern davon ausgehen, dass Lewandowski am Dienstag noch einmal in München vorstellig wird. Mit ihm, Kapitän Manuel Neuer oder Thomas Müller sollen die letzten Nationalspieler zurückkehren. „Ich freue mich“, sagte „Sänger“ Mane, „sie kennenzulernen.“ Das sieht Lewandowski völlig anders.

Sicher ist, dass sich am Samstag die Neuzugänge Sadio Mané, Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui sich erstmals einer großen Fankulisse in München zeigen können. „Ich habe bereits in diesem großen Stadion gespielt. Jetzt möchten wir mit der Unterstützung der Fans im Rücken unsere Ziele erreichen“, sagte Mané, der am Freitagnachmittag bei seinem ersten Training am Vereinsgelände von den wenigen Anhängern hinter dem Zaun lautstark bejubelt wurde.

„Es war sehr gut. Ich habe es genossen, und auch den anderen Jungs hat es gefallen“, berichtete der 30 Jahre alte Senegalese. Einen bestimmten Song habe er sich für das obligatorische Ständchen zum Einstand noch nicht überlegt. „Aber ich habe ein paar im Repertoire“, scherzte Mané, der sich als „großer Sänger vor den Jungs“ zeigen möchte.

Für über 30 Millionen Euro war der Offensivstar vom FC Liverpool verpflichtet worden, Gravenberch kostete 18,5 Millionen Euro Ablöse. Heiß bleibt der Poker um Innenverteidiger de Ligt von Juventus. Weder Bayern noch Juventus haben sich bislang zu den Meldungen geäußert. De Ligt hat eine Ausstiegsklausel im noch bis 2024 laufenden Vertrag: Für eine Ablösesumme von 120 Millionen Euro kann er Juventus verlassen – so viel wollen die Bayern auf keinen Fall zahlen.

Am Wochenende konnten die Münchner weitere Einnahmen erzielen. Nach den rund zwölf Millionen Euro für Marc Roca (Leeds United) machten die Münchner den Wechsel des vor einem Jahr ablösefrei geholten Linksverteidigers Omar Richards zu Nottingham Forest perfekt. Der Ersatzspieler soll laut Medien zwischen 8 und 10 Millionen Euro einbringen.