Federer-Bezwinger, Haderer, Heimatmensch: Niederbayer Brands über 14 Jahre Profi-Tennis

14.08.2019 | Stand 18.09.2023, 3:55 Uhr

Nach 14 Jahren ist Schluss: Daniel Brands hat seine Profi-Laufbahn beendet – nach vielen Höhen und Tiefen auf der Tour. −F.: Ruiz/imago images

Daniel Brands (32) hat ein schönes Wochenende hinter sich. Sein Verein, der TC Großhesselohe, hat den Bundesliga-Klassenerhalt geschafft. Er selbst war nicht dabei. Erstmals seit Jahren war er dafür wieder einmal auf dem Gäubodenfest. Brands hat dafür nun Zeit. Nach 14 Jahren auf der ATP-Tour hat der Niederbayer, geboren in Deggendorf und aufgewachsen in Bogen, seine Profitennis-Karriere im Juli beendet. Mit heimatsport.de sprach er über...

...sein Karriereende: "Ich war von meinem Ziel Top 100 zu weit weg. 2017 habe ich mich am Knie operieren lassen. Damals habe ich schon überlegt aufzuhören. Mir hat der Spaß gefehlt, das Reisen war mir zu viel. Nach der OP habe ich entschieden, es nochmal zu probieren. Ich habe aber nicht gut genug gespielt. Dann habe ich beschlossen, in Wimbledon – wo ich 2010 meinen größten Erfolg hatte – die Karriere zu beenden."

...mentale Stärke: "Ich bin eher zurückhaltend. Das hat mir nicht unbedingt geholfen. Ich hatte immer mit meinem Selbstvertrauen zu kämpfen. Es ist aber im Leistungssport ganz wichtig, dass du in den wichtigen Momenten selbstbewusst auftrittst. Das hat mir manchmal gefehlt."

Daniel Brands spielte seit 2005 auf der Profi-Tour. Die Stärken des 1,96 Meter großen Niederbayers sind der Aufschlag und die Vorhand. 2010 stand er im Achtelfinale von Wimbledon. Im August 2013 erreichte er mit Platz 51 seine höchste Weltranglistenplatzierung. Im gleichen Jahr spielte er zweimal gegen Roger Federer und schlug ihn in Gstaad (Schweiz) sogar. Seine Bilanz auf der ATP-Tour: 60 Siege, 93 Niederlagen. Im Juli 2019 beendete Brands seine Karriere. Er wohnt in München.


...Pfeiffersches Drüsenfieber: "2013 war mein bestes Jahr. Ich habe das erste Mal konstant gut gespielt. Aber dann hat mir das Pfeiffersche Drüsenfieber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich oft schlapp bin. Ich habe zehn Stunden geschlafen und war trotzdem noch müde."

...seine liebste Anekdote: "2017 in Wimbledon. Ich hatte gerade in der 1. Runde gegen Gaël Monfils verloren und mich im Fitnessstudio aufs Rad gesetzt. Dann wurde Stefanos Tsitsipas aufgerufen. Wir hatten denselben Ausrüster. Er packte seine Sachen, ging auf den Platz. Als er dort die Tasche aufmachte, ist er aus allen Wolken gefallen. Er hatte meine genommen. Ich habe das auf einem Fernseher verfolgt. Ein Betreuer kam in die Kabine und ich habe ihm die richtige Tasche gegeben."

...seine schönsten Erinnerungen: "Die Matches gegen Roger Federer in Gstaad und Hamburg. Eines habe ich ja gewonnen und damit eine ausgeglichene Bilanz. Und die Spiele gegen Nadal und Tsonga auf dem Center Court bei den French Open. Das Achtelfinale in Wimbledon 2010 natürlich. Und meine Einsätze im Davis Cup. Es ist immer eine besondere Ehre, für sein Land zu spielen."

...seinen körperlichen und mentalen Zustand: "Ich habe früh geschaut, dass ich genug mache, damit der Körper nicht so anfällig ist. Da muss ich mich auch bei meinen Trainerteams bedanken. Der Kopf ist schon oft an der Grenze im Tennis. Es gibt Phasen, in denen du müde bist. Meistens habe ich das gut erkannt, mir eine Auszeit genommen, ein paar Tage den Schläger weggelegt. Ich bin viel in die Berge gegangen. Dort komme ich zur Ruhe."

...Heimat: "Ich habe es immer genossen, in Niederbayern zu sein, wenn ich von Reisen zurückgekommen bin. Da sind meine Wurzeln. Da konnte ich am besten meine Batterien aufladen. In den letzten Jahren habe ich es natürlich selten nach Hause geschafft. Jetzt geht das wieder öfter."

...Zukunfts-Pläne: "Tennis hat bisher mein Leben bestimmt. Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben, werde den Trainerschein machen. Es geht im Oktober los. Ich hoffe, dass ich im Januar fertig bin. In naher Zukunft will ich nicht auf Reisen gehen. Ich bin froh, dass ich gerade dauerhaft an einem Ort bin, will aber nicht ausschließen, dass ich irgendwann wieder auf die Tour gehe und jemanden betreue."

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