Luft für DFB-Geschäftsführer wird dünner

Er flüchtet sich in Durchhalteparolen: Wird Bierhoff das erste Opfer des deutschen WM-Desasters?

03.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:56 Uhr

Klammert sich (noch) an sein Amt: DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff. −Foto: dpa

Die seit Jahren anhaltende Kritik an Oliver Bierhoff wird lauter, der DFB-Geschäftsführer könnte das erste „Opfer“ des WM-Desasters werden.

Oliver Bierhoff nickte den wenigen Fans am Münchner Flughafen mit einem gequälten Lächeln zu, doch selbst das könnte ihm bald vergehen. Der Geschäftsführer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verantwortet die dritte schwere Turnier-Pleite in Serie, für Viele ist er das Sinnbild der Entrücktheit und des Niedergangs der Nationalmannschaft.

„Wir haben schlechte Jahre hinter uns, da sitzt Oliver Bierhoff mit im Boot - und da muss man auch Oliver Bierhoff infrage stellen“, sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Der Boulevard trommelt vor dem Treffen der Verbandsspitze mit Bierhoff und Bundestrainer Hansi Flick für die Trennung vom langjährigen Manager, Bild forderte am Samstag: „Bierhoff muss gehen!“

Die Aussage von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, wonach die Aufarbeitung „die Entwicklung der Nationalmannschaft und unseres Fußballs seit 2018“ umfassen müsse, war eine klare Ansage an Bierhoff. Der 54-Jährige wird erklären müssen, welchen Anteil er an den WM-Desastern in Russland und Katar sowie am frühen EM-Aus 2021 hatte. Wohl auch in einem größeren Rahmen - am Freitag bei der Präsidiumssitzung.

Bierhoff geht es äußerlich gelassen an. Er mache sich „nicht die großen Sorgen“ und hat „ein sehr gutes Gefühl für mich“, meinte er, seine Arbeit in 18 Jahren DFB spräche doch für ihn, „vielleicht schaut man sich die gesamte Bilanz sachlich an“. Die Frage nach einem Rücktritt stelle er sich nicht, er wolle seinen Vertrag bis 2024 erfüllen.

Eine mögliche Verteidigungsrede bereitete er noch in Al-Khor vor. „Es geht nicht um Fingerpointing“, sagte Bierhoff in dem Manager-Sprech, das bei ihm viele kritisieren. Gut, der Binden-Zoff habe gestört, „aber glauben Sie wirklich, dass das eine so große Rolle gespielt hat?“ Sein Team habe „super Arbeit gemacht“.

Der EM-Held von 1996 hat sich große Verdienste erworben - mit der Krönung 2014 in Rio. Bierhoff gilt als Vater der Akademie, die den DFB und seine Auswahlteams zukunftsfähig machen soll. Doch auch er ist für die jahrelangen Versäumnisse in der Ausbildung verantwortlich. Er traf bei der Organisation mehrerer Turniere unglückliche Entscheidungen. Er steht für Abgehobenheit und Reizthemen wie den nun abgeschafften Begriff „Die Mannschaft“. Er hielt zu lange an Joachim Löw fest.

Die Forderung nach einem Sportchef unter oder neben Flick läuft dennoch ins Leere - es gibt ihn längst: Joti Chatzialexiou, Bierhoffs Vertrauter und Sportlicher Leiter Nationalmannschaften. Er ist einer von 180 (!) Mitarbeitern Bierhoffs. Im WM-Umfeld spielte er praktisch keine (öffentliche) Rolle.

Dass an den anstehenden Gesprächen auch DFB-Vize Hans-Joachim Watzke teilnehmen soll, ist für Bierhoff keine gute Nachricht. Der BVB-Boss gilt als Bierhoff-Kritiker, er war federführend beim Abschaffen des Siegels „Die Mannschaft“. Watzke soll angeblich bei Themen rund um die DFB-Auswahl enger eingebunden werden.

Für Bierhoff muss das noch nicht das Aus bedeuten. Sein Tätigkeitsfeld, berichtet die Bild-Zeitung, könnte auch auf den Bereich Akademie beschränkt werden.

− sid



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