Regionalligist landet Transfer-Coup

Wechsel-Kracher: Künzings Torjäger Seidl zieht’s zurück nach Schalding – Das sind die Gründe

16.01.2021 | Stand 19.09.2023, 1:55 Uhr

Jubelt künftig wieder für die grün-weißen Schaldinger: Chris Seidl kehrt an den Reuthinger Weg zurück. −Foto: Lakota

Dieses Mal hat er auf den Kopf gehört – und nicht wie schon so oft auf sein Herz: Christian Seidl (26) verlässt im Sommer zum zweiten Mal seinen Heimatverein FC Künzing und wechselt erneut zum SV Schalding.

Schon vor vier Jahren war der Torjäger dem Ruf des Regionalligisten gefolgt, nach eineinhalb Spielzeiten am Reuthinger Weg zog es ihn aber zurück zu seinem FCK. "Dieser Verein bedeutet mir alles", sagte Seidl damals.

An seiner Liebe zu Künzing hat sich seither nichts geändert. Aber auch die Perspektive Regionalliga verlor nie ihren Reiz. "Mir ist die Entscheidung sehr schwer gefallen und ich habe auch lange überlegt", berichtet der Stürmer über seine Wechsel-Gedanken. Am Ende habe aber der Wunsch überwogen, sportlich noch einmal ans Limit gehen zu wollen.

"Ich bin jetzt 26 Jahre und möchte einfach so hoch wie möglich spielen. Körperlich fühle ich mich topfit, die Corona-Pause hat mir sehr gut getan", sagt Seidl, der sich im letzten Spiel für seinen alten, neuen Verein das Kreuzband riss. "Das Knie hat mir danach lange Probleme bereitet. Aber mittlerweile ist alles gut. Ich hoffe, dass mein Körper auch das höhere Pensum in Schalding mitmacht."

Seidl und der SVS – das ist mittlerweile eine lange Geschichte. Schon als 17-Jährigen lädt ihn Schalding erstmals zum Probetraining, dem damalige Trainer Mario Tanzer reichen 20 Minuten, dann will er das Sturm-Talent unbedingt verpflichten. Seidl jedoch lehnt ab, bleibt in Künzing. Dort macht der Instinktfußballer mit Toren am Fließband bayernweit Schlagzeilen, immer wieder locken ihn höherklassige Klubs. Im Winter 2018 wagt er dann den Schritt, entscheidet sich für den SV Schalding.

Schnell wird der Angreifer Stammspieler. In 44 Regionalliga-Partien bringt er es auf starke 22 Scorrerpunkte. Ganz frei fühlt sich Seidl im grün-weißen Trikot aber nie, im Hinterkopf spielt immer auch der FC Künzing mit, wo die Kumpels kicken – und feiern. Oft und lange redet Trainer Stefan Köck mit seinem jungen Stürmer. Am Ende schafft es aber auch er nicht, Christian Seidl vom Bleiben zu überzeugen − 2018 kehrt dieser zurück zum Bezirksligisten.

Mit dem Dorfklub an der Donau will Seidl das Kunststück schaffen und in die Landesliga aufsteigen. Doch er merkt schnell, dass ein solches Unterfangen "sehr, sehr schwierig" ist. "Du musst schon eine perfekte Saison spielen, da muss einfach alles passen." Schöne Träumereien seien es gewesen, realistisch betrachtet könne man stolz sein, sich in der Bezirksliga etabliert zu haben. "Der Verein hat vier Mannschaften im Spielbetrieb, das allein ist ja schon Wahnsinn und sehr, sehr viel wert."

Um den Künzingern die Planungen zu erleichtern, wird Seidl den Verein erst im Sommer verlassen. Verantwortliche und Mitspieler hätten seine Entscheidung akzeptiert, "sie haben es alle verstanden und keiner war mir böse". Das bestätigt Künzings Vorstand Reinhard Bauer. Es sei zwar für alle ein großer Schock gewesen, als Seidl seinen Wechsel-Wunsch geäußert habe. Und natürlich sei man nicht gerade glücklich mit der Entscheidung. "Wenn so ein Mann geht, ist das natürlich brutal hart. Aber Chris will es einfach nochmal versuchen – und das akzeptieren wir", sagt Bauer.

Beim SV Schalding freut man sich freilich riesig, dass Seidl im Sommer erneut das grün-weiße Trikot überstreifen wird, zumal dadurch auch die Offensiv-Lücke geschlossen wird, die Andreas Jünger (wechselt im Winter nach Vilzing) hinterlässt. "Christian hat schon bei seinem ersten Mal in Schalding vollends überzeugen können, sowohl sportlich als auch menschlich. Daher war es immer ein Bestreben von uns, dass er wieder einmal an den Reuthinger Weg zurück kehrt", sagt Sportchef Markus Clemens.

Auch Seidl betont, dass der Kontakt zum SVS nie abgerissen sei. Mit mehreren Spielern ist er nach wie vor gut befreundet, immer wieder gab es Anfragen, ob er nicht doch noch einmal in der Regionalliga angreifen will. In der Corona-Pause, meint Seidl, sei ihm bewusst geworden, dass er den Schritt jetzt machen müsse, im "besten Fußballer-Alter". Man könnte auch sagen: Chris Seidl hat auf seinen Kopf gehört ...

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