Heiß aufs Duell gegen Schalding

Erlbach-Leader Maxi Sammereier: Über Umwege zum Fußball-Glück

18.11.2022 | Stand 19.11.2022, 10:20 Uhr

Den Ball immer im Blick: Maxi Sammereier ist eine zentrale Säule im Mittefeld des SV Erlbach und arbeitet zudem als Trainer am DFB-Stützpunkt in Passau. −Foto: Christian Butzhammer

Von Andreas Lakota

Natürlich ist es ein besonderes Spiel. Aber nicht nur wegen seiner persönlichen Vergangenheit. „Schalding ist Tabellenführer und für mich auch Topfavorit auf den Titel. Es wird die schwerste Aufgabe in dieser Saison. Aber solche Herausforderungen sind ja das Schöne am Sport“, sagt Maximilian „Maxi“ Sammereier und berichtet von einer „extremen Vorfreude“ auf das Match seines SV Erlbach gegen den Bayernliga-Primus aus Niederbayern, das am Samstag um 14.30 Uhr zahlreiche Zuschauer ins beschauliche Holzland locken wird.

Der Reiz, den großen Favoriten zu ärgern, so wie beim sensationellen 2:0-Sieg des Aufsteigers im Hinspiel am Reuthinger Weg, ist das eine. Bei Maxi Sammereier kommt noch eine andere Komponente hinzu. Denn der Haarbacher trug selbst das grün-weiße Trikot. Und wäre er einst als junger Spieler nicht nach Schalding gewechselt, „dann würde ich jetzt wohl auch nicht für Erlbach auflaufen“, sagt Sammereier, dessen Fußballgeschichte schon einige überraschende Wendungen genommen hat.

Kreuzbandriss im ersten Schalding-Training

18 Jahre ist Maxi Sammereier alt, als es ihn nach Schalding zieht. Er gilt als großes Talent, war Kapitän der U17-Bayernauswahl, hat bei Wacker Burghausen U19-Bundesliga gespielt, beim Jahn in Regensburg Profi-Luft geschnuppert. Doch Verletzungen, darunter ein Riss des Syndesmosebands, bremsen Sammereier aus. Er verlässt nach einem halben Jahr den Jahn, will über den Regionalligisten SV Schalding einen neuen Anlauf nehmen. Beim SVS findet Sammereier zwar nicht sein fußballerisches Glück – dafür aber einen sehr guten Freund.

Er lernt den – damals oft verletzten – Lukas Lechner kennen. Der Ex-Profi versteht sich nicht nur persönlich bestens mit Sammereier. Nein, er erkennt auch das Potenzial des jungen Spielers. Und als Lechner Schalding Richtung Pfarrkirchen verlässt, nimmt er Sammereier mit, überträgt ihm eine zentrale Rolle im Mittelfeld. Dieser dankt es mit Top-Leistungen, der Landesligaaufstieg ist die Krönung. Ein Jahr später folgt der zweite Anruf aus Schalding.

Faszination Erlbach: „So noch nirgends erlebt“

Gereift und hochmotiviert präsentiert sich Maxi Sammereier 2018 beim Auftakttraining des Regionalligisten. Eine Stunde später sitzt er im Auto nach Hause, telefoniert völlig aufgelöst mit Papa Robert. Nach einem Kopfballduell verdreht er sich bei der Landung, das Knie, das Kreuzband reißt. Das Regionalliga-Abenteuer ist beendet, bevor es überhaupt begonnen hat.

Ein Jahr fällt Maxi Sammereier aus. Er kämpft sich zwar nochmals zurück, glücklich wird er am Reuthinger Weg aber auch beim zweiten Mal nicht. So muss er nicht lange überlegen, als ihm im Frühling 2019 sein alter Kumpel Lukas Lechner das Angebot macht, zum Landesligisten Erlbach zu wechseln. Sammereier geht sportlich betrachtet wieder einen Schritt zurück − und macht doch einen riesen Satz nach vorne.

In Erlbach spürt er das Vertrauen des Trainers, avanciert auf der Sechserposition schnell zum Leistungsträger. „Maxi ist ein absoluter Leader bei uns. Ich schätze ihn sportlich, aber auch menschlich sehr“, sagt Lechner. Auch insgesamt läuft es bestens für die beiden Freunde, im Sommer 2022 schafft der Verein nach einer überragenden Landesligasaison den Sprung in die Bayernliga. Das Erfolgsgeheimnis des Klubs aus der kleinen Gemeinde (1300 Einwohner) im Landkreis Altötting?

„In Erlbach gibt’s eine ziemlich einzigartige Kombination verschiedener Erfolgskomponenten. Das habe ich so noch nirgends erlebt“, berichtet Sammereier. Die Sportanlage mit „top gepflegten Plätzen“ suche in der Region ihresgleichen. Hinzu kämen Verantwortliche, „die sehr bedacht handeln, immer ruhig bleiben und die Dinge sehr realistisch betrachten“, sagt Sammereier. Und dann ist da noch eine Mannschaft, die sich bestens versteht, in der viele Spieler befreundet sind und zudem hohe Qualität schlummert.

Als Sammereier 2019 in Erlbach startet, stehen noch viele erfahrene, höherklassig erprobte Cracks im Kader. Mittlerweile tummeln sich vor allem hochtalentierte Nachwuchskräfte im Holzland. Mit seinen 26 Jahren zählt Sammereier bereits zu den Routiniers. Zusammen mit Lukas Lechner und Levin Ramstetter bildet er die Schaltzentrale im Mittelfeld des SVE, lenkt, dirigiert, leitet mit klugen Diagonalpässen immer wieder Angriffe ein.

Dass er später selbst als Spielertrainer arbeiten will, steht für Sammereier fest. Er hat bereits die B-Lizenz-Ausbildung abgeschlossen, wird vielleicht schon im Winter den nächsten Schein in Angriff nehmen. Immer montags trainiert der 26-Jährige die Top-Talente des Jahrgangs 2010 am DFB-Stützpunkt in Passau. „Großen Spaß“ bereite ihm diese Aufgabe, auch wenn neben drei Trainingseinheiten in Erlbach ein weiterer Abend draufgeht für den Fußball.

Ein Angebot aus Unterhaching lehnt er ab

Doch dieser spielt im Leben von Maxi Sammereier einfach eine Hauptrolle. Manchmal denkt er noch darüber nach, was wohl gewesen wäre, wenn er 2013 dem Ruf von Manfred Schwabl und Manuel Baum nach Unterhaching gefolgt wäre. Aber Sammereier macht damals lieber sein Abitur in der Heimat fertig, studiert anschließend Tourismusmanagement mit Schwerpunkt BWL. Heute arbeitet er als stellvertretender Tourismusdirektor in Bad Griesbach, ist beruflich, fußballerisch und privat mit seiner Freundin glücklich. „Es ist schon gut so, wie es gelaufen ist“, sagt er vor dem Spiel gegen Schalding.


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Der SV Erlbach erwartet für das Spiel ein hohes Zuschaueraufkommen, empfiehlt eine zeitige Anreise und bietet frühzeitig Verpflegung und Getränke im Stadion.

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