Deggendorf

Deggendorfer spenden 85000 Euro für Flutopfer

Geld geht nach Hönningen im Ahrtal – Deggendorfer Feuerwehr war dort im Einsatz – Trocknungsgeräte abgeholt

09.11.2021 | Stand 21.09.2023, 5:31 Uhr

Der Kindergarten von Hönningen, der auch als Treffpunkt für das ganze Dorf wichtig ist, wurde bei der Flutkatastrophe im Sommer schwer beschädigt. −Foto: Jürgen Schwarzmann

Deggendorf erlebte 2013 selbst eine bis dahin nie dagewesene Hochwasserkatastrophe und weiß, wie wichtig Spenden sind, wenn Kosten für die Instandsetzung weder vom Staat noch von einer Versicherung übernommen werden können. Darum hat OB Christian Moser die Bürger aufgerufen, zu spenden für den Westen Deutschlands, der im Sommer die schlimmste Flutkatastrophe erleben musste.

"Da gibt es im Ahrtal die kleine Ortsgemeinde Hönningen, die schwer getroffen wurde, besonders im Ortsteil Liers", informierte die Freiwillige Feuerwehr Deggendorf den Oberbürgermeister und empfahl aus den eigenen Erfahrungen im Einsatz in Hönningen, diese Ortsgemeinde für die Spende.

"Ja, Hönningen und Liers haben praktisch viel verloren, was gestanden ist, egal ob es sich um Privathäuser, Betriebe oder unsere kommunalen Einrichtungen handelt", berichtet Jürgen Schwarzmann, Bürgermeister der Ortsgemeinde, von den schrecklichen Zerstörungen, die seine Heimat heimgesucht haben, als das Wasser kam.

Eine stark beschädigte Einrichtungen ist die Kita "Wibbelstätz", die zwar im Grunde staatliche Aufbauhilfen erhält, die jedoch viel mehr als nur der gemeindliche Kindergarten war. Treffpunkt für Menschen jeden Alters, gemeinsame Aktionen und viel Geld, das von den Hönningern selbst abseits von der Kindergartenförderung reingesteckt wurde. Und das alles – der besondere Garten, der alle zum Verweilen einlädt oder der Treffpunkt für die Gemeindebürger in dem Gebäude, werden weder vom Land noch von einer Versicherung gedeckt, informiert die Stadtverwaltung. "Ohne Spenden wird dieses Haus niemals mehr das für Jung und Alt unserer 1200-Seelen-Gemeinde sein, was es war. Nämlich unser Ort für alle, die sich treffen wollen, die einen Platz zum Reden suchen und die einfach nicht alleine sein wollen", freut sich Bürgermeister Schwarzmann über die rund 85000 Euro aus Deggendorf, die besonders für den Kindergarten verwendet werden.

"Die Hönninger Gemeinschaft ist gerührt von so viel Unterstützung, die uns ein wenig Hoffnung macht, dass manches wieder so werden kann wie vor der Katastrophe. Ich danke allen Spenderinnen und Spendern, die dazu beitragen werden, weil sie ihre Spende nach Deggendorf und damit jetzt uns gegeben haben", bedankte sich Jürgen Schwarzmann für die finanzielle Aufbauhilfe.

OB Moser war es besonders wichtig, dass die Spende ohne Verwaltungsgebühren oder andere Unkosten in voller Höhe direkt an eine Ortsgemeinde geht, die am besten weiß, was am dringendsten und hilfreichsten ist. Hönningen wurde es deshalb, weil hier Einsatzkräfte aus Deggendorf nach der Flut vor Ort waren und das ganze Ausmaß an Zerstörung erleben konnten und um die notwendige Hilfe wissen.

Er wünsche der Ortsgemeinde Hönningen alles Gute und viel Kraft für den Wiederaufbau und bedanke sich bei allen, die dem Deggendorfer Spendenaufruf gefolgt sind, wird Moser in einer Mitteilung der Stadt zitiert.
Auch jetzt können noch Spenden direkt an die stark geschädigte Ortsgemeinde Hönningen-Liers gezahlt werden. Dafür wurde ein Spendenkonto eingerichtet: Verbandsgemeinde Altenahr für Ortsgemeinde Hönningen; Kreissparkasse Ahrweiler; IBAN: D45 5775 1310 0000 2000 30; Verwendungszweck: Fluthilfe OG Hönningen.

Auch Helfer Thomas Hein aus dem Raum Aschaffenburg bedankt sich im Namen der Ahrtaler Bürger für die Unterstützung aus Deggendorf. Er hat am vergangenen Wochenende bei der Fischerdorfer Feuerwehr zwei Bautrockner und einige Heizgeräte in Empfang genommen, die nach seinem Aufruf in der DZ von Menschen aus Stadt und Landkreis Deggendorf gespendet worden waren.

Einen größeren Holzofen, Elektroboiler und Sanitärteile hat Thomas Hein anschließend in Osterhofen abgeholt. "Glücklich und zufrieden, recht schwer bepackt, konnte ich sodann in den Nachmittagsstunden die Heimfahrt von etwa 370 Kilometern antreten", schreibt er in einer Mail, die gestern die DZ-Redaktion erreicht hat.

Die Trocknungsgeräte lässt der ehrenamtliche Helfer nun einer Empfängerin im Ahrtal zukommen, die sie dringend braucht. "Auch für die sonstigen Geräte finden sich ganz bestimmt Interessenten, die von der Flut im Juli 2021 stark getroffen wurden", ist sich Thomas Hein sicher.

Er hatte speziell in Deggendorf nach solchen Geräten gefragt, weil er vermutete, dass solche nach der Flut 2013 noch in dem einen oder anderen Keller schlummern. In den heuer schwer betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind diese Dinge gefragte Mangelware. In Zusammenarbeit mit dem Fischerdorfer Kommandanten hatte Hein Abgabe-Termine an mehreren Wochenenden im Oktober organisiert.

Thomas Heins Hilfsbereitschaft hatte vor allem sein Bekannter Sven Zöller geweckt, der beim THW aktiv ist und schon mehrfach im Flut-Einsatz war. Auf die damaligen Fernsehberichte hin ist Thomas Hein 2013 nach Fischerdorf gefahren und hat dort tagelang Wohnungen geräumt, Putz von den Wänden geschlagen und mehr. Nun organisieren Hein und Zöller auch "weiße Waren" und sonstige Werkzeuge, die sie den Betroffenen kostenfrei zur Verfügung stellen. Seit Ende September fahren sie die Sachen auf eigene Kosten ins Ahrtal.

− dz/kw

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/deggendorfer-spenden-85000-euro-fuer-flutopfer-6970994
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