Osterhofen

Knappes "Ja" für neuen Kiesabbau

Kies soll direkt für Hochwasserschutz verwendet werden – Massive Einwände der Anlieger

29.03.2022 | Stand 22.09.2023, 1:45 Uhr

Der Baggersee südwestlich von Gramling/Endlau: Ob dieses Vorranggebiet für Kiesabbau auch für den Materialbedarf zum Ausbau des Hochwasserschutzdamms genutzt werden kann, soll geprüft werden. −Foto: Schwarzbözl

Auf einer Fläche von 8,7 Hektar will die Firma Kies Hacker Produktions GmbH aus Deggendorf im Bereich zwischen Arbing, Zainach und Kasten Kies abbauen. Dagegen hatten Anwohner und Feldeigentümer bereits mehrere Bedenken bei der Stadtverwaltung vorgebracht, die Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und Bauamtsleiter Christian Moosbauer mit der Firma besprochen haben. Dies wurde gestern Nachmittag im Bauausschuss diskutiert. Die Entscheidung fiel letztlich denkbar knapp aus: Mit 4:3 Stimmen wurde das gemeindliche Einvernehmen erteilt.

Bis zu 4,90 Meter tief soll der Kies abgebaut werden. Allerdings wird deutlich tiefer gegraben, weil darüber noch Humus und Abraum entfernt werden muss, führte Christian Moosbauer an. Das Unternehmen rechnet mit einer Kiesausbeute von 378500 Kubikmetern. Die Grube soll mit 76000 Kubikmetern verfüllt werden, zudem soll ein bleibendes Gewässer entstehen. Eingesetzt werden für den Kiesabbau Bagger oder Radlader, Planierraupe und Muldenkipper. Maximal drei Maschinen sollen zeitgleich in Betrieb sein. Zudem wird am Tag mit 100 Lkw-Fahrten beladen sowie 100 Lkw-Leerfahren gerechnet. Betriebszeit ist werktags von 6 bis 22 Uhr.

Weil in dem Bereich Feldlerchen und Kiebitze leben, soll für sie ein temporäres Biotop angelegt werden: Vor dem Start des Abbaus ist im späteren Abbaubereich für etwa zwei Jahre ein Biotop von einem Hektar Größe geplant. Anschließend wird ein Teil des bereits abgebauten Bereichs verfüllt und dort das zweite temporäre Biotop angelegt. Auf diesem Bereich soll später ein extensiver Acker mit Lerchenfenster entstehen.

Gegen diese Planungen wurden bereits Einwände vorgebracht, die im Gespräch mit Firmeneigentümer Michael Hacker besprochen wurden. Warum überhaupt eine neue Kiesabbaufläche genutzt werden soll, wenn im Regionalplan dafür Vorrangflächen südwestlich von Gramling/Endlau ausgewiesen sind? Der dortige Kiesabbau sichere den regulären Bedarf. Der Kies aus der neuen Fläche hingegen ist laut Hacker für Maßnahmen wie den Bau der Hochwasserschutzanlagen an der Donau vorgesehen, die weit über den normalen Bedarf hinausgehen. Für den Abtransport sei der kürzeste Weg zur Staatsstraße vorgesehen, um die im Planfeststellungsverfahren festgelegten Baustraßen zu erreichen. Allerdings, so Christian Moosbauer, muss die Kies-Lieferung für den Schutzdamm erst noch im Zug eines Wettbewerbs ermittelt werden.

Dennoch befürchten Anwohner und Feldeigentümer eine starke Lärm- und Staubbelästigung. Gerade Staub sehen die Obst- und Gemüsebauern als geschäftsschädigend, erläuterte der Bauamtsleiter und führte weiter an: Laut Michael Hacker soll Staub beim Abtransport des Kieses vermieden werden, indem der öffentliche Feld- und Waldweg direkt entlang des Abbaugebiets asphaltiert wird. Um eine übermäßige Beanspruchung des öffentlichen Feld- und Waldwegenetzes zu vermeiden, will die Firma Hacker die Wege in fünf Meter Breite ausbauen – ähnlich wie die "Hackerstraße". Damit könnten kritische Situationen im Begegnungsverkehr vermieden und eine Verbesserung des Straßennetzes für Endlau und Arbing erzielt werden.

Durch den Kiesabbau befürchten die Anwohner zudem eine Absenkung des Grundwasserspiegels und damit eine Beeinträchtigung der Hausbrunnen von Zainach und Kasten. Dort ist man auf Brunnen angewiesen, weil kein Anschluss an die zentrale Wasserversorgung besteht, so Moosbauer. Aus der Grundwasserfließrichtung in den Planunterlagen sei "keine konkrete Gefahr zu erwarten", meinte der Bauamtsleiter, allerdings müsse dies von Experten überprüft werden. Durch Erschütterungen können sich Risse an Gebäuden entlang der Baustraße bilden. Deshalb muss im Vorfeld eine Beweissicherung durchgeführt werden.

Nach dem Abbau wird eine Belästigung durch Badegäste im verbleibenden Gewässer befürchtet. "Schilder alleine reichen nicht immer", weiß Christian Moosbauer, deshalb soll der Weiher unattraktiv gestaltet werden: Badeunfreundliche Böschungen sind ebenso vorgesehen wie Schilfbewuchs und Totholz im Gewässer.

Grundsätzlich begrüßt die Stadt eine ortsnahe Entnahme des Baumaterials für den neuen Hochwasserschutzdamm. Dies helfe, Belästigungen einer breiten Bevölkerungsschicht zu vermeiden. Im Beschluss fordert der Bauausschuss aber, eine Entnahme im bestehenden Kiesabbau-Areal südwestlich von Gramling/Endlau zu prüfen, weil dort die notwenige Infrastruktur bereits vorhanden und der Weg zur Dammbaustelle ebenfalls kurz ist.

Ist dies nicht möglich, so muss für den Abtransport des Kieses auf Feldwegen und Gemeindeverbindungsstraßen bei der Stadt ein Antrag auf Sondernutzung gestellt werden. Und auf Kosten des Antragstellers soll eine Ertüchtigung der Wege für Begegnungsverkehr und eine möglichst staubfreie Oberfläche vorgenommen werden.

Im Beschluss sind eine Vermeidung negativer Auswirkungen (quantitativ und qualitativ) auf das Grundwasser, eine badeunfreundliche Weiher-Gestaltung und das Beweissicherungsverfahren ebenso enthalten wie die Forderung, dass Beeinträchtigungen von Wohnanliegern weitestgehend ausgeschlossen werden sollen. Allerdings, das machte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier deutlich, müsse man mit Staub und Lärm ohnehin rechnen, aber dafür erhalte man einen besseren Hochwasserschutz.

Nicht geklärt werden konnte in der Sitzung, ob ab einer bestimmten Tiefe ein Anspruch auf eine Vergütung für die entnommenen Bodenschätze besteht. Sollte dies der Fall sein, werden Ansprüche angemeldet. Zudem will die Stadt auf die Anmeldung eines Betriebssitzes in Osterhofen oder die Zerlegung der Gewerbesteuer hinwirken, um an den Steuereinnahmen beteiligt zu werden.

Auch wenn sich der Kiesabbau nicht im Grundwasserkörper der "Osterhofener Platte" befindet: Xaver Lechner plädierte für einen vorsichtigeren und nachhaltigeren Umgang mit Grundwasser. Auch Xaver Eckl betonte, dass der hohe Grundwasserstand in diesen Bereich ohnehin oft für Schwierigkeiten sorge.

− gs

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/knappes-ja-fuer-neuen-kiesabbau-6844505
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