Woran liegt es?

Nur ein (!) Turnier im ganzen Kreis West: Dramatisches Desinteresse an BFV-Hallenmeisterschaft

09.11.2022 | Stand 09.11.2022, 21:24 Uhr

Ab Dezember rollt der Ball wieder unterm Hallendach − doch das Interesse der Vereine an den Futsal-Turnieren des BFV hält sich ziemlich in Grenzen. −Foto: Andreas Lakota

Von Andreas Lakota

Die Zahl ist erschreckend. Acht! Ja tatsächlich nur acht Mannschaften nehmen im ganzen Fußballkreis West an der Hallenmeisterschaft des Bayerischen Fußballverbands (BFV) teil. Nachdem bereits im Kreis Ost (34 Teams) ein großer Rückgang bei den Meldungen zu verzeichnen war (hier geht‘s zum Bericht), ist das Desinteresse im Westen nachgerade dramatisch.

Das einzige Turnier findet am 10. Dezember in Rottenburg an der Laaber (Landkreis Landshut) statt. Die acht teilnehmenden Mannschaften spielen in zwei Vierergruppen, die beiden Erstplatzierten stehen sich dann in den Halbfinals gegenüber – sie alle sind direkt für die Niederbayerische Hallenmeisterschaft am 14. Januar in Dingolfing qualifiziert.

Früher gab es Vorrunden, Zwischenrunden, Landkreisfinals. Volle Hallen, begeisterte Fans. Jetzt reicht es im Kreis West gerade noch für ein mickriges Turnierchen. Und auch im Osten ist die Lage nicht viel besser, im Landkreis Freyung-Grafenau fällt der Hallenfußball des BFV heuer beispielsweise komplett ins Wasser. Kritiker der bei den BFV-Turnieren angewandten Spielform Futsal sehen sich bestätigt. „In den Hochzeiten waren in Passau ca. 120 Mannschaften am Start. In Straubing 110, in Landshut und Bayerwald zwischen 70 und 90 Mannschaften“, schreibt etwa Walter Zitzlsperger, einer der beiden niederbayerischen „Fußball-Rebellen“ in einer Mail an die BFV-Verantwortlichen. Und schickt hinterher: „Ihr habt es geschafft, innerhalb weniger Jahre mit Futsal die Hallenkultur für Spieler, Zuschauer, Nachwuchs und Gesellschaft zu vernichten.“

Der niederbayerische Bezirksvorsitzende Harald Haase sieht das ein bisschen anders. Er glaubt nicht, dass der Teilnehmer-Rückgang an der Spielform Futsal festzumachen sei. „Natürlich gibt es noch Vereine, die lieber mit Bande spielen. Aber insgesamt denke ich schon, dass sich Futsal in den letzten Jahren etabliert hat.“ Haase sieht vielmehr einen allgemeinen Trend, Hallenfußball habe vielerorts einfach nicht mehr den Stellenwert früherer Jahre. „Man kann schon seit längerem ein gewisses Desinteresse beobachten. Es gibt ja auch lange nicht mehr so viele private Turniere, obwohl da mit Bande gespielt werden kann“, sagte Haase. In diesem Jahr komme vielerorts die Angst vor Corona hinzu. Und auch die Ungewissheit in Sachen Hallennutzung wegen der Energiekrise habe einen negativen Einfluss. „Aus diesen Gründen sind wir heuer auch nicht proaktiv auf die Vereine zugegangen und haben nochmals nachgefragt, ob nicht doch gemeldet werden will. Ich bin aber guter Dinge, dass es im neuen Jahr wieder besser aussieht mit den Teilnehmerzahlen.“

Neben den von Haase aufgeführten Gründen sieht Bezirksspielleiter Richard Sedlmaier noch ein weiteres Problem. Das Freizeitverhalten der Spieler habe sich verändert, „viele haben keine Lust mehr, vier, fünf Stunden in der Halle zu verbringen, weil man ständig Pause zwischen den Spielen hat.“ Er könne sich daher gut vorstellen, im neuen Jahr den Futsal-Ligabetrieb wiederzubeleben. „Ein Abend pro Woche, ein Spiel mit zweimal 20 Minuten und mit vielen Einsatzzeiten − ich denke, das würde schon gut funktionieren“, sagt Sedlmaier.

Fest steht: Die BFV-Verantwortlichen müssen sich was einfallen lassen in Sachen Hallenfußball. Denn gehen die Zahlen weiter zurück, machen die Titelkämpfe bald keinen Sinn mehr.

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