„Top-Erfahrung auf Top-Niveau“

Länderspiele mit Litauen: Mario Tanzer kommt wieder auf den Trainer-Geschmack

27.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:15 Uhr

Auf internationaler Bühne: Mario Tanzer war als Assistent von Reinhold Breu bei Litauens Spielen gegen die Färöer Inseln und Luxemburg dabei. −Foto: privat

Von Andreas Lakota

Er hat schon viel erlebt in seiner langen Fußballkarriere, aber die letzten zehn Tage waren für Mario Tanzer etwas ganz Besonderes.

Als Assistent von Reinhold Breu (52/Edenstetten) stand der 46-jährige frühere Coach des SV Schalding in zwei Spielen der UEFA-Nations-League an der Linie. „Es waren Top-Erfahrungen auf Top-Niveau“, fasst der Graineter seine Zeit bei der litauischen Nationalmannschaft zusammen. Und auch wenn die Ergebnisse nicht ganz so positiv ausfielen wie gewünscht, ist Tanzer wieder „auf den Geschmack“ gekommen was eine Tätigkeit als Trainer angeht.

Seit seinem Aus beim Regionalligisten Schalding im April 2016 hat der A-Lizenz-Inhaber kein Team mehr betreut. Nach dem Ende seines Sportdirektor-Jobs beim 1. FC Passau Ende 2019 zog sich Tanzer sogar weitgehend ganz zurück von der Fußballbühne. Im Sommer bekam er dann einen Anruf seines alten Freundes Reinhold Breu, der in Litauen als Sportdirektor arbeitet und nach dem Rauswurf von Ex-HSV-Profi Valdas Ivanauskas interimsmäßig auch das Amt des A-Nationalcoaches übernahm. Breu wollte Tanzer als „Co“ im Team dabei haben – „und ich habe sofort zugesagt. Wann ergibt sich schließlich schon mal die Chance, Länderspiele mitzumachen?“, so Tanzer.

Vor elf Tagen stieg er in den Flieger Richtung Vilnius, der Hauptstadt Litauens, wo das erste Spiel der Nations League gegen die Färöer Inseln stattfand. Kurioserweise auf Kunstrasen. „Litauen hat nur ein Stadion, das für internationale Spiele zugelassen ist − und das hat keinen natürlichen Rasen. Das ist natürlich alles andere als optimal“, sagt Tanzer.

Ansonsten gibt’s allerdings fast nur Positives zu berichten. „Es war alles absolut professionell und perfekt organisiert. Die UEFA hat da ganz genaue Vorschriften. Zum zweiten Spiel nach Luxemburg sind wir mit einem eigenen Charterflieger gereist“, erzählt Tanzer. Fußballerisch bewege sich das Niveau zwischen „ 2. Bundesliga und Regionalliga“.

Im Training habe er sich „sehr gut einbringen“ können, berichtet Tanzer. „Insgesamt war es eine sehr gute Gruppe, auch was das Trainerteam angeht.“

Im ersten Spiel gab es für Litauen gegen die Färöer Inseln, die vier Tage später sensationell die Türkei besiegten (2:1), ein 1:1. In Luxemburg unterlag die Mannschaft durch ein Gegentor in Minute 89 0:1. „Das war bitter, eigentlich wäre ein 0:0 gerecht gewesen“, sagt Tanzer. „Und natürlich war es auch für Reinhold ärgerlich. Er hat ja zuvor zehn Jahre als Sportdirektor in Luxemburg gearbeitet und viele Spieler von der U13 weg betreut. Es war quasi seine Mannschaft, gegen die wir verloren haben“, sagt Tanzer, dessen Familie am Sonntag mit dem Auto nach Luxemburg gereist war, um live beim Spiel dabei sein zu können.

Mit dem Remis gegen die Färöer konnten Breu und Tanzer zumindest die Pleitenserie – zuvor wurden fünf Spiele in Folge verloren – durchbrechen. Insgesamt würden die Ergebnisse aber doch zeigen, dass in Litauen fußballerisch noch vieles im Argen liegt. „Es gibt sehr viele Träumer im Land, die meinen, man müsste besser sein. Aber die Realität sieht anders aus. Man liegt nicht umsonst auf Platz 142 der Weltrangliste. Vor allem im Sturm fehlt es an Qualität“, sagt Tanzer. Breu habe als Sportdirektor schon viele sehr gute Prozesse angestoßen, neue Strukturen geschaffen. „Aber es braucht einfach Zeit, bis sich das in den Ergebnissen niederschlägt.“

Nicht zuletzt weil 2023 Neuwahlen im Verband anstehen, könne man noch nicht sagen, wie es im litauischen Fußball weitergeht. Er selbst jedenfalls wird im November definitiv nochmals für zwei Spiele zurückkehren und seinem Freund Reinhold Breu auch im Baltic-Cup als Trainer assistieren. Gegner ist zunächst Island, dann geht’s entweder gegen Lettland oder Estland.

Und danach? Wird man Mario Tanzer künftig wieder häufiger sehen auf der Fußball-Bühne? „Es haben sich tatsächlich mehrere Optionen eröffnet“, sagt der Graineter nach seiner Rückkehr. Selbst eine Ausbildung zum Fußballlehrer könnte plötzlich nochmals ein Thema werden. Aber auch wenn es „unheimlich viel Spaß“ gemacht habe, auf professioneller Ebene zu coachen, sei es auch nicht ausgeschlossen, dass er in der Region nochmals ein Trainerprojekt in Angriff nimmt. „Ich habe da wirklich noch keinen Plan und mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht.“ Fest steht nach zwei Länderspielen nur: Mario Tanzer ist wieder auf den Trainer-Geschmack gekommen ...


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