Vor dem Pokalkracher gegen den BVB

Endlich wieder großer Hype um die Löwen – und trotzdem keine Ruhe in Giesing

28.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:37 Uhr

Die Löwen Fans werden im Pokal gegen Dortmund Vollgas geben. −Foto: dpa

So viel ist sicher: Wenn am Freitagabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) der BVB im Stadion an der Grünwalder Straße gastiert, ist es für 1860 München das Spiel des Jahres. Auch wenn es eben nicht der FC Bayern ist, der nach Giesing kommt.

Eine kleine Stichelei gegen den ungeliebten Lokalrivalen wollte sich Stefan Lex dennoch nicht entgehen lassen. „Ich glaube, es gibt keine bessere Mannschaft in Deutschland, über die ich reden will“, sagte der Sechzig-Kapitän vor dem Pokalkracher gegen Borussia Dortmund.

Ein „Riesen-Highlight“, versichert Lex, sei dies für die Mannschaft. Und nicht nur für die. Nach schwierigen Jahren ist der Hype um 1860 auf einmal wieder zu spüren. Die Löwen gelten in der dritten Liga nach zuletzt zwei vierten Plätzen als Aufstiegsfavorit Nummer eins, haben sich im Sommer gezielt verstärkt. Nach dem erfolgreichen Auftakt gegen Dynamo Dresden ist die Euphorie groß.

Bei den Löwen könnte alles so schön sein. Doch Sechzig will einfach nicht zur Ruhe kommen. Alleine in diesem Sommer jagt ein Streit den nächsten: Plagiat von Fan-Artikeln, das Testspiel gegen Saudi-Klub Newcastle United, der Akkreditierungsentzug für Online-Fanportale, die schier endlos wirkende Diskussion um das richtige Stadion.

Kernproblem ist freilich das weiterhin eher eisige Verhältnis zwischen der Vereinsseite, angeführt vom kürzlich mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigten Präsidenten Robert Reisinger, und die Investorenseiterund um Hasan Ismaik. Auch wenn sich die Zusammenarbeit zuletzt merklich versachlicht hat, der Graben ist längst nicht geschlossen. Und Trainer Michael Köllner steht – teilweise auch selbst verschuldet – immer öfter zwischen den Fronten.

Der 52-Jährige äußert sich hin und wieder gerne zu Themen außerhalb des Sports, was Reisinger nicht unbedingt gefällt. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, kommentierte er vielsagend im Münchner Merkur. Er finde es „gut, dass jetzt die Saison anfängt“, dann könne Köllner sich wieder „auf das Wesentliche“ konzentrieren.

Der erwiderte zwar, er wolle seinen „Mund nicht halten“, doch das Wesentliche, so wird es auch Köllner sehen, ist in diesem Moment das Pokalspiel gegen Dortmund. „Für den ganzen Verein ist das ein absolutes Highlight“, sagte der ehemalige Club-Trainer in der AZ, wollte aber auch keine allzu große Hoffnung schüren: „Da müssen viele Dinge zusammenkommen: Wir müssen über uns hinauswachsen, der BVB darf keinen allzu guten Tag erwischen.“

Diese „Stolpergefahr“ bestehe für den Favoriten natürlich immer. „Darüber denken wir aber nicht nach“, sagte der neue, alte BVB-Trainer Edin Terzic vor dem ersten Pflichtspiel der Saison: „Dieser Wettbewerb ist uns sehr wichtig“. Den monatelangen Ausfall von Neuzugang Sebastien Haller gelte es laut Terzic bestmöglich zu kompensieren: „Wir haben in der Vergangenheit auch ohne Stoßstürmer erfolgreichen Fußball gespielt.“

Die Münchner Marschroute ist indes klar. „Wir wollen denen Paroli bieten, solange es geht“, sagte Lex. Köllner betonte, es brauche einen „Hexenkessel“ um den BVB zu bezwingen. Das Grünwalder Stadion scheint dafür prädestiniert. Vor 58 Jahren trafen die beiden Mannschaften zum bislang einzigen und letzten Mal für ein Pokalspiel in Giesing aufeinander. Der Sieger? 1860.

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