Er heizt auch Debatte um 50+1-Regel an

„Ohne Eier wird es beim FC Bayern schwer“: Oliver Kahn hat öffentliche Rolle als Boss „unterschätzt“

13.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:05 Uhr

Oliver Kahn. −Foto: dpa

Vorstandschef Oliver Kahn (53) vom FC Bayern München hat angeregt, die 50+1-Regel im deutschen Fußball zu hinterfragen.

„Man sollte weiter über den Sinn der 50+1-Regel nachdenken! 50+1 ist mittlerweile zu einer Ideologie geworden. Jeder, der das Konzept in Frage stellt oder zumindest mal Gedankenspiele anregt, ist automatisch der Böse“, sagte Kahn in einem Interview im „11Freunde Bundesliga-Sonderheft“. „Für wettbewerbsverzerrend halte ich es allerdings, wenn ganze Länder unreguliert die Möglichkeit haben als Investoren einzusteigen.“

Die für alle Profivereine bindende 50+1-Regel besagt, dass der Stammverein nach der Ausgliederung seiner Profi-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft weiter die Mehrheit der Stimmenanteile besitzen muss. Sie soll den Einfluss von Investoren im deutschen Profifußball begrenzen.

Ein Wegfall der Regel könnte möglicherweise auch für mehr Spannung in der Bundesliga sorgen, die die Münchner mit zehn Meisterschaften nacheinander dominieren. „Unser Ziel bleibt es weiterhin, jedes Jahr Deutscher Meister zu werden. Man kann aber davon ausgehen, dass unsere Konkurrenz stärker werden könnte, wenn die 50+1 Regel fällt“, sagte Kahn.

Der frühere Weltklassetorwart hatte nach einer Einarbeitungsphase den Vorstandsvorsitz beim FC Bayern im Sommer 2021 von Karl-Heinz Rummenigge übernommen. Rummenigge hat kein Amt mehr, der langjährige Manager und Präsident Uli Hoeneß ist auch nicht mehr in vorderster Front aktiv.

„Beide haben den Verein Jahrzehnte geführt, und Uli Hoeneß ist als Aufsichtsrat immer noch eingebunden, daher sind ihre Ratschläge natürlich immer willkommen. Wir, Herbert Hainer als Präsident, Hasan Salihamidzic und ich, stehen zusammen mit meinen Vorstandskollegen Jan-Christian Dreesen und Andreas Jung und dem Aufsichtsrat in der Verantwortung, und es ist uns allen klar, dass beim FC Bayern immer wieder vieles aus dem Umfeld hereingetragen wird“, sagte Kahn.

Auf die Frage, ob man in Anlehnung an seinen legendären Spruch („Eier, wir brauchen Eier“) auch Eier als Chef brauche, sagte Kahn: „Ohne Eier wird es beim FC Bayern in der Tat schwer. Aber das können Sie nicht vergleichen. Franz Beckenbauer hat gesagt: Die schönste Zeit im Leben ist die als Spieler. Ich habe mich stets gefragt, was genau er damit meint. Heute kann ich sagen: Bisserl Recht hat er schon gehabt!“

Kahn gab auch zu, die Bedeutung öffentlicher Auftritte in seiner Funktion als Vorstandschef „unterschätzt“ zu haben. Ihm sei „klar geworden, dass es als CEO notwendig ist, öffentlich noch präsenter zu sein“, sagte der 53-Jährige. Er sei sich inzwischen „bewusst, dass ich in meiner Rolle jederzeit greifbar sein muss“.

Kahn reagierte damit auf den in der vergangenen Saison immer wieder laut gewordenen Vorwurf, die Klubspitze mit ihm, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic habe Trainer Julian Nagelsmann bei kniffligen Themen zu oft alleine gelassen. „Wer hier als CEO arbeitet, muss diesem Verein jeden Tag vor den Augen der Öffentlichkeit gerecht werden, Entscheidungen treffen und dafür die Verantwortung übernehmen“, sagte Kahn.

− dpa/sid/red

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