DFB-Stützpunkt bleibt

„Logisch und konsequent“: 1. FC Passau künftig kein NLZ-Standort mehr

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:44 Uhr

Die Jugendteams des 1.FC Passau hätten laut BFV durchgehend in den höchsten Spielklassen vertreten sein sollen. −Foto: Mike Sigl

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) und der 1. FC Passau gehen bei der Talentförderung in Zukunft getrennte Wege. Zumindest was die Nachwuchsförderung auf „absolutem Top-Niveau“ angeht. Das Kernleitungsteam des Verbands hat nach der jährlichen Leistungsüberprüfung gemeinsam mit dem FCP-Verantwortlichen beschlossen, die Zusammenarbeit zum Ende der laufenden Saison nicht fortzusetzen. Gleiches gilt für das NLZ beim SB Chiemgau Traunstein. Beide Standorte sollen aber als DFB-Stützpunkte erhalten bleiben, wie der BFV bestätigt.

„In Passau und Traunstein sind vor allem aus sportlicher Sicht die Voraussetzungen für eine Talentförderung auf absolutem Top-Niveau vorerst leider nicht mehr gegeben. Im Gros entsprechen die Leistungsklassen der Jugendmannschaften aktuell nicht den klar definierten Anforderungen an ein BFV-Nachwuchsleistungszentrum. Dessen sind sich auch die beiden Vereine bewusst, die deshalb freiwillig ihren Verzicht auf den Status BFV-NLZ erklärt haben“, sagt der für die Talentförderung zuständige BFV-Vizepräsident Jürgen Pfau.

„Bereits in den vergangenen Jahren hatten wir die Zusammenarbeit mit dem 1. FC Passau sowie dem SB Chiemgau Traunstein an die Auflage geknüpft, dass die Jugendteams durchgängig in den höchsten Spielklassen vertreten sind. Kurzfristig ist dieses Ziel aber für beide Vereine bedauerlicherweise nicht zu bewerkstelligen. Wir bedanken uns bei den Vereinen für ihr Engagement in den letzten Jahren und stehen aber selbstverständlich weiterhin einer Partnerschaft mit beiden Klubs in der Spitzen-Talentförderung offen gegenüber, sofern die sportlichen Voraussetzungen dafür wieder gegeben sind. Schon alleine, um den Talenten in allen bayerischen Regionen unsere flächendeckende hochqualifizierte sportliche Perspektive zu bieten“, ergänzt Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann.

„Wir möchten uns ausdrücklich bei den jeweiligen NLZ-Leitern Robert Sammereier und Kilian Lehrberger für ihre erstklassige Arbeit bedanken, von der über die Jahre zahlreiche Talente maßgeblich profitiert haben. Die Zusammenarbeit war stets von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt – genau das macht jetzt auch der gemeinsam mit dem BFV gefasste Entschluss der beiden Klubs deutlich, sich vorübergehend vom Ligendruck lösen zu wollen, um die Nachwuchsarbeit in Ruhe neu auszurichten“, erklärt Felix Brych, der beim BFV als Abteilungsleiter für die Talentförderung verantwortlich ist.

Sammereier betont „spezielle Situation“ in Passau

Diese findet in Passau weiter in Form eines DFB-Stützpunktes statt. Dort trainieren unter der Leitung qualifizierter Verbands-Coaches einmal wöchentlich ambitionierte Nachwuchskicker aus dem ganzen Landkreis, für die sich künftig nicht viel ändern wird. Der Verband hätte es gerne gesehen, dass ein Großteil dieser Talente auch beim FC Passau spielt, damit die Jugendmannschaften des Vereins, zugleich NLZ-Teams, personell bestmöglich besetzt sind und sich mit den anderen Top-Teams in Bayern messen können.

Passaus NZL-Leiter Robert Sammereier verweist allerdings auf die „spezielle“ regionale Situation mit zwei großen Stadtvereinen, die mitverantwortlich gewesen sei, dass es die FCP-Teams von der U15 bis zur U19 eben nicht dauerhaft in die höchsten Spielklassen geschafft hätten. „Spezielle Situation heißt hier, dass sich die Top-Talente der Region zu 80 Prozent auf zwei Vereine verteilen, die zwar punktuell immer wieder in den Bayernligen auftauchen, sich jedoch nicht über mehrere Jahre dort positionieren können“, so Sammereier. Soll heißen: Mal spielt der FC Passau höher, dann wieder der SV Schalding. An anderen NLZ-Standorten würden sich die ambitionierten Spieler viel stärker auf einen Klub konzentrieren, so Sammereier, der mit Blick auf die Talentförderung in Passau insgesamt anmerkt. „Gerade die Erfolge in den jüngsten Stützpunktvergleichen sind ein Beweis der guten Arbeit.“

Beim 1. FC Passau heißt es, dass der Schritt für BFV wie auch Verein „logisch und konsequent“ gewesen sei. „Wir sehen jetzt die Chance gekommen, unsere Jugendarbeit neu auszurichten und noch passgenauer an die vorhandenen Strukturen und Möglichkeiten anzupassen“, sagt der 1. Vorsitzende Markus Fleischmann. „Im Bereich der sportlichen Entwicklung der Mannschaften, sie in hohe Ligen zu bringen und dort zu halten, haben wir alles gegeben und viele sportliche Erfolge erzielt, aber am Ende war es ein Kraftakt, den wir mit unseren ehrenamtlichen Mitteln nicht in der vom BFV gewünschten Weise bewerkstelligen können“, sagt Fleischmann, der sich bei allen, die in den vergangenen 13 Jahren am NLZ gearbeitet haben, für „unglaublich viel Engagement und Herzblut“ bedankt.

Wie es nun weitergeht beim FC Passau in Sachen Nachwuchsförderung? „Unabhängig von der aktuellen Entwicklung ohne das BFV-Label NLZ hat der FC Passau sportlich ambitionierte Ziele. Wir sagen weiterhin Ja zu einer guten Jugendarbeit, zu guten und qualifizierten Trainern. Aber wir gehen weg vom BFV-Gedanken der reinen Eliteförderung“, sagt Fleischmann.

Roos und Pielmeier sollen 2. Vorstände werden

Damit der 1. FC Passau auch weiterhin eine „attraktive sportliche Adresse sowohl im Jugendfußball als auch im Herrenbereich“ bleibe, habe der Verein viele neue Ideen, erklärt Fleischmann. „Eine verantwortliche Rolle kommt hierbei auch dem neuen Jugendleiter Dr. Stephan Reichardt zu“, der schon konkrete Vorstellungen habe, wie er die Jugendarbeit in Abstimmung mit der sportlichen Leitung aufstellen möchte, sagt Fleischmann.

Darüber hinaus gebe es auch personelle Veränderungen im Vorstandsteam: Mit Michael Pillmeier und Philipp Roos werden auf der kommenden Jahreshauptversammlung am 26. April zwei bekannte Fußballer zu den Stellvertretern von Markus Fleischmann gewählt, Patrick Weber, der aktuell für den Bezirksligisten aufläuft, wird neuer Sportvorstand und damit Nachfolger von Roman Holzinger. „Philipp, Michael und Patrick sind ehemalige oder noch aktive Herrenspieler des FC Passau und sind überaus anerkannte Personen im Verein. Mich freut es sehr, wenn sie Verantwortung für den FC übernehmen und ihre hohe Fachkompetenz miteinbringen, unseren Traditionsverein weiter zu entwickeln“, sagt Fleischmann.


Hintergrund: Die BFV-Nachwuchsleistungszentren bilden eine wichtige Schnittstelle zwischen den bayernweit 64 DFB-Stützpunkten und den Bundesliga-Nachwuchsleistungszentren. Ziel ist eine flächendeckende, hochqualifizierte Eliteförderung von jungen Fußballtalenten in ganz Bayern, ohne dass die Jugendlichen ihr soziales Umfeld (Eltern, Schule, Freunde) verlassen und lange Fahrtstrecken auf sich nehmen müssen.

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